Julio Iglesias ist mit 75 Jahren erneut Vater geworden: Laut Gerichtsurteil ist der spanische Schmusesänger leibliche Vater des 43-jährigen Javier Sánchez Santos. Ausschlaggebend war aber nicht ein Gentest.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Madrid - Julio Iglesias hat sich immer seines Sexlebens gerühmt. In einem Interview im Mai 2014 wurde er auf das Gerücht angesprochen, dass er mit 3000 Frauen geschlafen habe. „Die Zahl muss wohl auf 20 000 gestiegen sein“, antwortete der damals 70-Jährige. Das wäre täglich eine andere Frau seit dem 15. Lebensjahr. Da ist es schon ein Wunder, dass der spanische Sänger im Laufe seiner Karriere nicht mit Dutzenden Vaterschaftsklagen überzogen wurde. Eine verfolgt ihn aber doch, schon seit Jahrzehnten. Jetzt hat ein Gericht in Valencia in erster Instanz ein Urteil gefällt: Julio Iglesias ist Vater eines 43-jährigen Sohnes, ob er will oder nicht. Acht andere Kinder hat Iglesias schon. Dieses neunte aber passt ihm nicht.

 

Die Mutter des Sohnes ist eine heute 67-jährige Portugiesin, Maria Edite. Sie lernte Iglesias im Sommer 1975 an der Costa Brava kennen, wo sie als Tänzerin engagiert war. Iglesias interessierte sich für sie und lud sie in die Villa ein, die er in der Gegend gemietet hatte. Es gibt ein Foto in einer französischen Zeitung vom 19. Juli 1975, auf dem der Sänger und die Tänzerin gemeinsam zu sehen sind. Genau neun Monate später, am 19. April 1976, brachte sie einen Jungen zur Welt, Javier, der den Nachnamen von Edites Ehemann, Sánchez, erhielt. Das Kind sei aber von Iglesias, beharrte Edite. Ein späterer Gentest stellte auf alle Fälle klar, dass ihr Ehemann nicht der biologische Vater Javiers ist.

Das erste Vaterschaftsurteil wurde wegen eines Formfehlers kassiert

1991 reichte Edite in Valencia Vaterschaftsklage gegen Iglesias ein und bekam im folgenden Jahr recht. Das Urteil wurde aber wegen eines Formfehlers annulliert, eine Entscheidung, die der spanische Oberste Gerichtshof bestätigte. Kurioserweise wurde das Verfahren danach nicht wiederholt: Der Formfehler hatte Iglesias von allen Ansprüchen auf Vaterschaft befreit. Der Sohn, um den es ging, war damals 15 Jahre alt, und er hat jene Jahre nicht in besonders guter Erinnerung: Seine Klassenkameraden hätten ihn wegen seiner Iglesias-Verwandtschaft gehänselt und getriezt. „Es ist nicht schön, berühmt und arm zu sein“, sagte er Ende vergangenen Jahres im Gespräch mit El País.

Als junger Erwachsener versuchte Javier, dem Vorbild seines biologischen Vaters zu folgen. Er zog nach Miami und nahm dort zwei Platten auf, „Soy como tú“ (Ich bin wie du) und „Lucha y verás“ (Kämpfe und du wirst sehen), die sich 200 000 Mal verkauften. 2010 kehrte er nach Valencia zurück. Seine Mutter schrieb in der Zwischenzeit ein Buch unter dem Titel „Ein Sohn mit Julio Iglesias“.

Der Richter sieht eine „offensichtliche Ähnlichkeit“ der beiden Männer

Man konnte also schon ahnen, dass die Sache noch nicht aus der Welt war. 2017 reichte Javier Sánchez erneut Vaterschaftsklage gegen Iglesias ein, diesmal mit einem neuen Beweismittel: Er hatte einen Detektiv auf die Familie Iglesias in Miami angesetzt und von einer Getränkeflasche genetische Spuren des Iglesias-Sohnes Julio José abgenommen, die eine Verwandtschaft mit Javier zweifelsfrei nachweisen sollten. Einem Richter in Valencia reichte das, um den Fall wieder aufzunehmen.

Dass dieser Richter nun wie sein Kollege vor 27 Jahren zu dem Schluss kam, dass Javier Sánchez Sohn von Julio Iglesias ist, lag nicht an den schließlich als Beweis verworfenen Genspuren. Vielmehr würdigte er die glaubwürdige Erzählung der Mutter Maria Edite und die „sehr offensichtliche physische Ähnlichkeit“ zwischen Sánchez und Iglesias. Da dieser einem Vaterschaftstest nicht zugestimmt hatte, mussten die anderen Indizien ausreichen.

Iglesias selber äußert sich nicht zum Urteil

Iglesias’ Anwalt versicherte, dass sein Mandant „nichts zu verbergen“ habe und einem Gentest wohl zustimmen würde – aber gegen das Urteil doch vorgehen wolle, weil ja in der Sache schon einmal, vor 27 Jahren, entschieden worden sei.

Iglesias selbst äußert sich nicht. Vielleicht sind sie ihm seine dauernden Eroberungen doch peinlich. Als er Javier zeugte, war er mit der Mutter seiner ersten drei Kinder, Isabel Preysler, verheiratet; der jüngste Sohn, Enrique Iglesias (der heute auch ein Star ist), war gerade erst geboren. Preysler ist heute mit dem Schriftsteller Mario Vargas Llosa verheiratet und Iglesias mit dem Fotomodell Miranda Rijnsburger, die ihm noch einmal fünf Kinder zur Welt brachte. Auf alle ist er stolz. Auf Javier nicht.