Jan-Hendrik Pelz und Johanna Mangold brauen im Kunstverein Neuhausen einen Zaubertrank. Die wichtigste Zutat kommt vom Starkünstler Jonathan Meese.

Ostfildern - Kein Zaubertrank ohne Misteln, das weiß jeder, der Asterix gelesen hat. Auch in dem magischen Süppchen, das Jan-Hendrik Pelz und Johanna Mangold gebraut haben, fehlt das immergrüne Gewächs nicht. Eine andere Zutat ist allerdings noch wichtiger. Denn der Zaubertrank aus dem Hause Pelz/Mangold dient nicht dazu, legionenweise Römer zu vermöbeln, er soll vielmehr helfen, sich auf dem Kunstmarkt durchzuboxen. Mit dem jetzt vom Kunstverein Neuhausen präsentierten Projekt „Elixus“ ist dem Zweigespann ein aufschlussreicher Spaß über den Ausstellungsbetrieb gelungen. Im Fokus steht ein 24-teiliges Video. Es dokumentiert schrittweise die Herstellung der Mixtur, die ihrem Konsumenten verspricht, ein berühmter Künstler zu werden. „Die Idee zu der Arbeit“, erklärt Pelz, „kam uns bereits während des Studiums, als wir gemerkt haben, wie hart umkämpft Arbeits- und Verkaufsmöglichkeiten für Künstler sind. Nur drei bis fünf Prozent der Akademieabsolventen können von ihrer Kunst leben.“

 

Augenzwinkernd haben sich die beiden gesagt: Da hilft nur Hexerei! Sie studierten Fachliteratur über keltische Druiden, Alchemie oder Voodoo und erfuhren, dass sich in vielen Mysterien die Kraft einer Person in den Haaren bündelt. Folglich mussten die Keratinfäden eines berühmten Kollegen her. Die beiden kamen auf Jonathan Meese. „Unsere Wahl fiel auf ihn“, so Pelz, „weil die langen Haare sein Markenzeichen sind. Außerdem spielt Meeses Werk ebenfalls mit okkulten Praktiken.“ Der Starkünstler war begeistert: Er erklärte sich nicht nur sofort bereit, das Gewünschte zu spenden, sondern drehte auch ein eigenes Video über die Entnahme der Haarprobe. Es läuft ebenfalls im Kunstverein Neuhausen.

Selbstverständlich haben die beiden das fertige Gebräu zunächst selbst gekostet – und es funktioniert offenbar wirklich! Soeben hat das Kunstmuseum Stuttgart die Hauptteile des Ensembles angekauft. „Das Recht, die Arbeit von Meese parallel zu unserem Projekt zeigen“, so Pelz, „bleibt dagegen bei uns.“

Weiterhin im Besitz des Duos bleiben kleine Flakons mit dem Erfolgselixier, diese sind für jeweils 280,- Euro zu erwerben. „Wenn man so will“, sagt Pelz, „ist es ein Doping für Künstler.“ Der Vergleich ist gut gewählt, denn auch im Sport resultiert die Einnahme leistungssteigernder Substanzen aus dem hohen Konkurrenzdruck. Im wahren Künstlerleben sind die Hilfsmittel, für die der Trank metaphorisch steht, die richtigen Kontakte. Besonders die internationalen Großgalerien hätten die Macht, Karrieren zu pushen, wie Pelz beobachtet. „Es kommt darauf an, sich frühzeitig Netzwerke aufzubauen.“ Genauso wichtig ist es aber, nicht den Kopf hängen zu lassen. Aus diesem Grund enthält der Zaubertrank auch ein Antidepressivum.

Bis 21. Juli, Rupert-Mayer-Str. 68b. Sa, So 14-18 Uhr.