Ein paar russische und britische Abenteurer, Seeleute, die keiner mehr braucht, suchen ein gesunkenes deutsches U-Boot. Es geht ihnen um die wertvolle Fracht. In diesem Thriller mit Jude Law hält die Kumpanei der Gierigen nicht lange an.

Stuttgart - Robinson (Jude Law) hat den Großteil seines Lebens unter Wasser verbracht. Zuerst in der U-Boot-Flotte der britischen Navy, später bei einem privaten Bergungsunternehmen. Viel Zeit für Familie blieb da nicht. Frau und Kind haben ihn vor Jahren verlassen. Als ihn nun die Firma, für die er elf Jahre lang gearbeitet hat, feuert, steht der schottische Seemann mit leeren Händen da.

 

Zu Beginn von Kevin Macdonalds „Black Sea“ wähnt man sich in einem Sozialdrama von Ken Loach, der ja eine Vorliebe für die schottische Arbeiterklasse hegt. Aber die Verankerung des Helden in der Wirtschaftskrisengesellschaft dient nicht als Ausgangspunkt für politische Statements, sondern als soziales Fundament für ein klassisches Kinoabenteuer, eine Auslotung des Genres U-Boot-Film.

Russen, Schotten und der Neid

Anders als in Wolfgang Petersons Standardwerk „Das Boot“ geht es nicht um eine militärische Mission, sondern um einen selbst organisierten Coup, wodurch sich dem Film deutlich mehr anarchistischer Spielraum in der klaustrophobischen Enge des Kahns eröffnet. Als Robinson von einem deutschen U-Boot hört, das seit dem Zweiten Weltkrieg mitsamt einem millionenschweren Goldschatz vor der georgischen Küste auf dem Grund des Schwarzen Meeres liegt, sieht er seine Chance auf soziale Gerechtigkeit gekommen.

Ein mafioser Sponsor ist schnell gefunden. Eine Crew ausgeflaggter britischer wie russischer Seeleute macht sich mit einem rostigen U-Boot auf die Suche nach dem Nazigold. Allen Männern hat Robinson den gleichen Anteil versprochen. Aber schon bald macht sich Unmut über das egalitäre Verfahren breit, das Russen genauso viel Gewinn bescheren soll wie Schotten, dem jugendlichen Handlanger so viel wie dem erfahrenen Tiefseetaucher.

Kämpfe auf engstem Raum

Es dauert nicht lange, bis es unter Wasser zu Mord und Totschlag kommt. Schließlich erhöht sich mit jedem Toten der Anteil für die Überlebenden, aber gleichzeitig sind die Mitglieder der Mannschaft unter Wasser auch aufeinander angewiesen, um das Boot unter der russischen Flotte hindurchzunavigieren, den Schatz zu bergen und sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Der Kampf zwischen Egoismus und der Notwendigkeit zu kollektivem Handeln setzt Macdonald („The Last King of Scotland“) auf engstem Raum äußerst facettenreich in Szene. Dabei findet er einen griffigen Erzählrhythmus, der Momente der Reflexion, Action und überraschende Wendungen des Plots klug ausbalanciert.

Jude Law, der nicht erst mit seinem Auftritt in „Dom Hemingway“ das Image des zarten Schönlings abgelegt hat, gibt mit Drei-Tage-Bart und Stoppelhaar einen veritablen Seebären ab. Auch der Rest der Crew wurde mit Charakterköpfen besetzt, die in diesem verschwitzten, ölverschmierten Unterwasserkammerspiel ihr Bestes geben. So entsteht spannendes, geradliniges Genrekino.

Black Sea. USA 2014. Regie: Kevin Macdonald. Mit Jude Law, Scoot McNairy. 115 Minuten. Ab 12 Jahren.