Sven Heinle vom SV Fellbach muss bei den deutschen Judo-Meisterschaften in der Scharrena in Bad Cannstatt nach dem Sieg im ersten Kampf verletzungsbedingt aufgeben. Steffen Marlok gewinnt seine erste Begegnung, scheitert dann aber im Achtelfinale.

Bad Cannstatt - Sven Heinle hat seinen ersten Auftritt bei den deutschen Judo-Meisterschaften gegen Michael Apelt vom Polizeisportclub Bautzen am Samstagmorgen erfolgreich beendet. Und doch war dieser erste Kampf in der Gewichtsklasse über 100 Kilogramm zugleich sein letzter. Der 27-jährige Schwergewichtler vom SV Fellbach zog sich im Anschluss verletzungsbedingt zurück. Damit endete sein möglicher Weg zum ersten Titelgewinn seit 2016 in der Stuttgarter Scharrena frühzeitig. Der Titelverteidiger Johannes Frey, der im vergangenen Jahr im Finale eben Sven Heinle bezwungen hatte, kam ohne seinen wohl stärksten Konkurrenten fast ungefährdet nach 2018 erneut ganz oben auf das Podest. Im Finale bezwang er Martin Garic vom JC Bielefeld. In der Gewichtsklasse bis 66 Kilogramm schickte der SV Fellbach einen zweiten Athleten ins Rennen: Steffen Marlok, 28, gewann seinen ersten Kampf gegen Christopher Bocholt (Judo Crocodiles Osnabrück), scheiterte anschließend aber im Achtelfinale an Till Moritz Riehl (JC Hennef). Den Titel gewann am Samstagabend der Favorit Manuel Scheibel (TSV Abensberg).

 

Für Sven Heinle hatte die vergangene Woche nicht gut angefangen, im Krafttraining zog er sich eine Zerrung in der linken Gesäßmuskulatur zu. Und somit war für Sven Heinle schon vor seinem ersten Auftritt am Samstagvormittag klar, dass er von Kampf zu Kampf entscheiden muss, ob er weitermachen kann. Gegen seinen ersten Konkurrenten Michael Apelt führte er nach Punkten, als dieser aufgrund von drei Strafwertungen verlor. Sven Heinle humpelte in der Scharrena zwar nicht von der Matte, es war ihm aber anzusehen, dass er sich nicht wohl fühlte. „Die Gefahr ist zu groß, dass aus der Zerrung mehr wird“, sagte er und nahm sich bei den nationalen Titelkämpfen selbst aus dem Wettbewerb. Im Hinblick auf die anstehenden Turniere, die auf dem Weg zu einer möglichen Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio liegen, hat Sven Heinle diese Entscheidung getroffen. Bei den Grand-Slam-Turnieren in Paris (9./10. Februar) und Düsseldorf (22. bis 24. Februar) sowie beim Grand-Prix-Turnier in Marokko (8. bis 10. März) kann der 27-Jährige auf internationaler Judo-Bühne Punkte sammeln für sein großes Ziel.

Sven Heinle möchte im Februar in Paris wieder angreifen

Das Vorgehen hatte Sven Heinle auch mit dem Bundestrainer Richard Trautmann abgesprochen, 49 und zweifacher Gewinner der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona sowie vier Jahr später in Atlanta im Super-Leichtgewicht. Vor rund einem Jahr an gleicher Stelle war dieser noch von einem Dreikampf um den einen möglichen Olympia-Startplatz in der Gewichtsklasse über 100 Kilogramm ausgegangen. Nach dem freiwilligen Rückzug von Andre Breitbarth, 28, ist daraus nun ganz offensichtlich ein Zweikampf zwischen Sven Heinle und Johannes Frey geworden. „Es ist gut, dass wir in dieser Gewichtsklasse zwei Leute im Rennen haben. Sven hat sich im Herbst auf internationaler Ebene zurückgemeldet, wir sind auf einem guten Weg“, sagte Richard Trautmann. Bis zum Mai 2020 haben die Athleten Zeit, Punkte für die Wertungsrangliste zu sammeln. Der Bundestrainer möchte aber bereits drei Monate zuvor die Nominierung abschließen, damit anschließend noch genügend Zeit bleibt für die Vorbereitung auf das Großereignis, das in Tokio Ende Juli starten wird.

Martin Bobert vom SV Fellbach hofft auch auf eine Teilnahme von Sven Heinle bei den Olympischen Spielen 2020 in Japan. Das frühe Ausscheiden bei den deutschen Meisterschaften hat er nicht nur aus SVF-Sicht bedauert: In seiner Funktion als Präsident des Württembergischen Judo-Verbands (WJV) hätte Martin Bobert gern möglichst viele Starter aus der Region ganz oben auf dem Treppchen gesehen. Deshalb hat er sich besonders über die Goldmedaille für Katharina Menz gefreut. Die Judokämpferin von der TSG Backnang sicherte sich am Samstag in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm bereits ihren sechsten nationalen Titel nacheinander. Sven Heinle dagegen muss auf seinen zweiten Titelgewinn bei den Erwachsenen nach 2016 noch mindestens ein Jahr warten – dann werden die deutschen Meisterschaften erneut in der Stuttgarter Scharrena stattfinden.