Das Jugendhaus Jim Pazzo hat einen Cateringservice: Beim Familienbrunch zeigen junge Leute ihr Können.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Mühlhausen - Sonntagmorgen im Jugendhaus Jim Pazzo in Neugereut: Zwölf Kinder und Jugendliche sind schon seit Stunden auf den Beinen. Sie kochen, backen und dekorieren. Um 11 Uhr muss alles fertig sein. In den vergangenen zwei Jahren haben sie in dem Projekt „Frisch Aufgetischt“ das Handwerk eines Cateringunternehmens von der Pike auf gelernt. Das Ergebnis beim Familienbrunch konnte sich sehen lassen: Eine lange Tafel mit Leckereien wie Fleisch, Würstchen, Schafskäse mit mediterranem Gemüse oder Desserts wie Apfel-Pudding-Kuchen oder Weintrauben-Creme, alles passend zu dem besonderen Motto des Brunches „Wintergrillen“. Der Höhepunkt des Buffets war ein Maultaschenkuchen.

 

„Die Jugendlichen haben sehr viel geleistet, denn zu dem Catering-Projekt gehört ja nicht nur das Kochen und Backen, sondern sie müssen alles selber aufbauen, dekorieren, spülen und am Ende wieder aufräumen“, sagt Sieghard Kelle, der Geschäftsführer der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft. Das sei ein großer organisatorischer und logistischer Aufwand gewesen, den die Gruppe sehr gut bewältigt habe. „Da ist alles sehr gut ineinander gelaufen“, findet Kelle. Inzwischen habe sich die Gruppe zu einem richtig professionellen Catering-Service entwickelt.

Unterstützung haben die Kinder und Jugendlichen, die zwischen elf und 21 Jahren alt sind, von der Systemgastronomin Yeter Ciritci bekommen. Die 29-Jährige hat das Projekt fachmännisch mit geleitet und viele Schulungen mit den Teilnehmern gemacht. „Ich habe Seminare zum Thema Hygiene, Catering oder Dekoration für die Jugendlichen gehalten“, erzählt Ciritci. Das Jahr hat ihr viel Spaß gemacht. Sie hat viele Erfahrungen gesammelt: „Es gab ab und zu Stress in der Küche, aber wir haben uns immer wieder zusammengerauft“, erzählt sie.

130 Gäste beim Familienbrunch im Jugendhaus

Begonnen haben die Vorbereitungen für den Brunch bereits einen Tag vorher. „Einige Dinge mussten wir schon eher vorbereiten, wie das Fleisch marinieren, Teig für die Kuchen und auch die Dekoration“, sagt Ciritci. Am Morgen hat sie mit den Jugendlichen die warmen Gerichte und die Salate vorbereitet. „Wir haben zwei Tage sehr intensiv gearbeitet“, sagt die Systemgastronomin. 130 Gäste haben sie dann beim Familienbrunch im Jugendhaus bewirtet.

Der Cateringservice war ein Teil des Projektes „Stärken vor Ort“. Es gehörte zum Programm „Soziale Stadt“ und lief drei Jahre lang im Stadtteil Neugereut. Seit Ende 2011 ist Schluss. Im ersten Jahr fand das Mikroprojekt „Familienbrunch“ statt, daraus hat sich im zweiten Jahr das Cateringunternehmen als neues Projekt entwickelt. „Das Projekt führen wir trotzdem weiter. Ab diesem Jahr ist dies eine kleine Schüler-Firma“, sagt Kelle. Dazu gehört nach den Worten von Kelle ab jetzt auch die Ernsthaftigkeit, dass Einnahmen und Ausgaben sich die Waage halten müssen. Die Projektleiterin Jasmin Grenzbach, eine Mitarbeiterin des Jugendhauses, hilft weiterhin: „Auch ohne Geld machen wir weiter. Ich werde die Gruppe weiterhin fachlich und pädagogisch begleiten.“ Auch weil sie beeindruckt war, wie engagiert die Kinder und Jugendlichen bei dem Projekt dabei waren. Die Verweildauer war ungewöhnlich groß: Kaum jemand ist aus dem Cateringservice ausgestiegen. „Das ist bei der Altersspanne in dem Projekt schon etwas Besonderes“, sagt Kelle. Begeistert waren auch die Jugendlichen: „Ich habe viel gelernt und die Veranstaltungen haben mir immer gefallen“, sagt die Teilnehmerin Judita Gebrekirestos. Zum Abschluss haben sie sich dann noch etwas Besonderes einfallen lassen: „Im Winter grillt man ja eigentlich nicht“, sagt die 18-Jährige. Aber die Jugendlichen tun es dennoch.