Joko & Klaas hatten bei Pro 7 wieder 15 Minuten freie Sendezeit: Sie haben live zur Band Selo i Ludy in deren deren Schutzkeller im bombardierten Charkiw geschaltet.

Der Schlagzeugpart kam nur vom Band. Der Mann, der ihn hätte spielen sollen, in einem Tiefkeller in Charkiw in der Ostukraine, der mal Probenraum der Band Selo i Ludy war und nun als Ganztagesquartier der Musiker und Schutzbunker für die Nachbarn dient, konnte mit seiner Familie aus der von russischen Truppen gnadenlos bombardierten Stadt fliehen. Der Rest der Band spielt aus der Mitte des Krieges heraus live fürs deutsche Publikum mit einem Zorn, einer Verzweiflung, einer Auflehnung, die man auf ihren früheren, auf Youtube abrufbaren Clips nicht findet.

 

Die Entertainer Joko & Klaas hatten in ihrer Show wieder mal gegen Pro 7 gewonnen, also 15 Minuten TV-Sendezeit zur freien Verfügung. Sie haben live zu Selo i Ludy geschaltet, in einer Variante jenes unmittelbaren Dabeiseins und doch Sicher-fern-Bleibens, die es so in keinem Krieg zuvor gab.

Die Botschaft: „Wir gehören zu Euch“

Selo i Ludy sind auch eine Coverband, aber diese richtige Kategorisierung vermittelt den hundertprozentig falschen Eindruck von ihnen. Sie machen sich bekannte Songs – bei Joko & Klaas „It’s my Life“ von Bon Jovi, „Du hast“ von Rammstein“ und „Space Oddity“ von David Bowie – so zu eigen, dass sie wie für sie geschrieben wirken. Aus dem Charkiwer Keller heraus wird noch einmal deutlicher, dass sie mit Songs aus dem westlichen Popkanon demonstrieren wollen: Wir gehören zu Euch. Wir sind kein exotischer anderer Teil der Welt, in dem andere Regeln gelten und Krieg ab und an eben hingenommen werden muss.

Was sie als Musiker jetzt tun könnten? Dasselbe wie immer, so gut wie möglich, sagen sie. Selo i Ludy machen, auf Youtube nun für jeden nacherlebbar, Musik in einer Zone, in der Luftalarmsirenen und Explosionen das Leben bestimmen. Drei Lieder und ein paar Sätze lang vermittelt die Band für alle belagerten Ukrainer: Wir sind noch da. Sie mahnt uns, dass wir nicht einfach so tun können, als sei alles, das Schlimmste auch, sowieso schon gelaufen.