Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Sozialminister Manfred Lucha (beide Grüne) haben sich rückhaltlos zu den jüdischen Mitbürgern bekannt. Anlass war die Eröffnung der Jüdischen Kulturwochen in Stuttgart, die mit ihren Veranstaltungen ein Erfolgsmodell ist.

Stuttgart - Mit Irritation wird gerechnet. Und mit Verwunderung darüber, dass die 13. Jüdischen Kulturwochen unter dem Motto „Tendenzen der Ausgrenzung – neue Herausforderungen für die jüdische Kultur in Europa“ stehen.

 

„Wir wollen bewusst einen Beitrag zur öffentlichen Debatte leisten, denn die aktuellen Entwicklungen in Europa und Deutschland gehen auch mit einem Auflodern des Antisemitismus einher“, stellte Barbara Traub, Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, bei der Eröffnung am Montagabend im Rathaus klar. Die Situation der Flüchtlinge lasse obendrein wieder schmerzliche Erinnerungen an eigene Schicksale der Vertreibung wach werden. Die Kulturwochen, kuratiert von dem ehemaligen Landesrabbiner Joel Berger und seiner Frau Noemi, denen Barbara Traub großes Lob für ihre Kompetenz zollte, sind eine Erfolgsmodell. Man rechnet wieder mit 4500 Besuchern, die sich die 30 Veranstaltungen zu Kulturgeschichte, Religion Literatur, Musik, Theater und Film bis zum 20. November nicht entgehen lassen.

Mark Dainow berichtet von neuen Ängsten

„Die Kulturwochen sind in diesem Jahr dringender nötig denn je“, bekräftigte Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, die Relevanz des thematischen Ansatzes, über den der Publizist Josef Joffe im Gespräch mit der Journalistin Esther Schapira referierte. Denn die Bedingungen für jüdisches Leben in Deutschland und Europoa seien leider nicht besser geworden, der Terrorismus und die Auswüchse am politischen rechten Rand durch Pegida und AfD würden Angst machen. „Begegnung schafft hoffentlich Verständnis.“

Die AfD ist keine konservative Kraft, sondern diffamierend und die Menschenwürde nicht achtend“, grenzte sich Sozialminister Manfred Lucha sehr deutlich von den Parlamentskollegen ab. Und versprach, dass „jüdisches Leben bei uns nie wieder in Frage gestellt werden kann“. Weder im Land noch in dieser Stadt, wie OB Fritz Kuhn mit seinem rückhaltlosen Bekenntnis zu den jüdischen Bürgern betonte: „Ich weiß von den Ängsten in der jüdischen Gemeinde, aber wer in Stuttgart anfangen würde, gegen Juden zu hetzen, der greift die ganze Stadt an.“