Auch im 175. Jahr seines bestehens hilft das Gustav-Adolf-Werk Württemberg Gemeinden in der Diaspora, aktuell vor allem im Nahen Osten.

Stuttgart - Die christliche Nächstenliebe steht bei der Arbeit des Gustav-Adolf-Werks (GAW) Württemberg im Mittelpunkt. Seit 175 Jahren unterstützt das älteste evangelische Hilfswerk in Deutschland protestantische Kirchen in Gebieten, in denen sie als religiöse Minderheit leben, also in der Diaspora. Alles im Auftrag und mit Unterstützung der Evangelischen Kirche.

 

Am Samstag und Sonntag, feierte das Gustav-Adolf-Werk Württemberg in Stuttgart sein 175-jähriges Bestehen mit Bibelarbeit, Vorträgen, Workshops und einem Festgottesdienst in der Stiftskirche mit Landesbischof Frank Otfried July.

Hilfe für oberschwäbische Diaspora

Im August 1843 konstituierte sich der Verein für die Gustav-Adolf-Stiftung. Der Schwerpunkt damals lag in der oberschwäbischen Diaspora. Man wollte hilfsbedürftige protestantische Gemeinden im Land unterstützen. „In Bad Waldsee wurde der Bau einer Kirche gefördert, Unterstützung gab es aber auch bei Pfarrerausbildungen oder bei der Anschaffung von Schriften“, blickt Prälatin Gabriele Wulz, Vorsitzende das Werks Württemberg zurück. Im zweiten Weltkrieg engagierte sich das Werk bei der Hilfe für Vertriebene und Flüchtlinge im eigenen Land. „Später dann waren wir in Württemberg gut aufgestellt und haben uns zur weltweiten Diaspora orientiert. Etwa nach Lateinamerika, wo es deutsche Auswanderungsgemeinden gibt“, sagt Wulz. Ab 1990 dehnte sich dieses Engagement bis nach Russland oder Georgien aus. „Wir unterstützen bestehende Gemeinden, damit sie weiterhin tätig sein und ihren Glauben in Freiheit leben können.“ Das GAW übernimmt dabei als Verein die Diaspora-Arbeit der Württembergischen Landeskirche und erhält mit der gesamten Adventskollekte, vielen Spenden und einem Zuschuss der Landesregierung die für die Hilfsarbeit nötigen Mittel. Die insgesamt zweiundzwanzig Gustav-Adolf Werke in ganz Deutschland stimmen sich jährlich über ihre Projekte ab und haben eine großflächige Unterstützung von Diaspora-Gemeinden zum Ziel.

Viele Gäste aus dem Ausland

Rund zweihundert Gäste aus zwanzig der fast fünfzig weltweiten Partnerkirchen machten sich auf den Weg in die Landeshauptstadt um das 175-Jährige Bestehen des GAW Württemberg zu feiern. Bischöfe der evangelischen Kirchen in Georgien, Griechenland, Österreich, der Slowakei oder Slowenien nahmen teil. Meletis Meletiads aus Griechenland berichtete etwa von seinem Engagement für Flüchtlinge. In den 1920er Jahren wurde seine Gemeinde aus der Türkei vertrieben. Die Menschen flohen nach Syrien und Griechenland. „Jetzt helfen wir syrischen Flüchtlingen mit Essen und Medizin und leben zusammen. Die Kirche ist unsere Verbindung“, sagt Meletiads. Unterstützt wird er vom GAW Württemberg. So auch Simon Sever. Der Gemeindepfarrer aus dem slowenischen Dörfchen Bodonci konnte dank der Unterstützung im Jahr 2013 ein Gemeindehaus bauen. „Wir sind sehr dankbar. Gemeinsam haben wir ein Projekt aufgebaut. In Slowenien züchten wir Bienen und das GAW verkauft den Honig in Deutschland. Jetzt steht die Renovierung der Kirche an.“

Aktuell liegt das Hauptaugenmerk des Werks Württemberg auf dem Nahen Osten. „Wir wollen dort christlichen Gemeinden eine Bleibeperspektive verschaffen. Hier geht es um die elementaren Nöte wie die medizinische Versorgung. Wir unterstützen etwa den Wiederaufbau von Schulen, damit die Menschen sehen, es lohnt sich hier zu bleiben“, sagt Gabriele Wulz. Minderheitsgemeinden seien auf andere angewiesen. „Deswegen ist unser Motto: ´Vernetzt hat Zukunft´ Programm“, sagt Gabriele Wulz.