Zwei Drittel der Jugendherbergen im Land gelten als renovierungsbedürftig. Stuttgart hat die Erneuerung hinter sich und floriert. Doch in Göppingen müssen sich Jugendherbergswerk und die Stadt erst noch einigen.

Stuttgart - Thomas Märkle ist dort daheim, wo andere Urlaub machen. Der Leiter der Eugen-Nägele-Jugendherberge in Murrhardt (Rems-Murr-Kreis) hat seine Wohnung neben der Rezeption. Geht der Herbergsvater vor die Tür, ist er im Dienst.

 

Der 55-Jährige hat fast sein halbes Leben in Häusern des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) verbracht. Vor 25 Jahren hat der gelernte Fernmeldetechniker mit Schloss Rechenberg bei Crailsheim seine erste Jugendherberge übernommen. Seit zehn Jahren ist er in Murrhardt Herr über 134 Betten. Hochzeit, Vater werden, Kinder groß ziehen, Scheidung – das alles hat er als Herbergsvater erlebt, immer umgeben von Schulklassen, Wanderern oder Radfahrern auf der Durchreise.

8811 Übernachtungen gab es in seiner „Juhe“ voriges Jahr, 130 weniger als 2004. Geschlafen wird in Stockbetten, die zumeist in Vier- oder Sechs-Bett-Zimmern stehen. Jedes Zimmer hat ein Waschbecken, die Räume sind hell und freundlich, die Ausstattung ist einfach, aber zweckmäßig. Allerdings gibt es je Stockwerk nur jeweils drei Gemeinschaftsduschen für Frauen und Männer. Auch einen Familienbereich würde Märkle gerne einrichten.

Viele Juhes hätten eine Verschönerungskur nötig

Doch das kostet. Und das Murrhardter Haus ist eines von 36 im Land, die das DJH Baden-Württemberg für renovierungsbedürftig hält. Auch Ludwigsburg und Göppingen stehen auf der Liste. Insgesamt 90 Millionen Euro sind nach DJH-Schätzungen zufolge nötig, um alle zu erneuern. In Stuttgart wurde bereits investiert. Die Jugendherberge International wurde für elf Millionen Euro auf Vordermann gebracht; dort gibt es mittlerweile weit über 70 000 Übernachtungen pro Jahr. Das sind 45 Prozent mehr als vor der Renovierung (gut 50 000). Die neue Juhe im Neckarpark hat seit ihrer Eröffnung 2011 ihre Übernachtungszahlen um ein Drittel auf 28 970 gesteigert.