Amos Heuss leitet vom 19. Februar an das Jugendhaus Komma in Esslingen. Was dem 36-jährigen Stuttgarter in seiner neuen Wirkungsstätte besonders am Herzen liegt, hat er uns vorab erzählt.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Wenn es nach dem Kreisjugendring Esslingen geht, soll das Komma die zentrale Jugendkultureinrichtung in Esslingen bleiben. Dafür bekommt das Haus zum 19. Februar einen neuen Leiter. Nach dem Abgang von Andreas Jacobson in den Ruhestand übernimmt Amos Heuss die Rolle an der Spitze.

 

Der 36-Jährige ist in Esslingen kein Unbekannter. Zuvor leitete er das Jugendhaus in Mettingen und ist dort vor allem durch die Planung und den Beteiligungsprozess zu dem Neubau auch öffentlich in Erscheinung getreten. Im Komma wird er nun einen noch größeren Wirkungskreis haben.

„Das Komma war für mich immer ein besonderer Ort. Ich freue mich sehr auf die Begegnungen hier. Und auf den Blick aus dem Fenster“, sagt Heuss. „Die Stadt leistet sich mit dem Gebäude und der Jugendarbeit hier etwas.“

Politische Prägung und Gewaltprävention treiben ihn an

Sein Vorgänger habe große Fußstapfen hinterlassen, doch der neue Leiter sieht das als Ansporn. „Im Komma wurde und wird sehr gute Arbeit gemacht, eine tolle Grundlage auf der ich aufbauen kann“, so der Stuttgarter. Er komme als Lernender und wolle die Dynamik des Hauses besser kennenlernen, bevor er mit seinen neuen Ideen an den Start gehen will. „Hier gibt es schon so viel, was gewachsen ist. Jörg Freitag und das ganze Team leisten tolle Kulturarbeit und organisieren identitätsstiftende Veranstaltungen. Das ist ein Bereich, den wir weiter ausbauen wollen, zum Beispiel auch in Sachen Bildende Kunst oder Theater.“

Heuss hat in Tübingen Erziehungswissenschaften und Politik studiert und im Jahr 2011 seinen Abschluss an der Universität gemacht. Er ist Vater eines elfjährigen Jungen und lebte zeitweise in Russland und Israel. Das Thema seiner Magisterarbeit, Gewaltprävention durch Wertevermittlung, beschäftige ihn bis heute, sagt er. Eine Stelle beim Stadtjugendring Stuttgart war 2014 sein Einstieg in die professionelle Arbeit mit Jugendlichen. „Es ist vielleicht etwas ungewöhnlich, dass ich kein Sozialpädagoge bin“, erzählt er.

Geprägt durch seine eigene Familiengeschichte, liegt Heuss die politische Bildung und Partizipation Jugendlicher besonders am Herzen. „Meine Familie hat viele jüdische Mitglieder im Dritten Reich verloren. Ich bin in einem sehr politisierten Umfeld aufgewachsen. Familiäre Prägungen begegnen einem in der Jugendarbeit ständig“, so Heuss. „Das Komma hat eine lange Tradition, was antifaschistische und politische Arbeit mit jungen Menschen angeht, auch dazu wollen wir noch mehr Veranstaltungen, Diskussionen und Workshops anbieten.“ Ein Teil seiner politischen Sensibilisierung soll auch die Arbeit mit Themen sein, die auf den ersten Blick gar nicht politisch scheinen. „Jugendarbeit ist auch häufig Übersetzungsarbeit. Bei manchen Themen wie zum Beispiel der Digitalisierung ist häufig nicht gleich klar, wie politisch das ist. Da geht es für uns darum, das Thema für Jugendliche zu öffnen.“

„Junge Mitarbeiter schaden der Jugendarbeit nicht“

Für Ralph Rieck vom Kreisjugendring Esslingen, dem Träger des Komma, ist der 36-Jährige die ideale Besetzung für das Amt. „Amos Heuss hat sich durch sein Tun in Mettingen selbst empfohlen. Wir denken, dass er mit seiner Weltoffenheit und seinem politischen und kulturellen Interesse genau der Richtige ist, das Komma in Sachen Jugendkultur weiterzuentwickeln. Und es ist ja nicht so, dass es der Jugendarbeit schadet, von relativ jungen Mitarbeitern gestaltet zu werden“, meint Rieck.

Kennenlernen und diskutieren kann man mit Heuss bei einer der Veranstaltungen oder beim offenen Treff des Hauses.