Leistungen auf höchstem Niveau gibt es beim Konzert in der Leonberger Stadthalle.

Leonberg - Das mächtigste Instrument, das Fagott, spielt Désirée Krems: die Zarteste des Trio d’anche (Rohrblatt-Trio). Es hat in der Stadthalle den Leonberger Jugendmusikpreis, gestiftet von Bürgerinnen und Bürgern, bekommen.

 

Zierlich sind auch Chiara Holtmann (Klarinette) und Cecilia Kaiser (Oboe). Alle drei kommen aus Tübingen, alle drei sind Jahrgang 2004 und demnach auf dem Papier noch recht jung. Aber nur da, denn was die drei jungen Musikerinnen auf dem Konzertpodium präsentieren, das zeugt nicht nur von großem technischem Vermögen, sondern ebenso von bemerkenswerter musikalischer Reife und Finesse.

Mit Höchstpunktzahl

Beim Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“ wurden sie mit einem ersten Preis und Höchstpunktzahl ausgezeichnet. Sie wurden ausgewählt, um im Preisträgerkonzert zu spielen und erhielten einen Sonderpreis von der Deutschen Stiftung Musikleben. Darüber hinaus kann jede Einzelne von ihnen bereits eine beachtliche Liste hochkarätiger Preise vorweisen, teilweise auch auf anderen Instrumenten.

Dass die drei jungen Musikerinnen zudem in anderen Bereichen überaus aktiv sind, das erzählte Ina Kullmann, die zusammen mit ihrem Mann Hajo Kopf und Herz des Fördervereins Jugendmusikpreis Leonberg ist, auf sehr herzliche und kurzweilige Weise. Gleich dreimal gab es den von Johannes Kares gestalteten Leonberger Orpheus zusammen mit dem Preisgeld.

Ein bezauberndes Programm hatte das junge Bläsertrio seinem Publikum in der fast voll besetzten Stadthalle mitgebracht: Allesamt Stücke, die man nicht alle Tage im Konzert zu hören bekommt. Die Suite Brève von Maurice Faillenot (1920 – 2010) zum Beispiel. Grazil, anmutig und verspielt fanden sich hier die Stimmen zusammen, dabei absolut präzise. Jeder einzelne Ton war mit Bedacht und Sorgfalt modelliert. Besonders im zweiten langsamen Satz konnte das Publikum gut verfolgen, auf wie organische Weise die drei miteinander atmeten und so auf wunderschöne Weise den melancholisch-wiegenden Charakter der chromatischen Reibungen entwickelten.

Tänzerisch-filigran war der dritte Satz. Behände tupfte Désirée Krems mit ihrem Fagott, das sie bereits seit ihrem fünften Lebensjahr spielt, bei Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento Nr. 2 B-Dur (KV 439B) die Tonwiederholungen in den Äther. Insgesamt brachten allen drei den sprechenden Charakter ihrer Instrumente wunderbar zum Vorschein. Bukolisch-vergnügt war der kantable zweite Satz, kecke Frische und Feingliedrigkeit prägten den dritten. Zum Schluss gab es noch drei von Cinq Pièces en Trio von Jaques Ibert (1890 - 1962) – auch dies ein beeindruckender Genuss für die Ohren, trotz der ganz anderen Textur. Rhythmisches Flirren hier, wunderschönes Umschlingen der hellen, zarten Oboenlinien und der warmen Klarinettenpassagen dort. Als Zugabe gab es das Concert Champetre von Henri Tomasi.

Intensives Landesjugendorchester

Ein Abend der Kontraste. Denn der zweite Teil gehörte dem Landesjugendorchester, das traditionell in Leonberg zusammen mit den Preisträgern auftritt. Ein gemeinsames Stück gab es dieses Jahr nicht, dafür die Sinfonie Nr. 5 (cis-moll) von Gustav Mahler. Ein gewaltiges Werk, dass die Jugendlichen unter Leitung von Johannes Klumpp mit ebenso viel Virtuosität wie Hingabe musizierten.

Unglaublich war die Intensität ihrer Energie, die während der gesamten 70 Minuten nicht eine Sekunde lang nachließ. Glaubhaft und berührend artikulierten sie die oft abrupten Gefühlsumschwünge, Dramatik und Innerlichkeit. Besonders schön war es dann, am Ende des Konzertes nach dem sehr langen und kräftigen Applaus des Publikums zu sehen, dass auch menschlich die Chemie innerhalb des Ensembles stimmt: Alle lagen sich in den Armen.