Die Brandschutzanlage wird noch in diesem Monat fertig. Die Zukunft des Jugendhauses ist gesichert.

Weil der Stadt - Ein staubiges Treppenhaus, Graffiti an den meterdicken Wänden, fleckige Möbel. Viel verändert hat sich nicht in dem alten Kloster-Gebäude. Dass hier in den vergangenen Monaten fast eine Million Euro verbaut wurde, sieht der Laie allenfalls auf den zweiten Blick. An den Decken hängen glänzende Rohre und an den Wänden sind Brandschutz-Schalter angebracht.

 

„Brandschutz“ ist auch das Stichwort hier, jedenfalls seit dem März 2016. Ein Brandgutachter hatte damals das alte Gebäude kontrolliert, es sofort geschlossen und damit das bisherige Publikum obdachlos gemacht. Diese Hiobsbotschaft ist aber vergessen, seit Juni hat der Jugendhaus-Vorstand Felix Mayer wieder einen Schlüssel für die Räume im Augustinerkloster.

Etwa 20 Jugendlichen und jungen Erwachsenen

„Die Stadt hat hier drin schon viel gemacht“, berichtet er und schaut sich um. Aber längst nicht alles, das war von Anfang an klar. Deshalb haben Felix Mayer und die anderen etwa 20 Jugendlichen und jungen Erwachsenen seitdem nicht nur den Schlüssel, sondern auch Schraubenzieher und andere Werkzeuge in der Hand; zum Beispiel im Hauptraum, dort, wo schon in alten Zeiten die Theke gestanden hat.

Elektrik und Spülbecken hat die Stadtverwaltung einbauen lassen. „Jetzt bauen wir unsere Theke davor“, berichtet Mayer. Das Kühlelement ist schon angeliefert worden, das Herzstück des künftigen Ausschanks. „Ein Schreiner hilft uns“, sagt der Jugendhaus-Vorstand. „Der ist auch ein ehemaliges Mitglied im Jugendhaus.“

Parallel sind die städtischen Handwerker aber immer noch am Werk. „Das gröbste ist geschafft“, sagt der Stadtbaumeister Klaus Lepelmann. Nächste Woche wird noch ein Element der Brandmeldeanlage angeliefert, das für die Weitermeldung einer Störung an die Feuerwehr zuständig ist. „Dann müssen noch Techniker von Siemens kommen, die die Brandmeldeanlage anschließen“, kündigt Lepelmann an. Bis spätestens Ende September werde das der Fall sein. Aber dann seien die für die Sicherheit wichtigen Anlagen in Betrieb, und der Stadtbaumeister sagt einen Satz, auf den viele Menschen in der Stadt zwei Jahre lang gewartet haben: „Dann steht dem regulären Betrieb aus unserer Sicht nichts mehr im Wege.“

Der Gründer ist heute Linken-Chef

Da mag selbst einem Mann in Berlin ein Stein vom Herzen fallen. Bernd Riexinger, der heutige Bundesvorsitzende der Linken, war einer der Fünf, die 1974 das Jugendhaus im Kloster gegründet hatten. Generationen von Weil der Städtern sind hier ein- und ausgegangen, heute ist es eines der wenigen selbstverwalteten Jugendhäuser, das noch übrig geblieben ist. Was auch, wie der heutige Vorsitzende Felix Mayer betont, mit dem Gebäude zu tun hat. „Viele sind trotz der Schließung dabei geblieben“, sagt er. „Aber in den vergangenen zweieinhalb Jahren sind eben keine neuen Jugendlichen mehr dazugekommen.“ Die Interimsunterkunft, das Spital, war mehr schlecht als recht, ein zugiger Rohbau.

Dass das Jugendhaus in ein anderes Gebäude ziehen könnte, war im Rathaus daher zwar in Erwägung gezogen, aber nie ernsthaft diskutiert worden – nicht nur, weil sich Bernd Riexinger in einem Brief an den Bürgermeister zu Wort gemeldet hatte. Und auch im Januar nicht, als die Kosten auf fast eine Million Euro explodiert waren. „Nicht nur für das Jugendhaus, auch für all die anderen Vereine hätten wir keine andere Unterbringungsmöglichkeit“, so Thilo Schreiber damals. Im Augustinerkloster ist auch das Rote Kreuz, die Musikschule, die   Chorvereinigung und der griechische Elternverein untergebracht.

Geld muss jetzt auch der Jugendhaus-Verein berappen. Die Theke muss fertig werden, Wände streichen die Jugendlichen selbst und ergänzen fehlende Möbel und Regale. 15 000 Euro hat Felix Mayer dafür eingeplant, Geld, das der Verein in den vergangenen Jahren angespart hat. 1500 Euro haben zudem fünf heimische Firmen beigesteuert, deren Chefs dafür auf dem Strandsommer Cocktails gemixt haben.

„Wir sind sehr zufrieden, dass es endlich weitergeht“, sagt Felix Mayer. „Wir hoffen, dass wir das Kloster hier für die nachfolgenden Generationen aufbauen können.“

Wie wichtig die Arbeit hier für die Weil der Städter Jugend ist, das weiß er nicht zuletzt aus eigener Erfahrung. Viel lernt man hier, weil die Mädels und Jungs schon früh viel Verantwortung übernehmen müssen. „Ich will ermöglichen, was mir damals ermöglicht wurde“, sagt der 23-Jährige.

Die Zeichen dafür stehen gut. Und wenn dann endlich alles fertig ist, wollen sie ihr Kloster mit einem großen Tag der offenen Tür eröffnen.