Eine Parodie in der Theaterhaus-Show von Frl. Wommy Wonder schlägt hohe Wellen. Der echte Harald Glööckler erklärt zum Auftritt seines Doubles: „Das Wort Anstand könnte man aus dem Wörterbuch streichen.“ Wie geht die Travestie-Lady mit der Kritik um?
Seit 40 Jahren steht das weit über zwei Meter große Fräulein auf der Bühne: Turbulent feiert Wommy Wonder alias Michael Panzer Abend für Abend im Theaterhaus ein Jubiläum, das in ihrer/seiner Branche eher selten vorkommt. Die Pointendichte in der Geburtstagsshow „Was . . . schon 40?!“ ist einzigartig hoch. Das Publikum (wie zuletzt im vollen Saal beim Besuch der tobenden Faschingsvereine) erleidet Lachkrämpfe.
Die Travestie-Lady präsentiert in der vierwöchigen Spielzeit wechselnde Gäste. Musicalstar Kevin Tarte war schon da, auch die schwäbische Comedyfrau Elsbeth Gscheidle. Für den 21. August hat sich Georg Preuße angekündigt, der als Mary an der Seite von Gordy ein Vorreiter der Travestiekunst in Deutschland war. Zu den echten Bühnengrößen gesellt sich immer wieder ein Double: Marcelo Pivoto Bolter alias Schwester Bärbel parodiert unter anderem Harald Glööckler so herrlich überdreht, dass laut gelacht wird und starker Beifall aufbrandet.
Kann auch der echte Designer darüber lachen? Dass er immer wieder Zielscheibe von Parodisten ist, ist der 59-Jährige längst gewohnt. Auf die Frage, ob es ihn nervt, zum Spottopfer zu werden, antwortet er mit Karl Valentin: „Valentin sagte einmal, er freue sich, wenn es regnet, denn wenn er sich nicht freue, regne es auch.“ Dies gelte auch für ihn. Harald Glööckler nimmt die Parodien deshalb hin: „Denn wenn ich sie nicht hinnehme, ändert sich auch nichts.“
Die Sache, erklärt der 59-Jährige gegenüber unserer Redaktion, habe „mehrere Seiten“. Wenn man parodiert wird, bedeute dies, dass man nicht nur prominent sei, sondern auch interessant, dass man also wertgeschätzt werde. Das sei durchaus schön. Doch am Ende gehe es „weniger um die Parodie, sondern auch darum, Geld zu machen und Tickets zu verkaufen“, kritisiert er.
„Wieso greift man nicht einfach zum Hörer?“
Damit ist er an einem Punkt angekommen, der ihm Sorgen bereitet: „Früher hatten die Künstler untereinander den Anstand, dass man, bevor man das Lied eines anderen gesungen, ein Stück von ihm nachgespielt oder ihn eben parodiert hat, kurz den Hörer in die Hand genommen hat, um ihm zu sagen, du, ich würde dich gern parodieren. Im Grunde müsste man sagen, du, ich würde dich gern benutzen für meine Show, und da ich dich im Original nicht haben kann, werde ich ein Double engagieren. Ist das für dich okay?“
Diese Zeiten seien leider längst vorbei, bedauert Harald Glööckler und resümiert wenig begeistert: „Das Wort Anstand könnte man eigentlich aus dem Wörterbuch streichen.“
Wie Frl. Wommy Wonder auf Glööcklers Kritik reagiert
Lässt Frl. Wommy Wonder den Anstand vermissen? „Wegen meiner mehrfach in der Show angesprochenen Harmoniesucht kommt bei mir jeder gut weg, ich bin also anständig“, erwidert der Travestiekünstler Michael Panzer. „Harald ist in der Jubiläumsshow drin als Figur, der wir begegnet sind, die wir schätzen und die jetzt privat auf Besuch kommt.“ Der Kollege Marcelo Pivoto Bolter alias Schwester Bärbel habe ihm „einen Traumbody“ verpasst und nutze sein Parfum. Dies sei „liebevoll präsentiert und keine böse Parodie wie Kalkofe sie machen würde“.
„Wir machen uns zu keiner Zeit lächerlich über ihn“
Vor ein paar Jahren habe sich Wommy mal mit Glööckler über Parodien unterhalten, da habe er gesagt, er stehe da drüber, weil man nur wichtige Personen parodiere. „Da hätte ich nie dran gedacht, ihn bei einem Beitrag von knapp einer Minute vorab zu kontakten“, erklärt die Travestie-Lady, „da hätte ich das Gefühl gehabt, mich wegen einer Kleinigkeit aufzudrängen oder Trittbrettfahrer zu spielen.“
Den Vorwurf, sich am Designer zu bereichern, weist das Bühnenfräulein zurück: „Wir machen mit seinem Namen keine Promo im Vorfeld, wir bauen ins Jubelprogramm lediglich Leute ein, die wir schätzen und die uns was bedeuten, das ist eher Hommage und Werbung – obwohl er PR gar nicht nötig hat.“ Zu keiner Zeit werde Glööckler lächerlich gemacht, versichert Wommy.
Show geht noch bis zum 25. August
Noch bis zum 25. August spielt Frl. Wommy Wonder die Geburtstagsshow „Was . . . schon 40?!“ im Stuttgarter Theaterhaus mit wechselnden Gästen. Am 14. August sind Hillus Herzdropfa und Doris Reichenauer dabei. Am 21. August gibt sich Travestie-Legende Georg „Mary“ Preuße die Ehre.
Tickets und weitere Infos unter: www.wommy.de