Jubiläum in Bad Cannstatt Evangelischer Verein feiert 150-Jahr-Jubiläum

Das Vereinshaus des Evangelischen Vereins in der Schmidener Straße in Bad Cannstatt um 1908. Foto: Evangelischer Verein

Der Evangelische Verein wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Er engagiert sich in Bad Cannstatt über all die Jahre in vielen Facetten für verschiedene Generationen.

Lokales: Iris Frey (if)

Maßgeblich treibende Kraft für die Gründung des Evangelischen Vereins war laut Festschrift der evangelische Geistliche Christian Härle, der als Vikar tätig war. Er lud am 27. November 1874 zu einer Versammlung ins Hotel Wilhelmsbad, um dort Mitstreiter für die Gründung eines Evangelischen Vereins und den Bau eines Vereinshauses zu gewinnen. Hintergrund war auch, dass die Stadtkirche viel Zulauf hatte und weitere Räume benötigte für Gottesdienste, die Armen-Kleinkinderschule, für Diakonissen, den „Jünglings-Verein“ und die „Sonntagsschule“.

 

Vereinshaus 1878 eingeweiht

Vier Jahre später wurde das Vereinshaus in der Schmidener Straße 1 am 25. Juli 1878 eingeweiht. Neben Missionsarbeit diente es als Stätte der Begegnung „für alle Stände und Kreise der Gesellschaft“. Neben Kindergärten, Jugendgruppen, Suppenküche und Stadtmission gab es einen Diakonissenverein für die Krankenpflege, 1892 bereits mit sechs Schwestern, die laut Chronik 246 Kranke pflegten, 563 Nachtwachen leisteten und 4327 Pflegebesuche machten und 4013 Krankenessen ausgaben.

Kaffeehaus in der Brunnenstraße eröffnet

Der Evangelische Verein wuchs im Bereich Schmidener-, Hofener- und Kranenstraße (später Ditzenbacher Straße), dem späteren „frommen Dreieck“, welches er ab 1909 besaß. Das Vereinshaus wurde bald zu klein. In der Brückenstraße wurde ein Fabrikarbeiterinnenheim angemietet. Und 1899 wurde im damaligen städtischen Lagerhaus Brunnenstraße 7 ein Kaffeehaus eröffnet, in der arme Schüler verköstigt wurden. Ab 1913 wurde hier eine Armenspeisung eingerichtet und das Haus erweitert.

In der Schmidener Straße Büro und Krankenstation

Die Schmidener Straße 5 wurde zum Bürogebäude und zur Krankenstation. In die Karlsstraße 66 zog das Reformgasthaus, in dem keine alkoholischen Getränke ausgeschenkt wurden und Würfel- und Glücksspiele verboten waren. Es gab ein Jugendheim für Lehrlinge, ein Töchterheim, Kindergärten und in der Neckarvorstadt das Paul-Gerhardt-Haus und ein Haus in der Winterhalde als Versammlungshäuser.

1930 Altenheim gegründet

Mitte der 1920er Jahre wurde erstmals über ein Altenheim nachgedacht, das 1930 gegründet wurde. Ab 1939 gingen die Kindergärten in öffentliche Trägerschaft über und wurden Immobilien extern benutzt. Es blieb die Armenverköstigung, Suppenküchen, Missionsarbeit und die Senioren. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Vereinshaus 1943 von Phosphorbomben getroffen und brannte nieder. Auch andere Vereinsgebäude wurden teils durch Bomben zerstört. Nach dem Krieg gab es Suppenküchen, Armenverpflegungen, Senioren- und Jugendarbeit sowie Kindergärten. Bis 1974 konsolidierte sich der Evangelische Verein als Träger der sozialen Altenfürsorge. Die Nachfrage nach Altenheimplätzen stieg. Der Verein kaufte die Wilhelmstraße 39, die Altenwohnheim wurde.

Lösung für Bauwunsch im „Frommen Dreieck“ gefunden

1968 zeichnete sich eine Lösung ab: Der Verein bekam Grund, Boden und Gebäude Brunnenstraße 57 im Erbbaurecht samt Erbbauvertrag von der Stadt Stuttgart übertragen und verkaufte an die Stadt Stuttgart das „fromme Dreieck“. Dort ist heute eine Grünanlage, die Sporthalle und der Sportplatz der Jahnrealschule. Das Bühlersche Fabrikanwesen, heute Brunnenstraße 57, wurde abgerissen und dort das Pflegeheim neu gebaut, das 1970 eingeweiht wurde. Weitere Seniorenheime wurden gebaut.

Spitzname „der Evangelische Bauverein“

Der Evangelische Verein hatte einen neuen Spitznamen. Der damalige Sozialbürgermeister Wolfgang Dannecker nannte ihn den „evangelischen Bauverein“. 1997 wurde das Gebäude der Stadtmühle gekauft und in eine Betreute Wohnanlage umgebaut. Diese vier betreuten Wohnanlagen in der Nauheimer Straße, in der Wilhelmstraße, in der Überkinger Straße 42 und in der Stadtmühle bestehen bis heute.

Heute ist der Evangelische Verein ein moderner Träger der Altenhilfe in Bad Cannstatt mit rund 170 Mitarbeitern, Pflege, Betreutes Wohnen, 115 Wohnungen, Begegnungsstätte und rund 450 Vereinsmitgliedern. Der Verein feiert das Jubiläum mit einem Festakt und Veranstaltungen.

Geschäftsführerin Claudia Degler wünscht sich im Jubiläumsjahr, „dass wir die gute Arbeitsgemeinschaft, die wir haben, weiter stabilisieren und die gemeinsamen Werte wieder bewusster machen“. Auch die neue stellvertretende Geschäftsführerin Beatrice Reinbold, die vor einigen Jahren beim Evangelischen Verein tätig war, freut sich nach ihrer Rückkehr nun im Jubiläumsjahr „die Beständigkeit der Gemeinschaft zu feiern, die den Evangelischen Verein über die Jahre hinweg gestärkt haben und es weiter tun“. Der Verein habe sich weiterentwickelt, aber das, was ihn ausmache, das Familiäre, Gemeinschaftliche und die Geborgenheit, sei nach wie vor zu spüren.

Weitere Infos unter: www.evangelischer-verein.de

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