„Es ist wichtiger, was im Kopf drin ist, als was obendrauf ist“, sagt Königin Rania von Jordanien. Die einzige Königin der arabischen Welt möchte mehr sein als ein modisches Anhängsel. Feministin ist sie aber keine.

Stuttgart - Weltoffen, gebildet, klug, sozial engagiert und dazu äußerst attraktiv – dafür steht Rania von Jordanien, zumindest in der westlichen Welt. Hierzulande wird die Königin, die sich auf ihrem Instagram-Profil augenzwinkernd als „Mutter und Ehefrau mit einem wirklich coolen Tagesjob“ beschreibt, als Brückenbauerin zwischen dem Westen und der islamischen Welt gesehen. Und in den bunten Blättern als Stilikone gefeiert, als Wohltäterin - und gern auch mal als „Prinzessin Diana des Orients“ bezeichnet. In der arabischen Welt schätzt man die Königin, die an diesem Montag 50 Jahre alt wird, hingegen weniger.

 

Rania hat Betriebswirtschaft in Ägypten studiert

Zwar fällt die Kritik aufgrund von Ranias Position eher verhalten aus. Dennoch: Aus linken Kreisen wird der Ehefrau von König Abdullah II. (58) Machtmissbrauch und Vetternwirtschaft vorgeworfen. Und bei den Strengreligiösen eckt sie an, weil sie sich für Frauenrechte einsetzt, so genannte Ehrenmorde öffentlich als Schandtaten verurteilt, die Terrormiliz Islamischen Staat brandmarkt und demonstrativ kein Kopftuch trägt. Ihr Credo: „Es ist wichtiger, was im Kopf drin ist, als was obendrauf ist.“ Und so ist Rania seit 27 Jahren weit mehr als ein modisches Anhängsel des jordanischen Königs.

Die Königin, die aus einer palästinensischen Arztfamilie stammt und in Ägypten Betriebswirtschaft studierte, kümmert sich vor allem um die Themen Kinderarmut und Bildung. International engagiert sie sich für die SOS-Kinderdörfer. 2002 erhielt sie den Deutschen Medienpreis, 2007 den Bambi für ihren Einsatz für Gleichberechtigung. Rania als Feministin zu bezeichnen, ginge aber zu weit. Dafür ist sie zu sehr in der Tradition verankert. Schließlich ist König Abdullah nicht nur jordanisches Staatsoberhaupt, sondern auch das religiöse Oberhaupt der jordanischen Muslime. Letzteres wird auch durch seine Abstammung aus der Familie des Propheten Mohammed untermauert.

Die einzige Königin der arabischen Welt

Dass sie mal Königin werden würde, war aber selbst nach ihrer Hochzeit mit dem damaligen Prinzen Abdullah im Jahr 1993 noch nicht absehbar. Eigentlich galt dessen Onkel Hassan als Thronfolger. Doch König Hussein (1935-1999) bestimmte wenige Tage vor seinem Tod überraschend seinen ältesten Sohn zu seinem Nachfolger. Nach Abdullahs Thronbesteigung wurde Rania nicht automatisch Königin – ihr Mann, mit dem sie zwei Töchter und zwei Söhne hat, ernannte sie dazu und machte sie so zur einzigen Königin der arabischen Welt. Andere Herrschergattinnen müssen sich mit dem Titel Prinzessin begnügen.

Rania ist Medienprofi und nutzt ihre Reichweite

Rania nutzt ihre Sonderstellung auch, um für Jordanien um Investitionen in das von Krisen gebeutelte und von Armut geprägte Land zu werben. Auf Instagram, wo ihr mehr als sechs Millionen Menschen folgen, präsentiert sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Heimat als modern und innovativ. Rania nutzt ihre Reichweite, um Vorurteile gegen arabische und muslimische Gemeinschaften abzubauen. Etwa mit einem Video-Projekt, in dem Menschen unterschiedlichen Glaubens und Herkunft zusammen kommen. Auch in US-Talkshows oder auf roten Teppichen ist die Königin ein gern gesehener Gast. Unter Royal-Experten gilt sie als Medienprofi. Eine Eigenschaft, die heute fast selbstverständlich zur Jobbeschreibung moderner Monarchen gehört.

Leben und Wirken der Königin

Rania wurde am 31. August 1970 als Tochter palästinensischer Flüchtlinge in Kuwait geboren. Sie studierte Betriebswirtschaft an der Amerikanischen Universität Kairo. Nach ihrem Abschluss zog sie nach Jordanien, wo sie für Apple arbeitete. 1993 heiratete sie Abdullah (58), den ältesten Sohn von König Hussein II. (1935–1999). Das Paar hat vier Kinder. Kurz vor seinem Tod änderte Hussein sein Testament – so wurde nicht sein Bruder, sondern Abdullah überraschend König. Er erklärte Rania zur Königin. Seitdem gilt sie als modernes Gesicht der arabischen Welt und setzt sich unter anderem für Frauenrechte und gegen Kinderarmut ein. (ina)