Bundesagrarministerin Julia Klöckner veröffentlicht auf Twitter ein Video mit Nestlés Deutschland Chef und wird dafür mit reichlich Kritik überhäuft. Sie selbst verteidigt ihr Vorgehen.

Berlin - Wegen eines gemeinsamen Videos mit einem führenden Nestlé-Manager ergießt sich über Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) im Internet eine Welle der Kritik. Beim Kurznachrichtendienst Twitter beklagten zahlreiche Nutzer, Klöckner lasse sich von dem umstrittenen Lebensmittelkonzern für PR-Zwecke ausnutzen.

 

Unter den Kritikern sind auch prominente Politiker: Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt warf der Ministerin am Mittwoch vor, sie habe ein „Werbevideo“ für Nestlé gedreht, der SPD-Bundestagabgeordnete Karl Lauterbach bezeichnete den Vorgang als „peinlich, ja bitter“.

Das Landwirtschaftsministerium hatte am Montag im Internet ein kurzes Video veröffentlicht, in dem Klöckner mit Nestlés Deutschland-Chef Marc-Aurel Boersch vor der Kamera steht und das Unternehmen dafür würdigt, dass es den Zucker-, Salz und Fettgehalt seiner Lebensmittel reduziert habe. Hintergrund ist eine vom Kabinett verabschiedete „Reduktions- und Innovationsstrategie“, die Vereinbarungen auf freiwilliger Basis mit den Herstellern vorsieht. Für den Kampf gegen Übergewicht sollen viele Fertigprodukte so bis 2025 neue Rezepturen bekommen. Verbraucherschützer kritisieren dies als zu unverbindlich.

Im Internet gab es empörte Reaktionen auf Klöckners Video. Lauterbach twitterte: „Klöckner lässt sich von Nestle Lobbyisten erst die Zuckersteuer und die Lebensmittelampel abverhandeln und tritt dann bei PR-Event von Nestle auf.“ Klöckner verteidigte ihr Vorgehen und bezeichnete Kritiker als „Hatespeaker“. Ein Ministeriumssprecher sagte am Mittwoch, wichtig sei, dass die Maßnahmen wirksam seien. Dazu gehöre, mit Verbänden zu sprechen. „Und auch mit den Unternehmen, die hier in der Verantwortung stehen, sie in die Pflicht zu nehmen.“

Klöckner verteidigte am Mittwoch grundsätzlich das Vorgehen beim Reduzieren von Zucker, Fett und Salz über freiwillige Vereinbarungen. Wenn dies nicht funktioniere, müssten aber gesetzliche Regelungen her, sagte sie anlässlich einer Veranstaltung der Getränkebranche.

Nestlé werden wie anderen Konzernen teils fragwürdige Geschäfte vorgeworfen. 2010 prangerte die Umweltorganisation Greenpeace an, dass das Unternehmen mit der Verwendung von Palmöl zur Zerstörung von Regenwald beitrage. Nestlé hat versprochen, bis 2020 nur noch Palmöl aus nachhaltiger Produktion zu nutzen.