Eine Jugendfarm in Waiblingen wünschen sich viele schon lange. Die langwierige Suche hat zum Standort auf der ehemaligen Erddeponie Finkenberg geführt. In den Herbstferien war dort einiges los – allerdings ist die Jugendfarm noch ein Provisorium mit Bauwagen.

Waiblingen - Feria hat beide Hände voll zu tun: In der einen hält die Achtjährige eine Säge, mit der anderen fixiert sie einen großen Ytong-Stein am Boden, so dass er nicht wegrutscht. Um sie herum liegen Betonbrösel, ein Hammer und mehrere Feilen. „Ich mache ein Herz für Mama“, erklärt Feria und schaut hinüber zu Lasse, der auf den Stufen eines Bauwagens in der Sonne sitzt und eine Pause macht. Lasses Herz ist schon fertig ausgesägt, eben hat er es Knallrot angemalt. „Ich wollte noch einen Smiley machen, aber der ist nix geworden“, erzählt er.

 

Auf der Jugendfarm Waiblingen am Finkenberg herrscht an diesem Vormittag geschäftiges Treiben. Jeder hat etwas zu tun: Einige Kinder bauen mit Bernd Ottlinger vom Jugendfarm-Verein einen Holzturm, immer wieder jault eine Motorsäge auf. Frieder Bayer bastelt derweil mit der siebenjährigen Lilia Laubketten. Auf einer Bierbank liegt ein Häufchen bunter Blätter neben dicken, trockenen Grashalmen. Lilia legt ein Blatt so auf den Tisch, dass es ein zweites leicht überlappt, dann pinnt sie die Blätter mit einem Halm zusammen.

Die Jugendfarm war früher eine Erddeponie

Julia Röttger hilft mal hier und packt mal da mit an. Normalerweise ist die Sozialarbeiterin im Kindertreff im Forum Nord tätig, aber im Grünen gefällt es ihr auch gut. „Hier draußen ist alles ein bisschen freier. Am Anfang war der Aufwand etwas größer bis alles aufgebaut war. Aber wenn es mal läuft, entwickelt sich eine Eigendynamik“, sagt sie und lässt den Blick über das Gelände schweifen, das viele Jahre als Erddeponie genutzt wurde. Selbst jetzt darf nur ein kleiner Teil des Areals betreten werden, der Rest liegt deshalb hinter einem hohen Zaun. Die Kinder scheint das allerdings nicht zu stören, genauso wenig wie die Hochspannungsleitungen über ihren Köpfen.

Im Sommer vergangenen Jahres ist mit dem Aufstellen des Zauns und eines Bauwagens der Startschuss für den provisorischen Betrieb der Jugendfarm gefallen, von der die rund 40 Mitglieder des vor sechs Jahren gegründeten Trägervereins schon lange träumen. Inzwischen stehen vier Bauwagen auf dem Gelände, einer dient als Lagerraum, die anderen als Aufenthaltsort für Tage, an denen das Wetter nicht so gut mitspielt wie in diesen Herbstferien.

Feste Öffnungszeiten als Vereinswunsch

Hinzu kommt ein Container gleich am Eingang der ehemaligen Deponie, den die Stadt vor kurzem saniert hat. „Dort gibt es ein Büro, ein Klo und einen Wasser- und Stromanschluss“, erklärt Frieder Bayer, der auch als Gemeinderat für die Fraktion Alternative Liste (Ali) aktiv ist. Letztere hat im Jahr 2006 das Projekt Jugendfarm mit ins Laufen gebracht. „Wir haben noch keine festen Öffnungszeiten, aber das wäre schon ein Wunsch“, beschreibt Bayer die Zukunftspläne des Jugendfarm-Vereins. Allerdings brauche es für einen regelmäßigen Betrieb auch außerhalb der Ferien Betreuer, denn: „Auf Dauer geht das nicht rein ehrenamtlich.“ Umso mehr, da die Bewohner, die eine Jugendfarm erst zu einer richtigen Farm machen, noch folgen sollen – Ziegen, Schafe und Esel.