Zwei Wochen lang hatten Jugendliche aus Leonberg Zeit, zu aktuellen Themen in der Stadt ihre Meinung abzugeben. Der Jugendausschuss hat dazu eine Online-Plattform aufgelegt. Corona-bedingt wird die Arbeit der Projektgruppen dort fortgesetzt.

Leonberg - Fährt mein letzter Bus zu früh? Wie gut ist meine Schule ausgestattet? Daumen hoch oder Daumen runter für die Freizeitangebote in der Stadt? Zu diesen und weiteren Themen konnten Leonberger Jugendliche in den vergangenen zwei Wochen ihre Meinung äußern. Möglich gemacht hat es der Jugendausschuss Leonberg. Dessen Umfrage ist Teil der Jugendbeteiligung in der Stadt. Diese gibt es normalerweise als jährlich stattfindendes Jugendforum in der Stadthalle. Corona-bedingt fällt die fünfte Ausgabe aus – findet dafür aber woanders statt.

 

Statt mit Jugendlichen, die um weiße Tafeln herumstehen, Ideen notieren und daraus Wandbilder gestalten, die am Ende dann verschiedenen Gemeinderäten und den Bürgermeistern präsentiert werden, findet das Jugendforum in diesem Jahr ganz digital statt. „Wir haben uns bereits im April zusammengesetzt, um zu überlegen, wie das Jugendforum unter Corona-Bedingungen stattfinden kann“, berichtet Julian Pohl. „Corona gab uns die Chance, das Jugendforum einmal anders stattfinden zu lassen, vor allem länger.“

Aus dem Jugendausschuss heraus wurde eine Task Force gebildet, die sich nur diesem Thema widmete. „Uns wurde dabei schnell klar, dass wir etwas online machen werden“, berichtet Julian Groshaupt, der Sprecher des Jugendausschusses.

Online-Plattform jf20.de

Doch wie? Dafür wurde der 21-jährige Julian Pohl ins Boot geholt. Er studiert in Schwäbisch Gmünd Interaktionsgestaltung und war vorher ebenfalls Sprecher des Leonberger Jugendausschusses. Gemeinsam entwickelten die Jugendvertreter ein Konzept für die Online-Plattform jf20.de. Teil eins bildete die Umfrage, an der alle Jugendlichen zwischen 13 und 21 Jahren teilnehmen konnten, die in Leonberg wohnen, zur Schule gehen oder eine Ausbildung machen. 200 junge Leute haben sich daran beteiligt, berichtet Groshaupt. Das war völlig anonym möglich. Die Themen tangierten dabei alles, was die jungen Leonberger direkt in ihrem Leben betrifft: Mobilität, Freizeit, Schule. „Aber auch aktuelle Stadtpolitik wie etwa das Thema Stadthalle oder die Bebauung an der Berliner Straße“, erzählt Jacob Haug vom Jugendausschuss. Umweltschutz und Nachhaltigkeit seien ebenso große Themenbereiche.

Es sei eine Herausforderung gewesen, das alles so zu programmieren, dass die jungen Umfrageteilnehmer bei der Stange bleiben. „Die Zielgruppe Jugendliche ist sehr kritisch“, sagt Julian Pohl, der das Tool programmiert hat. Man habe aber bewusst ein niederschwelliges Angebot schaffen wollen. „Es interessiert sich nicht jeder für alles. Und einige engagieren sich mehr als andere. Aber hier hat jeder die Möglichkeit, seine Stimme abzugeben“, sagt der 21-Jährige. Damit das auch nicht langweilig wird, kann man einmal den Daumen heben oder senken, an andere Stelle einen Pegel nach links oder rechts verschieben für Zustimmung oder Ablehnung. Für Werbebilder gibt es sogar einen animierten Oberbürgermeister Martin Georg Cohn.

Die Umfrage ist noch nicht ausgewertet

Die Umfrage sei noch nicht ausgewertet, berichtet Jacob Haug. „Aber es gibt schon ein grobes Stimmungsbild.“ Dieses bildet nun die Grundlage für das digitale Jugendforum, das am Montag per Videokonferenz stattfindet. Dafür haben sich 42 Jugendliche angemeldet. Der Montag läuft dann so ab wie beim Jugendforum in der Stadthalle. Um 9 Uhr geht es los mit einer Einführung, dann wird in den elf Projektgruppen gearbeitet. Nach der Mittagspause kommen die Gemeinderäte dazu und am Ende präsentiert man gegenseitig das Erarbeitete. Jeder Stadtrat sei eingeladen, sich ebenso zu beteiligen. „Auch den Gemeinderäten steht unser komplettes Tool zur Verfügung“, betont Haug. Und die Arbeit ende auch nicht mit der Veranstaltung am Montag.

„Wir wollen erst einmal sehen, wie es dieses Jahr läuft. Wir hoffen, dass das Jugendforum im nächsten Jahr wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden kann, dass wir es aber über das Online-Tool vorbereiten können“, sagt Julian Groshaupt. Die Seite soll aber weiterhin im Netz bleiben und so eine niederschwellige Beteiligungsmöglichkeit für Jugendliche bieten, quasi eine direkte Verbindung zum Jugendausschuss. Ob sich die Plattform auch für andere Anlässe der Bürgerbeteiligung nutzen lässt? So weit haben die jungen Entwickler noch nicht gedacht. „Ich könnte mir aber vorstellen, dass es für das Agenda-Forum funktioniert, die Agenda ist ja auch in Gruppen organisiert“, überlegt der Jugendausschuss-Sprecher.