Die Robert Bosch-Stiftung fördert seit 50 Jahren Stipendiaten. Von ihren Mitteln profitieren junge Zuwanderer, Forscher mit einem ganz besonderen Blickwinkel und Nachwuchskünstler. Drei Porträts von „Urenkeln“ des Gründervaters.

Stuttgart - Während in Europa die Arbeiter noch gegen die Eiseskälte des Manchester-Kapitalismus ankämpften, machte sich Robert Bosch früh für geregelte Arbeitszeiten stark. Die nach ihm benannte Stiftung setzt sich seit 50 Jahren für gemeinnützige Ziele in seinem Geist ein. Davon profitieren vor allem junge Menschen – begabte Schüler, Kinder aus Zuwandererfamilien, aufstrebende Wissenschaftler. Drei Beispiele von den „Urenkeln“ des Gründervaters. Maren Reyer beschäftigt sich täglich damit, wie Menschen mit einem Rollator mobil bleiben können. Sie denkt darüber nach, ob grüne Ampelphasen lang genug sind, um rechtzeitig die andere Straßenseite zu erreichen. Maren Reyer ist nicht 80 Jahre alt, sie ist 31. Die junge Wissenschaftlerin an der Uni Stuttgart erforscht in ihrer Doktorarbeit, wie bewegungsfreundlich Stuttgart ist. „Aus der Psychologie wissen wir viel darüber, wie wir Menschen dazu motivieren können, aktiv zu bleiben. Aber wir wissen wenig darüber, welche Rolle das Wohnumfeld dabei spielt.“ Maren Reyer will diese Leerstelle in der Forschung mit ihrer Arbeit füllen.

 

Deswegen hat sie die Stuttgarter Stadtteile unter die Lupe genommen. Ende des vergangenen Jahres ließ sie sich vom Einwohnermeldeamt eine Liste von Stuttgartern im Alter zwischen 55 und 75 Jahren zuschicken. Für die Doktorandin war es wichtig, nicht nur Rentner, sondern auch Berufstätige zu ihrem Wohnumfeld zu befragen. Eine Zufallsstichprobe gibt ihr Aufschluss darüber, wo es älteren Menschen leichtfällt, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen – und in welchen Stadtteilen Nachholbedarf besteht.

Wie sicher ist das Viertel?

Ihre Bewertung setzt sich aus verschiedenen Puzzleteilen zusammen: Welche Einkaufsmöglichkeiten gibt es? Wie gut ist die Anbindung an die Stadtbahn oder den Bus? Gibt es in der Nähe des Wohnorts Grünanlagen, in denen Ältere einen Spaziergang machen können? Und nicht zuletzt: Wie steht es um die Sicherheit im Viertel, wenn ältere Menschen abends das Haus verlassen? Diese Faktoren entscheiden mit darüber, ob eine Stadt aus Sicht der Forscher „bewegungsfreundlich“ ist.

Die Robert Bosch Stiftung hat Maren Reyer bei der Erhebung der Daten – die Doktorandin hat alle Teilnehmer einzeln angeschrieben – finanziell unterstützt. Die Hilfe erfolgte im Rahmen des Blickwechsel-Stipendiums – dabei werden junge Forscher gefördert, die sich mit Fragen rund um das Alter beschäftigen. Derzeit wertet Maren Reyer ihre Daten aus. Ihre Forschung könnte konkrete Anhaltspunkte für die Kommunalpolitik in Stuttgart liefern: „Die Frage, wie selbstständig Menschen im Alter bleiben, wird angesichts der demografischen Entwicklung ein wichtiges Thema für die Politik werden.“