Ein Zufall führte David Livingstone nach Afrika, doch es wurde seine Wahlheimat. Er durchstreifte den Kontinent und sah als erster Europäer die Victoriafälle. Seine Berichte änderten in Europa das Bild der Sklaverei. Sein Geburtstag jährt sich nun zum 200. Mal.

Stuttgart - Eigentlich sollte David Livingstone nach China. Als ihm der Opiumkrieg einen Strich durch die Rechnung machte, ging der gebürtige Schotte nach Afrika – eine für die Wissenschaft wichtige Zufallsentscheidung. Livingstone wurde zu einem der bedeutendsten Afrikaforscher der Neuzeit. Er entdeckte den Fluss Sambesi und die Victoria-Wasserfälle im heutigen Simbabwe und galt als einer der Vorreiter im Kampf gegen den Sklavenhandel.

 

Als Sohn einer Arbeiterfamilie wuchs David Livingstone im schottischen Blantyre auf. Schon während seines Medizinstudiums in Glasgow arbeitete er für die Londoner Missionsgesellschaft. Im Dezember 1840 schickte diese ihn auf Missionstour in den Süden Afrikas. Dort verbrachte Livingstone mehrere Jahre in den Missionsstationen Kuruman, Mabotsa und Koloben.

Der Kontinent faszinierte ihn so sehr, dass sein ursprünglicher Auftrag, die Missionierung und Zivilisierung der Einheimischen, in den Hintergrund rückte. Mit dem reichen Engländer William Oswell brach Livingstone 1849 zu seiner ersten großen Expedition auf und durchquerte als erster Europäer die Kalahari-Wüste. Auf seiner Reise begegnete er immer wieder Einheimischen, die noch nie zuvor einen weißen Mann gesehen hatten. Nicht alle traten ihm friedlich gegenüber. Er konnte sich aber mit dem Häuptling der Makolo anfreunden, der ihn auf eine Reise in den Norden mitnahm. 1851 traf Livingstone auf den Sambesi und folgte dessen Lauf in Richtung Westen zur Mündung im Indischen Ozean. Dabei entdeckte er gigantische Wasserfälle, die er zu Ehren der Queen Victoriafälle taufte. Im britischen Empire – zu jener Zeit auf dem Höhepunkt seiner Macht – galt er schon zu Lebzeiten als Nationalheld.

Ein legendäres Zitat: „Dr. Livingstone, nehme ich an?“

Der 200. Geburtstag des Forschers am 19. März wird in seinem Geburtsland und in Afrika gefeiert. Die Präsidentin des Staates Malawi, Joyce Benda, reist anlässlich des Jubiläums in die Geburtsstadt Livingstones. Der frühere schottische Ministerpräsident, Jack McConnell, ist sich sicher: „Anfangs wurde Livingstone vom Glauben getragen. Später wurde das vor allem durch den Kampf gegen die Sklaverei überlagert“, sagte er im Fernsehen.

Um sich auf seine Reisen zu konzentrieren, trat Livingstone aus der Mission aus und ging mit Unterstützung der Regierung in London auf eine zweite Expedition. Er sollte neue Handelsrouten ausfindig machen und Rohstoffe finden – jedoch ohne Erfolg. Während seiner dritten Expedition suchte er die Quelle des Nils – sein Forschertraum. Livingstone musste sich jedoch mit über 50 Jahren den Strapazen seiner Reisen geschlagen geben: 1868 erreichte er erschöpft und fieberkrank die Arabersiedlung Ujiji, ein Zentrum des Sklavenhandels. Seine Berichte über den Horror dort führten zu einem neuen Bild der Lage in Europa. Da er zu der Zeit als vermisst galt, schickte der Verleger des „New York Herald“ den Journalisten Henry Morton Stanley auf die Suche nach Livingstone. Mit den berühmten Worten „Dr. Livingstone, nehme ich an“ begrüßte Stanley 1871 den Verschollenen in Ujiji, im heutigen Tansania. Später suchte er zusammen mit Stanley weiter nach dem Ursprung des Nils, den er aber nie fand.