Die vielen Negativnachrichten geben einem ein Gefühl von Ohnmacht. Zum Glück gibt es auch immer wieder Hoffnungsschimmer. Ein schönes Beispiel dafür kommt aus Stuttgart. Ein Kommentar von Redakteur Jan Sellner.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Was nimmt man aus der Woche in das Wochenende mit? Die Eindrücke aus der Nachrichtenwelt sind so, dass man sich wünscht, dass es keine bleibenden werden. Wieder einmal. Die Schlagzeilen von den Kriegsschauplätzen dieser Erde schmerzen. Sie wirken wie Schläge gegen die Menschlichkeit, wobei die Medien nur die Überbringer der schlechten Nachrichten sind, an denen leider kein Mangel ist.

 

Ein Video, das Hoffnung macht

Wie wohltuend wirkt es da, wenn sich ein Eindruck festsetzt, der ganz anders geartet ist. Ein Eindruck der Mut macht. Er stammt aus einem Gespräch mit einem jungen Juden, Igal Shamailov, dem Co-Leiter des Jugendzentrums Halev der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg. Er berichtete vom Erfolg der Stuttgarter bei der diesjährigen „Jewrovision“ in Hannover, einem Gesangs- und Tanzwettbewerb für jüdische Kinder und Jugendliche, der dem Eurovision Song Contest nachempfunden ist. „Twelve Points“, zwölf Punkte für Stuttgart, hieß es es dort jetzt reihenweise. Am Ende belegte das Stuttgarter Team Platz eins – erstmals in der 21-jährigen Geschichte dieses Wettbewerbs, was nebenbei zu der Hoffnung berechtigt, dass die „Jewrovision“ 2025 in der Landeshauptstadt stattfinden wird.

Überzeugend war nicht nur der musikalische Auftritt von Halev Stuttgart, sondern auch ein Video, das die jüdischen Jugendlichen produzierten. Es handelt von der Freundschaft zweier junger VfB-Fans. Der eine ist Jude, der andere Muslim. Sie spielen zusammen Fußball und gehen auch sonst durch dick und dünn – bis zu jenem 7. Oktober 2023, dem Tag, als der Terror der Hamas Israel und Jüdinnen und Juden weltweit in nie dagewesener Form erschütterte. Er trennt die Freunde und ihre Familien. Damit ist der Film jedoch nicht zu Ende. Denn auf dem Fußballplatz kommen die beiden bald wieder zusammen. „Danke, dass Du mein Freund bist“, sagt eine Stimme. Ihre Freundschaft ist stärker.

Ein kleiner Film mit einer großen Botschaft. Sie lautet: Stuttgart hält zusammen. Auch in Krisenzeiten. Die Perspektive reicht über das Miteinanderauskommen in der Stadt noch hinaus. Der Film deutet an: Versöhnung kann gelingen – auch zwischen Israelis und Palästinensern. Hass kann überwunden werden, eine gemeinsame Zukunft ist möglich. Alles Wunschdenken? Vielleicht. Aber doch auch Realität, wie die Aussöhnung zwischen Franzosen und Deutschen, den einstigen „Erbfeinden“, nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt.

Das Video des jüdischen Jugendzentrums Stuttgart ist eine Schlagzeile wert. Und der hoffnungsvolle Eindruck, den es hinterlässt, überdauert das Wochenende.