Der Stuttgarter Gemeinderat hat im Rahmen des neuen Doppelhaushalts 350 000 Euro für den Neubau des Hauptgebäudes zur Verfügung gestellt.

Zuffenhausen - Großes Aufatmen bei den Verantwortlichen der Zuffenhäuser Jugendfarm: Der Gemeinderat hat im Rahmen des Doppelhaushalts 2022/2023 Gelder in Höhe von 350 000 Euro für den Neubau des Hauptgebäudes zur Verfügung gestellt. „Das ist eine absolute Erleichterung. Damit wird eine große Last von unseren Schultern genommen“, sagt Alexander Nickel, der Vorstandsvorsitzende des Jugendfarmvereins. Laufe alles reibungslos, könne der Bauantrag im ersten Quartal 2022 eingereicht werden.

 

Seit vielen Jahren ist klar, dass das Hauptgebäude der Zuffenhäuser Jugendfarm dringend sanierungsbedürftig ist. Es stammt aus dem Jahr 1974, die Farm selbst war 1972 eröffnet worden. Die Mängelliste des einstöckigen Holzhauses ist lang: zu eng, zu kalt, zu morsch, technisch total veraltet, nicht behindertengerecht – die Aufzählung ließe sich noch beliebig fortführen. Im Jahr 2011 hatte es das Projekt bis auf Platz zwei im Stuttgarter Bürgerhaushalt geschafft, daraufhin hatte der Gemeinderat 250 000 Euro zur Verfügung gestellt. Weitere 370 000 Euro gab es dann beim Doppelhaushalt 2020/2021. Mit der erneuten Finanzspritze von 350 000 Euro liegt nun fast eine Million Euro im Topf.

„Ein wichtiger Meilenstein ist erreicht“

Dass das Vorhaben in den vergangenen beiden Jahren nicht entscheidend weitergekommen ist, hat laut Alexander Nickel vor allem mit einem Tier zu tun, das es in natura gar nicht gibt – dem Amtsschimmel. „Die Erreichung der Planreife hat sehr lange gedauert“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Acht Jahre lang habe man auf einer falschen Grundlage geplant. Viele Ämter seien beteiligt, oft sei die Situation verfahren gewesen, zeitweise habe man sich gefühlt wie in einem Hamsterrad. Nickel möchte aber nicht im Zorn zurück, sondern voller Vorfreude nach vorne blicken und sagt: „Wir haben uns durchgebissen, nun ist ein wichtiger Meilenstein erreicht.“

Damit das Projekt auch wirklich in die Tat umgesetzt werden kann, braucht es neues Planungsrecht. Nickel rechnet damit, dass der Bebauungsplan Anfang 2022 in trockenen Tüchern ist. Eigentlich hätte das schon geschehen sein sollen, momentan würden aber einige Anregungen juristisch geprüft. Läuft alles wie gewünscht, dann sieht der Zeitplan so aus: Der Bauantrag soll im ersten Quartal 2022 eingereicht werden, im Spätsommer könnten dann die Bagger anrollen. Anfang des Jahres 2023 wäre das neue Farmhaus dann bezugsfertig. Während der Arbeiten soll die Farm weiterhin geöffnet bleiben.

Das neue einstöckige Hauptgebäude wird circa 200 Quadratmeter groß. Unter anderem bekommt es eine Küche und einen Multifunktionsraum. Fürs Dach sind eine Begrünung und eine Fotovoltaikanlage vorgesehen. Die bisherige Zufahrtsstraße zur Farm soll von drei auf dreieinhalb Meter erweitert werden, damit Müll- und Einsatzfahrzeuge genug Platz haben. Auch der Wasseranschluss muss wohl umgebaut werden.

Gesamtkosten liegen zwischen 1,1 und 1,2 Millionen Euro

Neben den 970 000 Euro von der Stadt stehen noch rund 100 000 Euro Eigenmittel der Farm zur Verfügung, die vor allem durch Spenden zusammengekommen sind. Dennoch fehlen laut Nickel zum aktuellen Zeitpunkt noch zwischen 70 000 und 100 000 Euro – hier hofft der Vereinsvorstand auf weitere Spender und Sponsoren. Unter dem Strich rechnet Nickel mit Gesamtkosten in Höhe von 1,1 bis 1,2 Millionen Euro. Ein Fragezeichen gibt es aber noch: „Wir zittern wegen der Baukosten“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Diese würden seit Jahren steigen und das Projekt immer weiter verteuern.

Vor der Coronapandemie hatte die Farm jährlich rund 12 000 Besucher, in Ferienzeiten wurden bis zu 80 Essen in der Küche zubereitet. „Die Jugendfarm ist ein Gewinn für den ganzen Bezirk“, sagt Nickel. Es gebe Kooperationen mit Schulen, Kindergärten und Behinderteneinrichtungen. Künftig wolle man die Tore noch weiter öffnen, vor allem auch im Bereich der Inklusion. Diese könnte mit dem neuen Gebäude viel besser praktiziert werden als momentan.

Für 2022 steht auf der Schlotwiese ein runder Geburtstag an: Die Jugendfarm wird 50 Jahre alt. Das ist vor allem für die Tausende von Kindern, die dort gespielt haben, ein Grund zur Freude. Zwei Jahre später hätte dann auch das Farmhaus seinen Fünfzigsten. Diesen Tag könnte das Holzhaus freilich gar nicht mehr erleben. Was auch ein Grund zur Freude wäre – denn dann stünde nämlich sein nagelneuer Nachfolger.