Die Schurwaldgemeinde Aichwald feiert mit einem offiziellen Festakt und einem Feierwochenende ihr 50-jähriges Bestehen.
Eine Liebesheirat war es nicht, als sich Schanbach mit Lobenrot, Aichschieß mit Krummhardt und Aichelberg am 1. Januar 1974 zusammenschlossen. Von einer Zwangsehe möchte heute aber auch kaum noch jemand sprechen. Beim offiziellen Festakt in der Schurwaldhalle hob der Bürgermeister Andreas Jarolim am Freitagabend den starken Zusammenhalt und das vielfältige ehrenamtliche Engagement vieler Einwohner in der Gemeinde hervor. „Es ist eine starke Partnerschaft geworden“, so der Schultes. Ganz freiwillig war der Gründungsakt aber nicht.
Bloß nicht nach Esslingen
Mit dem Zusammenschluss haben die Schurwäldler ihre Eingemeindung nach Esslingen erfolgreich verhindert. Eine Einwohnerbefragung hatte zwar ergeben, dass der Zusammenschluss mehrheitlich befürwortet wurde. Allerdings dürfte für das positive Votum der Einwohner vor allem die im Raum stehende Eingemeindung nach Esslingen der ausschlaggebende Grund gewesen sein.
Die Startbedingungen seien schwierig gewesen, erklärte Jarolim vor rund 300 geladenen Gästen. Es fing schon mit der Diskussion um den Namen der neuen Gemeinde an. Rasch schien aber klar zu sein, dass der Ort mit einem „A“ beginnen sollte. Dies sei vor allem den ortsansässigen Firmen wichtig gewesen, erinnerte Jarolim. Hintergrund sei damals gewesen, dass der Ort bei Verzeichnissen jedweder Art stets weit vorne auftauchen sollte. Das klappt bis heute – auch im Internet. Und die Namensfindung war nicht die einzige Herausforderung für die junge Gemeinde. Die Abwasserversorgung sei zu klein gewesen, die Verwaltungen mussten zusammengelegt werden und vieles mehr. „Es war einiges an Pioniergeist nötig“, meinte der Schultes.
Bewiesen hat diesen Pioniergeist der erste Bürgermeister Richard Hohler. Stolze 32 Jahre hat er die Geschicke Aichwalds gelenkt. Der 80-Jährige bot während des Festabends im Gespräch mit der Moderatorin Sonja Faber-Schrecklein einen launigen Rückblick in die Vergangenheit. Wie er denn Bürgermeister geworden sei? „Die Stelle war halt frei“, so Hohler. Aber einfach seien die ersten Jahre nicht allein aufgrund der Sachfragen gewesen. „So richtig über den Weg hat man mir nicht getraut“, meinte Hohler. Doch seitdem hat sich viel verändert – beispielsweise die Mode. „Ich bin in einer Zeit groß geworden, in welcher man zu solchen Anlässen noch eine Krawatte getragen hat“, entfiel es Hohler augenzwinkernd beim Blick ins Publikum.
Auf Hohler folgte im Jahr 2006 Nicolas Fink auf dem Chefsessel des Aichwalder Rathauses. Gerne erinnere er sich an die Zeit zurück. „Die zwölf Jahre Aichwald waren klasse“, sagte er. Und er sei immer noch regelmäßig im Ort unterwegs. „Wir haben viele Freunde hier“, so Fink. Ferner gehöre Aichwald zu seinem Wahlkreis. Fink trat 2018 die Nachfolge von Wolfgang Drexler als SPD-Landtagsabgeordneter an.
Die Erste Landesbeamtin Marion Leuze-Mohr lobte die hohe Lebensqualität und die kurzen Wege. Dass die Aichwalder einst nicht zu Esslingen gehören wollten, könne sie aus der Perspektive der Schurwäldler verstehen, bekannte sie. Und die Jahre nach dem Zusammenschluss hätten bewiesen, dass die Selbstverwaltung der Gemeinden ein Erfolgsmodell sei. „Es ist eine blühende Entwicklung, die Aichwald genommen hat“, meinte Leuze-Mohr. Es seien weitsichtige Entscheidungen getroffen worden, was auch dem Engagement vieler Einwohner für ihre Gemeinde zu verdanken sei.
Im Anschluss an die Festreden und einer Bürgermeister-Gesprächsrunde sorgte der Kabarettist Christoph Sonntag für Heiterkeit. Er nahm das aktuelle Zeitgeschehen ins Visier und hielt Politik und Gesellschaft den Spiegel vor. Für die musikalische Unterhaltung am Abend waren unterschiedliche Ensembles der Lehrer der örtlichen Jugendmusikschule zuständig.
Rund um die Schurwaldhalle wird ausgiebig gefeiert
Nach dem offiziellen Festakt für geladene Gäste am Freitagabend war die Öffentlichkeit über das Wochenende zum Feiern rund um die Schurwaldhalle eingeladen. Am Samstagabend stand die musikalische Unterhaltung im Mittelpunkt. Zur Eröffnung mit Bürgermeister Jarolim sangen Kinder der Grundschule. Später spielten Balou (Widmann und Band) sowie die Gaudi Band des Musikvereins Aichelberg. Am Sonntagvormittag stand zunächst der ökumenische Gottesdienst mit einem Frühshoppen mit dem Musikverein Aichschieß auf dem Programm. Am Nachmittag hatten die örtlichen Vereine Gelegenheit, sich zu präsentieren. Am Abend wurde es nochmal musikalisch: 2-plugged sorgte für einen stimmungsvollen Ausklang des Festwochenendes.
Was eine neue Gemeinde braucht
Name
Das neue Gebilde aus Schanbach mit Lobenrot, Aichschieß mit Krummhardt und Aichelberg brauchte einen Namen. Unter den Vorschlägen waren Dreieichen, Aichenbach, Buschhalden, Bergtannen oder Beerendorf. Es sollte etwas mit „Aich“ sein, was auf eine Gegend mit vielen Eichen hinweist. Und „Aich“ war bereits Teil von zwei Orten.
Wappen
Erst 1977 stand das Aussehen des neuen Wappens fest. Es enthält Elemente aus den drei ehemals eigenständigen Orten. Die Farben – Blau und Gold – kommen aus Schanbach. Unten links ist eine Armbrust symbolisiert, die einst zu Aichschieß gehörte. Oben rechts ist eine Eichel abgebildet, aus Aichelberg übernommen. Das „neue“ Wappen ist also im Grunde eine Kombination aus drei ehemaligen Wappen.