Am Montag ist Jürgen Schweikardt in seiner neuen Doppelfunktion offiziell vorgestellt worden: Neben Manager ist er künftig auch Trainer des Handball-Bundesligisten aus Stuttgart. Maximal bis zum Ende der Saison.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Als die Herren des TVB Stuttgart am Montagmittag im Presseraum der Scharrena Platz nahmen, wunderte sich Manager Jürgen Schweikardt erst einmal über die neuen Sessel, offenbar eine Anleihe aus der Münchner Allianz-Arena. Ein Platz zum Genießen. So bequem jedenfalls wie in den braunen Lederstühlen dürfte es der 37- Jährige die nächsten Wochen kaum mehr haben, wenn er auf der Trainerbank den Handball-Bundesligisten zur Mission Klassenverbleib führen soll.

 

„Wir sind nach einer eingehenden Analyse zu dem Ergebnis gekommen, dass die Mannschaft nochmals einen Impuls braucht“, sagte Christian May als Sprecher der Gesellschafter des TVB, „und da hatten wir nicht allzu viele Möglichkeiten.“ Außer Schweikardt. Der hatte dann zwei schlaflose Nächte, ehe er definitiv sein Placet gab. Er hat den Vorteil, dass er die Mannschaft und das Umfeld bestens kennt und in dieser Funktion auch kein Frischling ist, schließlich hat er den TVB vor drei Jahren ja in Doppelrolle in die Bundesliga und damit zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte geführt. Jetzt droht dagegen der Absturz. „Ich bin mir der Verantwortung voll bewusst“, sagte Schweikardt, „wollte und konnte mich dieser aber auch nicht entziehen.“ Zumal den Verantwortlichen für eine Alternativlösung im Moment zwei entscheidende Dinge fehlten: Zeit und Geld.

Kein Plan B in der Trainerfrage

Denn die finanziellen Ressourcen im Vier-Millionen-Euro-Budget sind für diese Saison ausgeschöpft, und schon am Sonntag (15 Uhr) steht bei Aufsteiger und Tabellennachbar Eulen Ludwigshafen ein richtungsweisendes Spiel im Kampf gegen den Abstieg an. „Ich spüre auf jeden Fall schon wieder das Feuer in mir“, sagte Schweikardt zur neuen Aufgabe, die bis „auf weiteres“ gilt. Was das heißt? Offen. „Wir hatten keinen Plan B“, sagte May. Soll heißen: Die aktive Trainersuche wird nun beginnen, falls sich eine passende Lösung ergibt, wäre nicht grundsätzlich ausgeschlossen – wenn auch unwahrscheinlich – , dass ein neuer Mann noch diese Saison einsteigt.

Doch zunächst einmal liegt der Fokus bei Schweikardt, der nicht alles auf den Kopf stellen will: „Ich komme nicht und sage: Ich kann alles besser.“ Grundsätzlich möchte er Baurs Arbeit fortsetzen. Zwei, drei Stellschrauben sollen im sportlichen Bereich verändert werden – und das Hauptaugenmerk ansonsten auf den mentalen Bereich gelegt werden, denn nach zehn Niederlagen in Folge strotzt die Mannschaft nicht gerade vor Selbstvertrauen, das hat sich zuletzt zum Beispiel bei Dominik Weiß gezeigt, dem schon nach dem ersten Fehlpass die Knie schlotterten.

Lobedank im Trainerteam?

Deshalb überlegt Schweikardt auch, den verletzten Felix Lobedank mit ins Trainerteam aufzunehmen, um dessen Wissen als studierter Sportwissenschaftler zu nutzen. „Die Mannschaft ist gut genug, wir müssen jetzt vor allem Konstanz in die Leistung bringen“, sagte Schweikardt, der energisch dementiert, dass es zwischen ihm und Baur Meinungsverschiedenheiten über Vertragsverlängerungen – zum Beispiel mit seinem Bruder Michael – gegeben habe.

Was nichts daran ändert, dass der Kontrakt eines Leistungsträgers wie Marian Orlwoski zum Saisonende ausläuft. „Da sind wir in Gesprächen“, sagte Manager Schweikardt, der in seiner Doppelfunktion als „Trainager“ zurzeit aber ganz andere Personalprobleme hat. Denn nach Finn Kretschmer (drei, vier Wochen Pause) und Tobias Schimmelbauer (Außenbandriss, sechs Wochen Pause) kam am Montag die nächste Hiobsbotschaft. Neuzugang Robert Markotic zog sich gegen Hannover einen Sehnenriss im Hüftbeuger zu – sechs Wochen Pause. Es ist ein Seuchenjahr, das im Moment eigentlich nur ein Positives hat: Es kann nur noch besser werden.