In Aichtal-Grötzingen trifft sich einmal im Jahr die Jonglier-Szene. Die Convention wächst stetig, auch das Niveau steigt.

Aichtal - Dicht drängen sich die Künstler und Hobby-Jongleure in der Sporthalle. In einem geordneten Chaos fliegen Bälle, Keulen und Hula Hoops durch die Luft. Vieles geht zu Boden, doch das macht nichts. Schließlich sind die Teilnehmer nicht nur zum Spaß hier, sondern auch, um etwas zu lernen. Viele Besucher haben drei Tage und drei Nächte in der Sporthalle in Aichtal-Grötzingen verbracht. Von Müdigkeit ist nur hier und da etwas zu sehen.

 

Ein bisschen alternativ, ein bisschen hippiesque ist sie, die Jonglier-Szene. In Deutschland ist sie noch eines: eine der Größten überhaupt, weiß Verena Rau. „Auch auf internationalen Treffen ist Deutschland immer am stärksten vertreten“, sagt Rau, die Mitorganisatorin der Jonglier-Convention in der Mehrzweckhalle auf dem Aichbachwasen. Diese Entwicklung freut sie, macht sie sich doch auch auf dem Treffen an dem langen Osterwochenende bemerkbar, das der Verein „Jonglieren in Aichtal“ zum bereits dritten Mal organisiert hat. „Unsere Convention wächst, wir haben so viele Teilnehmer wie noch nie“, sagt die 27-jährige Künstlerin. Erstmals kratzt die Besucherzahl an der 400-Marke.

Für die Leidenschaft den Job gekündigt

Hin und wieder spazieren auch Einheimische vorbei, um einen neugierigen Blick durchs Fenster zu werfen. Zu sehen bekommen sie vor allem Menschen fast aller Altersgruppen, die ihre Fertigkeiten in zahlreichen Workshops weiterentwickeln und verbessern möchten. Jonglieren, das bedeutet nicht nur Bälle werfen. Keulen, Poi-Spinning, also das kunstvolle Schwingen von Bällen, die an Schnüren befestigt sind, ja sogar Hula-Hoop-Reifen werden auf der Nase balanciert.

Fritz Mack aus Nürnberg zeigt einer kleinen Gruppe, wie man gleich mehrere Keulen aus einer Hand werfen und damit jonglieren kann. Souverän und mit der Leichtigkeit eines Menschen, der dem Jonglieren bereits vor 35 Jahren verfallen ist, wirft er die bunten Keulen in die Luft. Multiplex nennt sich die Disziplin. „Man muss bereits gut jonglieren können, um sich daran zu wagen“, sagt der drahtige 52-Jährige, der vor elf Jahren seinen Job als Ingenieur an den Nagel gehängt hat, um sich beruflich seiner Leidenschaft zu widmen. „Das hat Mut gekostet, aber ich wollte mein Leben verändern“, sagt er.

Technischer Standard ist gestiegen

Für die meisten ist Jonglieren ein Spiel, zu dem etwas Meditatives hinzukommt. Andere betreiben es mit einem Leistungsgedanken. „Der technische Standard ist gestiegen in den letzten paar Jahren“, betont Verena Rau. Vieles sei sportlicher geworden, aber hier auf der Convention nehme man es „nur halbernst“. Ein paar Spaßwettbewerbe gab es am Wochenende dann doch und eine Skill-Night, also einem Abend, an dem jeder seine besonderen Fähigkeiten zur Schau stellen konnte, gab es am Freitagabend auch.

Ein weiterer Höhepunkt war die Gala-Show, die am Sonntag zweimal in der Festhalle Aich gezeigt wurde. Die zog neben Convention-Teilnehmern auch Einheimische an. In einer knapp über eine Stunde dauernden Vorführung zeigten Profis, was sie mit Ringen, Keulen und Diabolos so alles anstellen können.