Der frühere Remshaldener Bürgermeister Andreas Spätgens und sein Kumpel Peter Winniger gaben am 23. November 1974 ihr erstes Konzert. Jetzt wird im Jazzkeller in Beutelsbach das Jubiläum gefeiert.
Die 50 ist eine Zahl, die Andreas Spätgens in diesen Tagen öfter beschäftigt. Nicht etwa, weil er gerade sein eigenes halbes Jahrhundert feiern würde – da liegt er knapp drüber. Aber kürzlich saß er zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Gemeinde Remshalden gemeinsam mit anderen früheren Rathauschefs auf dem Podium: Spätgens war acht Jahre lang bis 1999 Schultes in Remshalden – als erster Bürgermeister dort mit SPD-Parteibuch.
Die Schülerband der 16-Jährigen von 1974 hieß „Vollmilch“
Das für ihn persönlich wichtigere Datum allerdings dürfte dieser Samstag sein. Denn dann ist es exakt 50 Jahre her, dass Tastenvirtuose Spätgens mit seinem Kumpel Peter Winniger an der Gitarre mit ihrer Schülerband den ersten öffentlichen Auftritt hatten – am 23. November 1974 in Rudersberg. „Vollmilch“ nannten sich die 16-Jährigen damals und hatten sich dem Jazzrock der 1970er Jahre im Stile von Santana oder Weather Report verschrieben, erläuterte Spätgens unserer Zeitung vor einigen Jahren. Spätgens, der später Jura studierte, und Winniger sind bis heute musikalisch aktiv. Winniger hat seither die E-Gitarre gegen verschiedene Saxofone eingetauscht und pflegt die akustische und die portugiesische Gitarre; Spätgens ist den Tasten treu geblieben.
Nur wenig kürzer ist die Geschichte der Band September, die Spätgens mit seinem zwei Jahre jüngeren Freund Andreas „Adi“ Mürdter im September 1978 gründete. Die Musik der Anfang-Twens in dieser Latin- und Rock-Formation knüpfte allerdings durchaus an die Auftritte in Schülertagen an – die Band hat dafür selbst den Begriff „Latin flavoured music“ ersonnen. Und seit rund 46 Jahren tourt die Band September mit ihrem Klangkosmos aus afro-kubanischen und brasilianischen Rhythmen, Jazz und rockigen Elementen, Spielwitz und Spontaneität durch die Lande. Spätgens ist Pianist und Hauptkomponist des Quintetts. Mit ihm und Mürdter spielen Andreas Pastorek, Ulrich Eckardt und Horst Künzl.
Europäische Folklore, afrikanische Rhythmen
Mit Andreas Schweigel am Bass und Pastorek bildet Spätgens überdies seit 2002 das Trio Euroblue und bringt aufs originellste europäische Folklore mit afrikanischer Rhythmik, Blues und Swing zusammen.
„Musik ohne Schubladen. Eigene Sachen machen. Einen persönlichen Stil pflegen. Durch Kunst unterhalten.“ Das sind nach Spätgens eigener Beschreibung die Ziele des mittlerweile 66-Jährigen. Das Klavier spielte übrigens in der Familie Spätgens schon immer eine Rolle. „Meine Mutter war selbst eine begabte Pianistin, die Urgroßmutter hat sogar mit Franz Liszt gespielt.“
Spätgens hatte nach seiner Schultes-Tätigkeit wieder in Schorndorf seinen Beruf als Rechtsanwalt aufgenommen. Übrigens kannte er auch da keine musikalischen Berührungsängste, denn er vertrat die Winnender Punkband Normahl – Erfinder des „Spätzlespogo“ und bekannt durch Songs wie „Kein Bier vor vier“ – rund um deren Sänger Lars Besa vor Gericht, als einige ihrer Lieder auf dem Index gelandet waren.
Das Jubiläumskonzert von Spätgens und Winniger an diesem Samstagabend wird natürlich mit zahlreichen Gästen gefeiert. Beide Musiker bringen ihre aktuellen Bands mit. Peter Winniger kommt mit seinem bestens aufeinander eingespielten Double U Jazzquartett. Das abwechslungsreiche Programm der Gruppe erstreckt sich über annähernd alle Spielarten des Modern Jazz, mit Ausflügen neuerdings auch in die Welt von Film und Fernsehen. Mit Peter Winniger spielen Volker Weis, Reinhard Straub und Nico Walczyk. Geplant sind zudem diverse Kombinationen aus den verschiedenen Ensembles.
Konzert Die Jubiläumsparty von Spätgens und Winniger an diesem Samstag, 23. November, organisiert vom Weinstädter Jazzclub Armer Konrad, findet im Stiftskeller in Beutelsbach statt. Beginn um 20 Uhr, Einlass um 19 Uhr