Nicht nur Josef Ferstl tritt in die Fußstapfen seines Vaters – es gibt noch andere Beispiele.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Die erste Streif-Erfahrung von Josef Ferstl liegt 24 Jahre zurück. Damals schickte Papa Sepp den Sechsjährigen am Rande der Mausefalle den Hang hinunter. Als der Knirps irgendwann im Tiefschnee steckenblieb, weinte er bitter – während Papa Ferstl weiter oben am Berg herzhaft lachte.

 

Nicht, dass da was falsch verstanden wird: Josef Ferstl (30) hat am Sonntag nicht 40 Jahre nach seinem Vater in Kitzbühel gewonnen, weil dieser ihn so gedrillt hätte – „überhaupt nicht“, erzählt der Peppi. „Mein Vater hat immer gesagt, er unterstützt mich. Aber er hat nie gesagt, dass ich in Kitzbühel gewinnen muss.“ Dies sei eigentlich nur ein gefundenes Fressen für die Medien. „Klar, weil der Papa da gewonnen hat, muss es der Sohn jetzt auch“, sagt Josef Ferstl, der am Sonntag überraschend den Super-G gewann und damit tatsächlich in Vaters Fußstapfen trat. Der gewann die Kitzbühel-Abfahrt 1978 und 1979 und ist heute als Beobachter der Rennen seines Sohns aufgeregter als alle anderen. „Er analysiert immer alles. Ich sage ihm dann aber schon mal: Ja, Papa, wir haben hier auch ein gutes Trainerteam, wir müssen nicht jedes Mal telefonieren.“ Doch freue er sich, „dass mein Vater auf seine alten Tage noch einmal so stolz auf mich ist“.

Wie der Vater, so der Sohn – oft gibt es derlei Kombinationen im alpinen Skizirkus nicht. Sepp Ferstl wurde als einer der Könige von Kitz immer wieder eingeladen auf die Streif, nahm seine drei Söhne mit – auch sie wurden vom Renn-Gen des Alpinsports erfasst. Vor allem Josef. „Wenn ich als kleiner Junge zu Hause nur an den beiden Gamsen meines Vaters vorbeigegangen bin, dachte ich immer: So eine willst du auch mal haben.“ Die Gams ist die Auszeichnung für den Kitzbühel-Sieger, sozusagen der Bambi des Skizirkus. „Weil da jetzt so eine Familienstory dahintersteckt, würde ich meinen Erfolg sogar über eine Medaille stellen“, sagt Josef Ferstl.

Skifamilie Neureuther-Mittermaier

Gamsen haben sie im Hause Neureuther auch genug – eine bekam Vater Christian in Kitzbühel für den Slalomsieg vor 40 Jahren, gleich zwei sein Sohn Felix (34). Für die schönsten Trophäen in der Familienvitrine ist allerdings Mama Rosi Mittermaier verantwortlich gewesen, denn die „Gold-Rosi“ sorgte 1976 bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck mit zwei Gold- und einer Silbermedaille für herausragende Momente deutscher Sportgeschichte.

Auch die Neureuthers haben Sohnemann Felix nicht gedrillt, aber extrem unterstützt. Mutter Rosi blieb eher im Hintergrund und sorgte für ein gemütliches und behütetes Zuhause. Den Rest erledigte der Vater. Bereits mit zweieinhalb Jahren stand Felix Neureuther unter dessen Aufsicht zum ersten Mal auf Skiern. Mit drei Jahren gewann er sein erstes Rennen bei den Kinder-Skiclubmeisterschaften des SC Partenkirchen. Nach zahlreichen weiteren Erfolgen bei Kinderrennen wurde er siebenmal deutscher Jugendmeister – und so nahm die Karriere ihren Lauf. Es hätte aber auch alles anders kommen können im Hause Neureuther: Christians Urgroßvater war der Maler Eugen Napoleon Neureuther. Seinen guten Ruf verschaffte er sich durch Randzeichnungen zu Goethes Balladen und Romanzen.

Skifamilie Weirather-Wenzel

Die Mama heißt Hanni Wenzel, der Papa Harti Weirather – beide sind vor gut 40 Jahren Skistars gewesen. Ihre Tochter ist Tina Weirather (29), die für Liechtenstein neun Weltcup-Rennen gewann. Sie sagte einmal über die Bürde, wie Felix Neureuther einer Skifamilie zu entstammen: „Stört mich nicht. Im Starthaus können mir meine Eltern ja ohnehin nicht helfen.“

Wenn Tina Weirathers Karriere einmal beendet ist, könnte sie in der Sportmarketingagentur ihrer Eltern arbeiten. Ihre Anfangszeit im Weltcup war geprägt von drei Kreuzbandrissen. Mutter Hanni Wenzel, die ihr die ersten Schwünge beibrachte, hat sich damals aus der Debatte um eine Rückkehr ins Renngeschäft herausgehalten – während der Vater Harti mit einem klaren Nein votierte. Er sorgte sich um Tinas Gesundheit. „Er hat mir seine Meinung gesagt, mich dann aber trotzdem selbst entscheiden lassen. Das rechne ich ihm hoch an“, sagte Tina Weirather damals und fügte an: „Viele Eltern wären enttäuscht gewesen, wenn ihr Kind nicht das gemacht hätte, was sie ihm geraten haben.“

Estelle Alphand (23) fährt als Tochter des ehemaligen Gesamtweltcup-Siegers Luc Alphand auch im Skizirkus mit. Ihr Vater gewann später als Rennfahrer die Rallye Dakar. Sitzt Estelle irgendwann auch im Auto? Alles eine Frage der DNA.