Der Verein, der die besondere Anlage in Kornwestheim betriebt, erhält 225 000 Euro. Ein neuen Gebäude soll die in die Jahre gekommenen Container ersetzen.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Die Jugendfarm in Kornwestheim ist ein Idyll für Kinder und Jugendliche, erinnert ans Kinderparadies Büllerbü von Astrid Lindgren. Auf 12 000 Quadratmetern im Grünen am Stadtrand gelegen, können Jungen und Mädchen toben, werkeln, aufs Baumhaus klettern, Feuer machen, Ball spielen und die hier lebenden Tiere versorgen. An drei Nachmittagen in der Woche ist die rustikal gestaltete Anlage ganzjährig und kostenfrei für alle Kids von sechs bis 16 Jahren geöffnet. In Betrieb ist sie – nach fünfjähriger Vorarbeit – seit 1999. Seit 2007 werden auf ihr auch Angebote für die schulische Ganztagesbetreuung geschaffen.

 

Allerdings: Die Container, in denen sich Aufenthaltsraum, WCs und Büro befinden und die gerade bei Regenwetter von Bedeutung sind, sind in die Jahre gekommen. Vor 25  Jahren waren sie schon gebraucht aufgestellt worden. Sie befinden sich in keinem tragbaren Zustand mehr, Rost frisst sich durchs Metall. Der Verein Jugendfarm hatte es sich deshalb vor ein paar Jahren zum Ziel gesetzt, ein neues Gebäude an selber Stelle zu errichten. Ein Ziel, dessen Verwirklichung seit dieser Woche einen großen Schritt näher gerückt ist. Da überreichte die Oberbürgermeisterin Ursula Keck dem Vorsitzenden Michael Schmid einen Scheck über 225 000 Euro. Geld, das für den Bau vorgesehen ist.

Geld stammt vom Schullandheimsverein

Die Stadtkämmerei, die jährlich einen Zuschuss von 85 000 Euro fürs Personal überweist, reicht die Spende auf Vorschlag von OB Keck und unter Zustimmung des Gemeinderats quasi weiter. Das Kapital stammt aus dem Verkauf des Schullandheims Vogelhof in Ehingen. Dessen Verein, in Kornwestheim ansässig, löste sich vor einem Jahr auf, nachdem die Besuchszahlen über Jahre nachgelassen hatten. In der Satzung stand, dass bei Auflösung das Kapital an die Stadt geht und für einen pädagogischen Zweck eingesetzt werden soll. Das passt bei der Jugendfarm wie die Faust aufs Auge. OB Keck: „Mit der Naturpädagogik und dem Raum zur Entfaltung entspricht sie dem Gedanken, den es auch beim Schullandheim gab.“

Laut Michael Schmid soll der Neubau im Erdgeschoss 165 Quadratmeter umfassen, inklusive Aufenthaltsraum von 60 Quadratmetern. 40 Kinder sollen sich darin aufhalten können – bislang ist bei 25 Schluss. In der 25  Quadratmeter großen Küche soll das Kochen mit den Kindern besser möglich sein. Und über eine Außentreppe wird ein Mehrzweckraum im ersten Stock erreicht.

Die Planung ist noch nicht im Detail ausgearbeitet. Es fehlen zudem rund 100 000 Euro. 2018 hatte der Verein mit 275 000 Euro kalkuliert, seitdem explodierten die Preise. So geht Schmid jetzt von 375 000 Euro zuzüglich Küche aus. Der Verein kontaktierte daher jüngst große Stiftungen. „Es wäre ein Wunsch, dass es gelingt, dass auch Privatinitiativen dieses Vorhaben unterstützen“, sagt OB Keck. Oder auch das Land, war doch Regierungspräsidentin Susanne Bay bei der Scheckübergabe dabei. Gelingt das in den nächsten Monaten, könnte der Bau bereits 2024 erfolgen, „spätestens 2025“, sagt Schmid. Währenddessen bietet dann ein Zelt Ersatz.

Michael Schmid gibt Vorsitz nach 17 Jahren ab

Michael Schmid wird den Bau intensiv begleiten – den Vereinsvorsitz aber nun im Mai nach 17 Jahren abgeben. Als Nachfolgerin stellt sich Jaqueline Henning zur Wahl. Die 25-Jährige war über eine AG der Eugen-Bolz-Schule aushilfsweise auf die Anlage gekommen, blieb hängen und leistete hier ihren Bundesfreiwilligendienst. „Ich finde das Konzept der Jugendfarm schön und wichtig für die Stadt. Bei all der urbanen Entwicklung ist sie ein guter Ausgleich.“ Mit insgesamt mehr als 5000 Besuchen von Kindern im Jahr wird das auch gut angenommen.