Seit 1995 geht es in Fellbach darum, die Lebenssituation junger Menschen zwischen 14 und 27 Jahren zu verbessern. Im Juli findet ein Jubiläumsfest statt.

Immer mal wieder gibt es soziale Brennpunkte in Fellbach, an denen sich Jugendliche treffen und offenkundig auch mal über die Stränge schlagen – was zu Konflikten mit Passanten führt oder mit Anwohnern, die sich in der Nachtruhe gestört fühlen. Ab und zu geht wohl auch mal etwas zu Bruch.

 

Derartige Örtlichkeiten waren in den vergangenen Jahren zum Beispiel der Berliner Platz mit Wohncity oder die Lutherkirche (die zum Schutz vor Steinewerfern ein Gitter an den Fenstern erhielt). Auch das Areal hinter dem Seniorenhaus in Schmiden oder rund um die Pauluskirche galten als beliebte Treffpunkte für Jugendliche. Aufgrund von Polizeipräsenz und Beschwerden verlagerten sich die Anlaufstellen immer wieder.

Prinzip Hilfe statt Strafe

Ein wenig zur Entschärfung der Lage beitragen kann die Mobile Jugendarbeit in Fellbach. Wobei dies keineswegs ihre originäre Aufgabe ist. Denn bereits vor ihrer Gründung im Jahr 1995 hieß es in der Konzeption zu den Streetworkern: Die Mobile Jugendarbeit gehe vom „Prinzip Hilfe statt Strafe“ aus und sei als Form präventiver Jugendarbeit anzusehen, „nicht als ,Feuerwehr’ oder als ,Eingreiftruppe’ zur raschen Problemlösung“.

Hier geht’s rein zur Mobilen Jugendarbeit im Seitentrakt der Fellbacher Maicklerschule. Foto: Dirk Herrmann

Vor Kurzem nun haben die drei pädagogischen Fachkräfte im Sozialausschuss über ihre Tätigkeit berichtet. „Seit 1995 gibt es schon die Mobile Jugendarbeit in Fellbach. Die Stadt hat die Notwendigkeit früh erkannt“, erklärte Markus Klemisch in der Sitzung.

Er und seine Kollegin Mariam Kassem sind als eingespieltes Team täglich im Einsatz, sie betreuen, begleiten und beraten im Rahmen des Streetworks im öffentlichen Raum junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren und ergänzen damit in dieser Altersklasse die jugendpädagogische Arbeit: „Wir arbeiten mit Jugendlichen zusammen, bei denen die übrigen Angebote nicht direkt infrage kommen. Sei es aus Altersgründen oder Beratungsangeboten“, fasst Kassem die Zielgruppe zusammen.

Seit 30 Jahren gilt das Prinzip, die Lebenssituation von Jugendlichen zu verbessern. Die Angebote, die die Mobile Jugendarbeit anbietet, reichen dabei von Einzelfallberatungen bis hin zu gemeinsamen Aktivitäten oder Bewerbertrainings: „Wir beraten und helfen, wo wir können.“

Sozialpädagoge Markus Klemisch präsentiert im Mai 2021 die damals neue Streetwork-App. Foto: Stadt Fellbach

Immer mehr Jugendliche nehmen auch die Möglichkeit der Einzelfallberatung an. 2024 betreute das Duo mehr als 80 junge Menschen zusätzlich zu den Gruppenangeboten auch individuell. Manchmal kann man direkt helfen, aber auch die Weitervermittlung zu anderen Hilfsangeboten liegt in ihrem Aufgabenbereich.

Egal ob Arbeitssuche, Probleme im Umfeld, schulische Leistungen oder rechtliche Angelegenheiten – die Mobile Jugendarbeit ist als unterstützende und aufbauende Komponente immer bei den Jugendlichen. Der Erste Bürgermeister der Stadt Fellbach, Johannes Berner, lobte als oberster Vorgesetzter das Duo: „Die Kollegen leisten täglich wertvolle Jugendarbeit, und sie sind jetzt auch sehr gut untergebracht in den Räumlichkeiten der Maicklerschule.“

Eine Erweiterung der Tätigkeit gab es vor drei Jahren: 2022 ist die Mobile Kindersozialarbeit (MoKi) zum Kinder- und Jugendangebot der Stadt Fellbach hinzugekommen. Sie richtet sich an Kinder zwischen acht und 13 Jahren, die im öffentlichen Raum durch ihr jugendtypisches Verhalten verstärkt auffällig werden – etwa durch Lärm im öffentlichen Raum, Tabakkonsum oder durch Vandalismus.

Es sind auch welche darunter, die soziale Benachteiligung erleiden, soziale Ausgrenzung erleben und durch die bestehenden Angebote der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit nicht erreicht werden: „Wir versuchen diejenigen zu erreichen, die ihr Sozialleben auf der Straße ausleben“, erläuterte Jugendarbeiterin Cristina Fernandez.

MJA wird 30, die MoKi wird 3

Von den Lokalparlamentariern gab’s großes Lob und viel Respekt für die Streetworker. „Ihre positive Arbeit beeinflusst das Leben dieser jungen Menschen“, sagte zum Beispiel Grünen-Stadträtin Sara Schmalzried. „Die Lorbeeren der Arbeit sieht man besser, wenn die Jugendlichen dann älter werden und man diesen Werdegang mitverfolgen konnte“, ergänzte Gökay Sofuoglu (SPD).

Sowohl die MJA als auch die MoKi sind derzeit in der Endphase der Planungen für die große Geburtstagsparty im Sommer: „Wir werden 30, die MoKi wird 3.“ Und 3 und 30, das sei doch auf jeden Fall ein idealer Grund für eine Jubiläumsfeier. Diese findet nun statt am Freitag, 4. Juli, ab 16 Uhr – und zwar in den Räumlichkeiten in der Maicklerstraße 30 in Fellbach.