Mit Lucas Dreher und Tim Schlegel hat das Jugend- und Kulturzentrum Zinsholz in Ruit ein neues Leitungsteam. In kurzer Zeit hat das Duo vieles auf links gedreht.

Nach der Feier ist vor dem Umbau. Lautsprecher müssen zurück an ihren Platz geschoben werden, Bühnenlichter liegen herum, Kabel werden aufgewickelt. Im Jugend- und Kulturzentrum Zinsholz heißt es an diesem Montag, Spuren zu beseitigen. Im verwinkelten Gebäude mit den vielen Treppen und dem Balkon über der Bar geht eine neue Woche los. Mittendrin: Lucas Dreher und Tim Schlegel. Sie bilden im Jugendhaus am Rand von Ruit seit nicht allzu langer Zeit das neue Leitungsduo. Der Sozialarbeiter Lucas Dreher (25) ist bereits seit November 2021 im Zins, wie die meisten in der Stadt sagen. Tim Schlegel (27) ist im Juli 2022 dazugestoßen. Er hatte zuvor als Kita-Erzieher gearbeitet, nun studiert er nebenbei noch Gesundheits- und Sozialmanagement.

 

Die Bar ist umgebaut worden

Das Zentrum Zinsholz ist das größte Jugendhaus in Ostfildern und richtet sich hauptsächlich an die Zielgruppe 16 plus. Die Trägerschaft liegt in den Händen des Kreisjugendrings. „Das Haus gibt es seit 40 Jahren“, sagt Lucas Dreher. Das Besondere: Die beiden Leiter kennen sich seit ihrer Jugend, und im Zins waren sie früher selbst oft. Beide sind in der Stadt aufgewachsen. Spätestens beim Skateboardfahren waren aus den Teenagern damals Kumpel geworden. „Das ist ein Vorteil, dass wir uns gut kennen. Das ist kein Nine-to-five-Job hier“, sagt Tim Schlegel. Die Rollen sind verteilt. Der eine ist vor allem in Sachen Events und Technik fit, der andere eher im Buchhalterischen. „Es ist ein städtisches Gebäude. Es ist brutal viel Verwaltungsaufwand“, sagt Tim Schlegel.

Vieles hat das Duo in den vergangenen Monaten bereits umgemodelt. Dem bekannten Logo wurde ein neuer Anstrich verpasst. Der nun etwas zurückhaltendere Schriftzug findet sich auf einer nagelneuen T-Shirt-Kollektion. Die Terrasse wurde saniert, auch die Bar, „das Herzstück“ des Jugendhauses, wie Lucas Dreher sagt, wurde umgebaut. „Es war dringend notwendig“, sagt Tim Schlegel lachend.

Auch inhaltlich hat sich einiges getan, seitdem das neue Führungsteam am Drücker ist. Zentrale Idee: weniger Fremdveranstaltung, mehr eigene. „Wir kriegen drei bis vier Anfragen pro Tag“, sagt Tim Schlegel. Viele Menschen wollen ihre Hochzeitsparty oder ihren Geburtstag im Zentrum Zinsholz feiern. Das jedoch haben er und sein Mitstreiter auf ein Minimum zurückgefahren. Stattdessen sollen im Saal mit Bühne – er fasst immerhin 250 bis 300 Gäste – mehr Konzerte aller Musikrichtungen, mehr Partys oder auch politische Veranstaltungen steigen. Auch die offenen Treffs am Mittwoch und Donnerstag wurden wiederbelebt. „Es ist wichtig, dass wir im Wandel bleiben“, sagt Lucas Dreher. „Ort für neue Begegnungen“, fügt Tim Schlegel hinzu.

Für die beiden steht fest: Sie wollen wieder mehr Leben in der Bude. Ihre Vorgängerin habe als Alleinkämpferin für vieles schlichtweg nicht die personellen Kapazitäten gehabt, außerdem habe sie in ihrer Arbeit einen etwas anderen inhaltlichen Schwerpunkt gesetzt. Während der Pandemie sei das Haus zudem bei vielen jungen Leuten in Vergessenheit geraten. Und überhaupt: Einfach die Tür aufsperren und hoffen, dass die Jugendlichen von selbst kommen, das funktioniere heute nicht mehr. „Man muss irgendwie auf sich aufmerksam machen“, sagt Lucas Dreher. Die Social-Media-Kanäle wurden dafür reaktiviert. Ziel sei, dass die Jugendlichen das Haus wieder erobern. „Dieses Jahr geht’s richtig los“, sagt Lucas Dreher, alle zwei Wochen sei eine andere Veranstaltung geplant.

In der Region fehlt es an Auftrittsmöglichkeiten

Es gibt noch viel zu tun. Die Homepage www.zinsholz.de wird aktuell komplett überarbeitet. Als nächstes will sich das Team den Konzertsaal vorknöpfen. Die spröden Pressspan-Wände sollen gestrichen werden, auch die Bühnentechnik gehört aus Sicht der beiden Leiter dringend erneuert. Das Potenzial für mehr ist durchaus da. Im Großraum Stuttgart mangelt es an Auftrittsmöglichkeiten für Musiker. An vielen der Prozesse im Zins waren und sind die jungen Leute, die im Haus ein- und ausgehen, direkt beteiligt. Lucas Dreher betont: „Wir sind viel im Austausch mit den örtlichen Jugendlichen.“

Ein Haus mit vielen Angeboten

Festivals
 Im Zentrum Zinsholz finden die unterschiedlichsten Veranstaltungen statt. An diesem Freitag, 28. Januar, endet das Exhume-Metalfestival. Für den 3. Februar ist das Tagesfestival Camp & Dance terminiert, ein Familienfest mit Live-DJ, Bastelworkshops, Punsch, Glühwein und Stockbrot am Lagerfeuer sowie Sportangeboten. Flohmarkt und Theater
  Nach mehreren Konzerten und Partys findet am 22. April ein Flohmarkt mit Secondhand-Kleiderverkauf statt, abends tritt die Indie-Pop-Band Sweed auf. An mehreren Tagen im Mai wird die Jugendbühne Ostfildern das „ Zins“ für Theatervorstellungen nutzen.