Wie ist denn ihr persönliches Verhältnis zu Angela Merkel?
Ich schätze sie sehr. Wer Angela Merkel hinter den Kulissen erlebt, sieht eine hellwache, verantwortungsvolle Frau, die so viele Fäden zusammenhält und den Überblick hat. Wir können dankbar sein, dass wir von einer Politikerin regiert werden, die nicht auf die schnelle Schlagzeile setzt. Herr Gabriel kriegt abends bei seinen eigenen Leuten das nicht durchgesetzt, was er am Morgen aus Kuba getönt hat. Er überholt ja mit einigen seiner Forderungen die AfD rechts und am nächsten Tag die Linken links. Angela Merkel ist dagegen sehr immun gegen solch reflexhaftes Sich-Anbiedern-Wollen.
Das Flüchtlingsthema spielt in Rheinland-Pfalz auch als Wahlkampfthema eine starke Rolle. Wäre es nicht besser, es ähnlich wie in Hessen aus dem Parteienstreit herauszuhalten?
Wir haben genau dieses Angebot gemacht, sehr frühzeitig. Bereits vor einem Jahr hatten wir zu einem parteiübergreifenden Flüchtlingsgipfel eingeladen. Doch die Landesregierung sagte damals, man brauche keinen Gipfel, weil es keine Probleme gebe. Ich finde, in den Wahlkampf gehören doch die Themen, die wichtig sind und zu denen die Menschen Antworten haben möchten. Wer glaubt, die Flüchtlingspolitik gehöre nicht dazu, der ist nicht von dieser Welt.
Mit welchen anderen Themen wollen Sie denn in der Schlussphase des Wahlkampfs noch punkten?
Das ist vor allem die Bildungspolitik. Was den Menschen hier auf den Nägeln brennt, ist die fehlende Qualitätssicherung, Stichwort vergleichbare Abschlüsse. Außerdem wird an fast allen Grundschulen Schreiben Lernen nach Gehör betrieben, ohne feste Rechtschreibregeln. Das wollen wir ändern. Ein weiteres Thema ist die marode Infrastruktur. Wir brauchen Straßen und Brücken, über die man fahren kann und schnelles Internet, da hinken wir hinterher. Und natürlich innere Sicherheit. Rheinland-Pfalz ist an allerletzter Stelle der Bundesländer bei der Polizeiausstattung pro 100.000 Einwohner.
Nach den letzten Umfragen reicht es ja weder für Rot-Grün noch für Schwarz-Gelb, ja noch nicht einmal für Schwarz-Grün. Rüsten Sie sich schon für eine große Koalition?
Unser Ziel ist es, dass eine Regierungsbildung nur unter Führung der CDU möglich wird. Die notwendige Erneuerung des Landes braucht frischen Schwung, und dazu müssen wir Rot und Grün komplett ablösen. Dass ein klarer Regierungswechsel nur mit Schwarz-Gelb funktioniert, ist sicherlich allen ersichtlich. Aber halte auch nichts davon, über Koalitionen vor der Wahl zu spekulieren. Das Ergebnis liegt nicht in meiner Hand, und ich bin demütig gegenüber den Wählerinnen und Wählern.
Wie stehen Sie denn zur AfD?
Meine Haltung ist klar: Wir werden niemals mit der AfD koalieren. Aber es wäre auch falsch, deren Wähler zu beschimpfen. Wir müssen sie zurückgewinnen in die Mitte der Gesellschaft und überzeugen mit Argumenten. Da ist es das falsche Signal, einfach abzutauchen und sich wie die Ministerpräsidentin einer Fernsehdiskussion nicht zu stellen. Wir müssen die AfD demaskieren. Eine Partei, die Homosexuelle zählen lassen will und wieder über Schießbefehle an der Grenze nachdenkt, hat einen großen Teil unserer Geschichte nicht verstanden.
Und welche Rolle spielt für Sie, dass mit Malu Dreyer und Julia Klöckner am 13. März erstmals zwei Frauen um das Amt des Ministerpräsidenten kämpfen?
Das spielt vorwiegend für Journalisten eine Rolle. Bürger stellen diese Frage nicht, weil sie auch sehen, dass es am Ende nicht auf das Geschlecht ankommt, sondern auf die richtigen Entscheidungen. Durch ein weibliches Kabinett, wie wir es ja in Rheinland-Pfalz haben, sind die Entscheidungen nicht besser geworden. Spätestens nach dem 13. März wird es ganz normal sein, dass Frauen gegeneinander antreten.