Das neue Open-Air-Gelände in Backnang wird mit einem Konzert bis Mitternacht eingeweiht. Aber viele Jugendliche schwänzen. Zunächst ist es gähnend leer auf dem Areal, in Laufe des Abends und der halben Nacht kommen geschätzt maximal 200 Gäste.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Beinahe wäre die Sache ins Wasser gefallen. Aber das hätte ganz gut gepasst zur schier unendlichen Geschichte der Suche nach einem Festplatz für die Backnanger Jugend. Diese Suche hatte vor weit mehr als 30 Jahren begonnen, und sie ist am Freitagabend mit einem Open-Air-Konzert auf dem schlussendlich gefundenen Areal am Waldrand bei Strümpfelbach zu Ende gegangen.

 

19.30 Uhr. Tief dunkle Wolken drohen am Horizont. Die Laune lassen sich die Veranstalter vom Stadtjugendring (SJR) davon aber nicht vermiesen. Die Festgesellschaft kommt dann auch ohne den ganz großen Wolkenbruch einigermaßen glimpflich durch den Abend und die halbe Nacht.

„Die meisten kommen halt erst am nächsten Tag“

Die junge Dame am Kassenhäuschen wartet sehnsüchtig auf weitere Besucher. Doch selbst zu vorgerückter Stunde ist das Areal, das weit mehr als 1000 Menschen aufnehmen könnte, gähnend leer. Spötter könnten behaupten, es seien mehr Stadträte und Verwaltungsmitarbeiter vertreten als Jugendliche – und das wäre nur ein ganz klein bisschen geschwindelt. Die Backnanger Jugend schwänzt. Einer hat eine Entschuldigung parat: „Die meisten kommen halt erst am nächsten Tag“, zum großen Konzert des selbstverwalteten Backnanger Jugendzentrums (Juze).

 
Jugendfestplatz Backnang

Jugendfestplatz Backnang eröffnet, nach weit mehr als 20 Jahren Kampf der (Berufs)Jugendlichen - die meisten davon hab ich für die StZ verfolgt

Posted by Martin Tschepe on Freitag, 29. Mai 2015

Die Backnanger Newcomer-Band THnumber47 lässt sich trotz der leeren Reihen vor der Bühne die Laune nicht verderben. Die Musiker rocken in den Abend hinein, fordern die Gäste auf, die Biergläser hinzustellen und zu klatschen. Nach dem Gig der ersten Gruppe folgt der bei so einer Eröffnungsveranstaltung unvermeidbare offizielle Teil – die Reden. Der SJR-Vorsitzende Armin Schildknecht dankt fast allen und jedem, dem Juze und den Jugendvertretern der Stadt, der Jungen Union und den Jusos, den Stadträten und dem Ortschaftsrat, dem OB Frank Nopper.

Erbitterte Widerstände seitens der Stadt

Armin Holp, von 1998 bis 2000 Vorsitzender des Juze, erinnert an die ersten Versuche von Backnanger Jugendlichen, einen Festplatz zu bekommen, das war anno 1979. Er sagt augenzwinkernd: „Ich war damals noch in den Windeln.“ Holp – manche in Backnang nennen ihn „den Berufsjugendlichen“ – spricht über erbitterte Widerstände seitens der Stadt, von der symbolischen Beerdigung des Festplatz-Projekts im Jahr 2001, als von Juze ein Sarg in der Murr versenkt wurde. Nach langem Kampf sei man nun am Ziel – zumindest fast.

Der aktuelle Juze-Vorsitzende Pascal Weber erklärt nämlich, dass alle Gruppen, die den neuen Platz nutzen wollten, einen Vertrag unterschreiben müssen, der abschrecke. Egal wie groß die Festgesellschaft auch ist, die Stadt schreibe einen Sicherheitsdienst, eine Haftpflichtversicherung und die Anwesenheit vom DRK vor. Das alles koste viel Geld und werde wohl nicht dazu beitragen, dass der Festplatz oft gebucht wird.

„Vielleicht ist der Platz einfach zu groß“

Die Vorsitzende des Ortschaftsrats Strümpfelbach, Siglinde Lohrmann, lässt sich von solchen Querschüssen aber nicht aus dem Konzept bringen, sie sagt, sie sei froh, „dass endlich ein Platz gefunden ist“. Ganz ähnlich äußert sich der OB: „Der Festplatz ist in Backnang Kult und eine Backnanger Spezialität.“ Mit Blick auf die Historie erklärt Nopper: „Totgesagte leben bekanntlich länger.“ Die Eröffnung sei „ein beglückender und befriedigender Zieleinlauf, ein glanzvoller Abschluss“.

Das Juze indes will möglicht bald einsteigen in die Diskussion über Erleichterungen. Und Armin Holp sagt: „Vielleicht ist der Platz einfach zu groß.“