Experten diskutieren, wo sie die Jugendlichen in den Bezirken Mitte und Süd mit Jugendhilfe erreichen können. An heimische Computerhocker kommen die Helfer jedoch nicht so leicht heran.

S-Süd - Wo leben in den Bezirken Mitte und Süd welche Jugendlichen? Welche Probleme haben sie? Wie können Jugendhelfer mit ihnen ins Gespräch kommen? Am vergangenen Donnerstag haben sich Mitarbeiter der mobilen Jugendarbeit und der Schulsozialarbeit der Caritas in Süd und Mitte, Vertreter des Beratungszentrums Jugend und Familie und der Polizei darüber unterhalten. Im Caritas-Gebäude an der Fangelsbachstraße ging es unter anderem darum, wie die mobile Jugendarbeit zielgerichteter tätig werden kann.

 

Um diesem Ziel näher zu kommen, stellten Carola Flad und Carmen Kühnle-Weißflog von der Jugendhilfeplanung zunächst dar, welchen sozialen Schichten die Jugendlichen aus Mitte und Süd angehören. Die Daten stammen aus dem Sozialdatenatlas der Stadt des Jahres 2011. Bei dem Vergleich stellte sich Folgendes heraus: Im innenstädtischen Bereich der Bezirke Mitte und Süd wohnen vor allem „junge und mobile Menschen“, viele mit Migrationshintergrund und viele Alleinerziehende.

Günstigere Mieten in den inneren Bereichen der Bezirke

In den äußeren Bereichen der beiden Stadtbezirke sind die Wohnungen größer, die Menschen wohlhabender, und sie haben weniger Kinder. Der Ausländeranteil ist geringer. Die Experten sind sich einig: Der Grund für diese Verteilung der Einwohner sind die günstigeren Mieten in den inneren Bereichen der beiden Bezirke.

Die Mieten im Bezirk Süd sind höher als in Mitte. Der Verkehrslärm ist in vielen Bereichen hoch. „Das werden auch die Gründe sein, die junge Familien dazu treiben, aus der Stadt an die Peripherie zu ziehen“, sagte Carola Flad.

Die Zahlen aus dem Sozialdatenatlas belegen, dass es in einigen Bereichen im Süden und fast im kompletten Bezirk Mitte einen erhöhten Bedarf an Unterstützung für Jugendliche gibt. Manche benötigen Hilfe bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, andere beim Schreiben einer Bewerbung oder beim Arztbesuch.

Nicht nur das „wo?“, auch das „was?“ ist wichtig

Doch wo kann diese Unterstützung beginnen? „Wichtige Treffpunkte für Jugendliche sind der Marienplatz und der Schlossplatz“, sagte Carmen Kühnle-Weißflog. Aber auch an weniger frequentierten Orten kommen die Jugendlichen abends zusammen. „Gerade in Mitte und Süd gibt es wenige Orte, welche die jungen Leute für sich haben, und die sie selbst gestalten können“, sagte Jutta Jung von der mobilen Jugendarbeit der Caritas. „Und genau hier müssen wir die jungen Leute erreichen.“

Es ging bei dem Treffen jedoch nicht nur darum, wo sich die Jugendlichen in ihrer Freizeit aufhalten, sondern auch was sie tun. „Manche sind fast nur daheim und sitzen vor dem Computer“, sagte Flad. Andere haben weite Wege zur Schule, sind sehr mobil und viel unterwegs, zum Beispiel zum Grillen mit der Clique im Park.

Computerhocker sind schwerer zu erreichen

„Viele Jugendliche erreichen wir über die Straßensozialarbeit“, sagt Elena Pucci-Esposito von der Caritas-Jugendhilfe. An die heimischen Computerhocker kommen die Helfer nicht so leicht heran, auch wenn diese durchaus Unterstützung nötig hätten. Pucci-Esposito: „Das läuft meist nur über die Schulsozialarbeit.“ Außerdem gibt es Veranstaltungen, zum Beispiel Kinderfeste, welche die Jugendlichen aus ihrer Wohnung locken sollen.

„Die Basis der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen ist der Aufbau von Beziehungen“, sagte Silke Hubel von der Caritas. Je mehr Zeit die Sozialarbeiter mit den jungen Leuten verbringen, desto besser wird der Kontakt, desto größer das Vertrauen. Dabei spiele die Mundpropaganda unter den Jugendlichen eine ganz wichtige Rolle. „Manchmal kommen unsere Leute noch zu uns, wenn sie selbst schon Eltern sind und Hilfe brauchen.“