Die Studenten der Kinder-Uni haben viel erlebt: Sie sahen ein Rind im Hörsaal, obwohl das eigentlich verboten ist, und ließen sich überzeugen, dass Wunderkerzen unter Wasser brennen. Die StZ sucht nun Studenten der ersten Vorlesungen vom Sommer 2003.

Stuttgart - Seit zehn Jahren veranstaltet die StZ nun die Kinder-Uni in Kooperation mit ihren Partnern. Vier Redakteurinnen erinnern sich aus diesem Anlass an ihre schönsten Erlebnisse. Und auf der nächsten Seite rufen sie die Studenten der ersten Kinder-Unis auf, sich zu melden. Sie würden gerne erfahren, was aus ihnen geworden ist.

 

Die StZ-Redakteurin Tanja Volz erinnert sich: Spaß macht Kinder-Uni am meisten, wenn es zischt, stinkt und kracht. Und noch mehr Spaß macht es, wenn man es selbst krachen lassen kann. Das haben wir getan als Vorbereitung für die Vorlesung „Warum macht eine Wunderkerze Sterne?“ und einen Film für unsere Homepage stuttgarter-zeitung.de darüber gedreht. Mit Wunderkerzen kann man ein beeindruckendes Unterwasserfeuerwerk veranstalten. Dazu bindet man mindestens elf Wunderkerzen zusammen, zündet diese an und steckt sie in ein Wasserglas – sie brodeln und sprudeln weiter. Sieht gut, aber wenig spektakulär aus im Film. Das Wunderkerzen-Bündel wird also größer geschnürt, allerdings ohne Wissen des Versuchsleiters und der Filmemacherinnen. Mit sehr viel mehr Wunderkerzen wird das Experiment wiederholt und nun zischt, brodelt und stinkt es richtig. Heiße Eisenkügelchen fliegen durch die Luft und bohren Brandlöcher in den Versuchstisch sowie den Laborkittel. Die Filmemacherinnen lassen vor Schreck die Kamera fallen und der Versuchsleiter sieht recht mitgenommen aus. Seine Augenbrauen und Haare sind angekokelt und es riecht verbrannt. Unerschrocken hält er dennoch am Versuchsablauf fest – und so kann unser Feuerwerk unter Wasser mit jedem Uni-Versuch mithalten! Die Haare des Versuchsleiters sind übrigens längst wieder nachgewachsen.

Nadia Köhler: Natürlich haben Kühe Hörsaalverbot. 500 zappelige Kinder, da kann wirklich jede Kuh zu viel kriegen. Trotzdem schade, dass, wenn es um das Thema „Warum brauchen Kühe ein Zuhause?“ geht, laut Hausordnung kein Vierbeiner anwesend sein darf. Und das, obwohl nur einen Steinwurf entfernt in der Hohenheimer Versuchsstation für Tierhaltung und Tierzüchtung einer der modernsten Kuhställe der Region sowie einige der schönsten Rindvieh-Exemplare stehen. Thomas Jungbluth grübelte und fand einen Ausweg 2004 aus dem Vorschriftendschungel. Zu Beginn seiner Vorlesung holte der Professor vom Institut für Agrartechnik einen Stargast aus den Katakomben. Kein ausgewachsenes, schreckhaftes, angriffslustiges Rindvieh, sondern ein flauschiges, noch wackelig auf den Beinen stehendes Kälbchen kam in den Hörsaal getapst. Benjamin – drei Tage alt – war nicht nur der jüngste Kinder-Uni-Teilnehmer, den man in Hohenheim jemals gesehen, sondern auch der bravste. Am Daumen seines Bauern lutschend, ließ er 45 Minuten Vorlesungszeit und viele, viele Streicheleinheiten über sich ergehen – ohne auch nur ein einziges Muh von sich zu geben.

Simone Höhn: Der Geräuschpegel in einem Hörsaal voller wuseliger Kinder-Uni-Studenten ist oft ganz schön hoch. Vor allem gegen Ende der Vorlesung wird das Schwätzen, Rascheln und das Klappern der Tische meist immer lauter. Eine Stunde lang still sitzen und zuhören ist für die kleinen Energiebündel eben ganz schön lang – da kann die Vorlesung auch noch so spannend sein. Umso besser, wenn man dabei auch noch laut sein darf. So wie 2006, als Klaus Breuninger erklärt hat, warum Musik so schön klingt. Der Leiter des Sinfonieorchesters der Universität Hohenheim hat die Vorlesung mehr dirigiert als gehalten und aus den Nachwuchsstudenten kurzerhand einen Kinder-Uni-Chor gemacht. Die Kinder sangen euphorisch „Hänschen klein“ oder „Heute kann es regnen, stürmen oder schneien“. Der komplette Hörsaal hatte sich in eine einzige, bunte, fröhliche Melodie verwandelt. Das Wort Geräuschpegel bekam da plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Bezaubernd!

Sabine Nedele: Eigentlich ist der Vorlesungssaal der Kinder-Uni für Erwachsene verbotenes Terrain. Weder Eltern noch Tanten oder andere Begleitpersonen haben Zutritt. Nur Helfer, Ordner und die Berichterstatterin dürfen in den Raum. Und so kommt es, dass man als Erwachsene neben einem Mädchen Platz nehmen darf, das sich mit geblümtem Schulheft und gezücktem Füller akribisch auf die Vorlesung vorbereitet zu haben scheint. Doch es kommt anders, damals, 2007, in der Vorlesung „Warum brauchen wir Werbung?“. Das Licht geht aus, mehrere Spots flimmern über die Leinwand, das heitere Markenraten beginnt. Und obwohl manche Eltern im Vorfeld Bedenken geäußert haben, dass Werbung zu positiv dargestellt werden könnte, bleibt die Nebensitzerin cool: „Werbung ist interessant, man darf nur nicht alles glauben“, lautet ihr Fazit. Spricht’s und klappt ihr Heft zu. Mitgeschrieben hat sie übrigens kein einziges Wort.

Kinder-Uni-Studenten der ersten Stunde, bitte melden!

Aufruf
Am 11. Juli 2003 erklärte Claus Peter Hutter, warum Frösche schleimig sind. Damit war die Kinder-Uni der StZ, der Initiative zur Förderung hochbegabter Kinder e. V. sowie der Universitäten Hohenheim und Stuttgart geboren. In diesem Sommersemester feiert die beliebte Veranstaltung also ihr Zehn-Jahr-Jubiläum. Wir würden gerne erfahren, was aus den wissbegierigen Nachwuchsstudenten von damals geworden ist. Darum bitten wir die Kinder-Uni-Teilnehmer aus dem Sommersemester 2003, sich in der Redaktion zu melden.

Kontakt Wer sich an die Vorlesungen, „Warum sind Frösche schleimig?“ oder „Warum Sprudel sprudelt“ erinnert, kann sich gerne bei Nadia Köhler melden – entweder per Mail an n.koehler@stz.zgs.de oder unter: 07 11/72 05 11 14.