Mark Ruffalo spielt den Reporter Mike Rezendes, einen immer ein wenig unbeholfen, gar nicht durchsetzungsfähig wirkenden Turnschuhträger, der in einem gewöhnlichen Journalistenthriller die Lichtgestalt abgeben könnte, die nach und nach durch Cleverness, Mut und Beharrlichkeit einen Skandal aufdeckt. Aber auch wenn wir die Zustände in Bostons katholischer Kirche hauptsächlich durch die suchenden Augen der Journalisten wahrnehmen, blickt der Film eben nicht nur mittels eines außer Frage stehenden Enthüllers auf allmählich ins Licht gezogene Schuldige.

 

Wie es zum Versagen kam

Es geht auch um die alte Garde im „Globe“, die immer nur vermeldet hat, was unbedingt vermeldet werden musste, und sich ums Nachfragen herumgemogelt hat, um Leute wie den von Michael Keaton gespielten Spotlight-Chef Walter Robinson. Der wird nicht verteufelt. McCarthy und Singer versuchen zu erkunden, wie es zum Versagen kommen konnte. Eine Lokalzeitung kann nicht existieren, wenn sie vom Ort nicht als Teil der Gemeinschaft wahrgenommen wird. Aber Teil der Gemeinschaft zu sein, das kann bedeuten, deren Blindheiten, Tabus und Vorurteile zu übernehmen.

Der „Boston Globe“ bekommt 2001 einen neuen Chefredakteur von außen, Marty Baron (Live Schreiber). Sehr genau zeigt der Film die klassische Frontlinie: die alten Hasen am Ort definieren sich als Gralshüter journalistischer Tugenden, dem Neuen wird als Dilettant, als Sparkommissar, als Propagandist der Verflachung erst einmal misstraut. Aber es ist der Neue, der die Recherche gegen die Kirche fördert. Bei seinem Antrittsbesuch beim Erzbischof bekommt der Jude Baron von dem einen Katechismus geschenkt: damit er gleich mal weiß, wessen Gesetze in Boston gelten.

Was Journalismus kann

„Spotlight“ macht deutlich, wie schwierig Recherche sein kann, wie viele Hindernisse es gibt, wie vorsichtig Journalisten im Umgang mit jenen sein müssen, die ihnen momentan helfen, aber dabei stets Eigeninteressen verfolgen. Aber dieser Film positioniert sich mit seiner Darstellung der Mühseligkeit gerichtsfester Berichterstattung nicht nur gegen das Gegeifer über die angebliche Lügenpresse. Er macht auch Mut: das Schweigekartell von Boston wurde geknackt, der Missbrauch wurde öffentlich, und die bis dahin halbwegs funktionierende Aussitzpolitik des Vatikans versagte. Journalismus kann die Welt durch ihr Beschreiben nach wie vor verändern.

Spotlight. USA 2015. Regie: Tom McCarthy. Mit Mark Ruffalo, Michael Keaton, Liev Schreiber, Rachel McAdams, Brian d’Arcy James, John Slattery, Stanley Tucci. 129 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.

Die alte Garde und die Kirche

Mark Ruffalo spielt den Reporter Mike Rezendes, einen immer ein wenig unbeholfen, gar nicht durchsetzungsfähig wirkenden Turnschuhträger, der in einem gewöhnlichen Journalistenthriller die Lichtgestalt abgeben könnte, die nach und nach durch Cleverness, Mut und Beharrlichkeit einen Skandal aufdeckt. Aber auch wenn wir die Zustände in Bostons katholischer Kirche hauptsächlich durch die suchenden Augen der Journalisten wahrnehmen, blickt der Film eben nicht nur mittels eines außer Frage stehenden Enthüllers auf allmählich ins Licht gezogene Schuldige.

Wie es zum Versagen kam

Es geht auch um die alte Garde im „Globe“, die immer nur vermeldet hat, was unbedingt vermeldet werden musste, und sich ums Nachfragen herumgemogelt hat, um Leute wie den von Michael Keaton gespielten Spotlight-Chef Walter Robinson. Der wird nicht verteufelt. McCarthy und Singer versuchen zu erkunden, wie es zum Versagen kommen konnte. Eine Lokalzeitung kann nicht existieren, wenn sie vom Ort nicht als Teil der Gemeinschaft wahrgenommen wird. Aber Teil der Gemeinschaft zu sein, das kann bedeuten, deren Blindheiten, Tabus und Vorurteile zu übernehmen.

Der „Boston Globe“ bekommt 2001 einen neuen Chefredakteur von außen, Marty Baron (Live Schreiber). Sehr genau zeigt der Film die klassische Frontlinie: die alten Hasen am Ort definieren sich als Gralshüter journalistischer Tugenden, dem Neuen wird als Dilettant, als Sparkommissar, als Propagandist der Verflachung erst einmal misstraut. Aber es ist der Neue, der die Recherche gegen die Kirche fördert. Bei seinem Antrittsbesuch beim Erzbischof bekommt der Jude Baron von dem einen Katechismus geschenkt: damit er gleich mal weiß, wessen Gesetze in Boston gelten.

Was Journalismus kann

„Spotlight“ macht deutlich, wie schwierig Recherche sein kann, wie viele Hindernisse es gibt, wie vorsichtig Journalisten im Umgang mit jenen sein müssen, die ihnen momentan helfen, aber dabei stets Eigeninteressen verfolgen. Aber dieser Film positioniert sich mit seiner Darstellung der Mühseligkeit gerichtsfester Berichterstattung nicht nur gegen das Gegeifer über die angebliche Lügenpresse. Er macht auch Mut: das Schweigekartell von Boston wurde geknackt, der Missbrauch wurde öffentlich, und die bis dahin halbwegs funktionierende Aussitzpolitik des Vatikans versagte. Journalismus kann die Welt durch ihr Beschreiben nach wie vor verändern.

Spotlight. USA 2015. Regie: Tom McCarthy. Mit Mark Ruffalo, Michael Keaton, Liev Schreiber, Rachel McAdams, Brian d’Arcy James, John Slattery, Stanley Tucci. 129 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.