Jungbauer aus Hohenlohe Lust auf jede Menge Schweine
Johannes Steffl wollte nie einen anderen Beruf ergreifen. Warum der 25-Jährige aus Hohenlohe unbedingt Schweine halten will, sein Job aber nichts mit Naturromantik zu tun hat.
Johannes Steffl wollte nie einen anderen Beruf ergreifen. Warum der 25-Jährige aus Hohenlohe unbedingt Schweine halten will, sein Job aber nichts mit Naturromantik zu tun hat.
Chillen? Urlaub? Lange Reisen? Das sind für Johannes Steffl Fremdwörter. Das Leben des 25-Jährigen dreht sich um einen stattlichen Bauernhof in Wohlmuthausen im Hohenlohekreis.
Der Techniker für Landbau ist ein begeisterter Bauer. „Der Beruf ist wahnsinnig vielseitig. Wir sind jeden Tag draußen, wir arbeiten mit der Natur, wir machen eine sinnvolle Arbeit“, erzählt er strahlend. Da kann man über die Büroarbeit, die auch immer mehr wird, hinwegsehen.
Seit drei Jahren führt er den Hof zusammen mit seinem Vater Achim. Johannes Steffl hat vor, den Betrieb zu übernehmen. Hier ist er aufgewachsen, und er fühlt sich wohl in dem Dorf mit den 251 Einwohnern.
Der Hof ist seit Generationen in der Familie, doch unter Druck hat sich der Älteste von vier Geschwistern nicht gefühlt: „Meine Eltern haben mir alle Freiheiten gelassen. Ich hätte auch was anderes machen können“, erzählt er lächelnd am Esstisch der Familie. Und Mutter Cornelia Steffl wirft aus der offenen Küche ein: „Wir hätten es leichter, wenn er nicht weitermachen würde.“ Aber Johannes wollte nie was anderes machen, und jetzt arbeiten die Eltern einfach zusammen mit ihm weiter.
Vater Achim Steffl verhehlt nicht, „ich freue mich, dass er weitermacht“. Die aktuellen Krisen hätten gezeigt, wie wichtig es sei, nicht gänzlich von Importen abhängig zu sein. „Landwirtschaft wird wieder wichtiger“, davon ist Achim Steffl überzeugt. Und heimische Nahrungsmittel seien gefragt.
Dennoch stellen sich Fragen, die dem fröhlichen Junior immer wieder Kopfzerbrechen bereiten. Das Geld kommt über die Schweinezucht herein. 140 Mutterschweine halten die Steffls, sie ziehen im Jahr 3000 Ferkel auf und verkaufen sie später direkt an Metzgereien.
Der Betrieb wird konventionell bewirtschaftet. Dass zum Beispiel die Metzgerei im Nachbarort „vom Wohlmuthäuser Landschwein“ ins Fenster schreiben kann, zahlt sich aus. „Diese Art der Vermarktung ist ideal“, findet Johannes. Mit Blick auf die Tierhaltung sagt er, „wir würden gern einen höheren Standard machen. Aber da bleiben wir auf den Mehrkosten sitzen.“
Doch die gesetzlichen Anforderungen steigen ohnehin. „Das beschäftigt mich sehr“, gesteht der bäuerliche Jungunternehmer. Langfristig müssen seine Schweine mehr Platz zur Verfügung haben. Kleinere Umbauten wären ja noch vorstellbar, wenn er aber einen ganz neuen Stall bauen muss, spricht man von einer Millioneninvestition. „Wenn ich jetzt investiere, bin ich auf 20 Jahre festgelegt“, das macht den 25-Jährigen unsicher.
Doch Unsicherheiten gibt es nicht nur in der Zukunft, sondern auch ganz konkret heute: Im Moment sei der Schweinepreis zwar hoch, aber die Ausgaben für Diesel, Energie und das Zusatzfutter auch. „Das frisst mehr auf, als der hohe Schweinepreis einbringt, und das Risiko wird größer.“
Die persönlichen Fragen sind da noch gar nicht beantwortet. Wird er immer arbeitsfähig sein, wie lange können Mutter und Vater mitarbeiten, wird eine mögliche zukünftige Partnerin in den Betrieb einsteigen?
„Beängstigend“ ist im Moment außerdem, dass in Brandenburg schon die Schweinepest festgestellt wurde. „Wenn die zu uns kommt, kann ich zumachen“, befürchtet der Hohenloher.
Bauern scheinen bei jungen Leuten derzeit in der Beliebtheit zu steigen. Als relativ großer Schweinemäster muss Steffl sich aber im Freundeskreis „schon mal dafür rechtfertigen, was ich tue“. Er will natürlich akzeptiert sein. „Wenn jeder dagegen wäre, würde ich es nicht machen.“
Aber er macht es einfach gerne. Der Ackerbau macht ihm sogar mehr Spaß als die Stallarbeit. Die Steffls bearbeiten 150 Hektar Fläche. Darauf bauen sie vorwiegend Getreide für ihre Tiere an. „Wir erzeugen fast das ganze Futter selber“, sagt Steffl stolz.
Um die Böden nicht zu sehr zu strapazieren, tauscht er Flächen mit dem Nachbarn, der sich auf den Kürbisanbau verlegt hat, oder mit dem einzigen verbliebenen Rinderzüchter im Dorf. Den Tausch hat Vater Achim auch schon gemacht, doch Johannes Steffl, der in der Landjugend sehr aktiv ist, ist sicher: „Wir jungen Bauern müssen noch besser zusammenarbeiten.“ Zum einen, um eine gewichtigere Stimme zu haben, zum anderen aus wirtschaftlichen Gründen. Die Maschinen werden immer größer und immer teurer. „Die muss man zusammen anschaffen“ – oder auf anderen Höfen einsetzen.
Auf dem Hof am Ortsrand von Wohlmuthausen hat es immer Schweine gegeben. Johannes Steffl kann sich auch nicht vorstellen, einen Hof ohne Tiere zu haben. Wenn aber die Vorgaben strenger werden, wenn man einstreuen und ausmisten muss, „dann geht es in unserer Größenordnung nicht mehr ohne Mitarbeiter“. Vielleicht wird er dann den Tierbestand reduzieren.
Im Interesse der Politik ist das nicht. Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) sagte auf Anfrage: „Wir wollen eine tierwohlgerechte, verantwortungsvolle Tierhaltung im Land, und wir wollen, dass die Tiere auch zukünftig bei uns gehalten werden.“ Er verweist auf Förderprogramme speziell zur besonders tiergerechten Mastschweinhaltung, räumt aber ein, „diese Maßnahmen reichen insbesondere derzeit aber nicht aus, um dem Trend der verstärkten Aufgabe von Betrieben Abhilfe zu schaffen“. Entscheidend seien „Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich an der Ladentheke bewusst für regional erzeugte Produkte entscheiden“.
Wenn Johannes Steffl tatsächlich weniger Tiere hält, braucht er weitere Standbeine. Nachdenklich schaut er auf seine Schweine und sagt: „Ich überlege immer, wo es hingeht.“ Er ist aufgeschlossen und hat sich umgesehen. Nach der landwirtschaftlichen Lehre hat er sich einen Ackerbaubetrieb in Lettland angeschaut und in der Schweiz alternative Schweinehaltung. Biogas? Dazu bräuchte es eine riesige Anlage. Vielleicht könnte man mit dem Bruder, der Zimmermann gelernt hat, zusammen Landschaftsgärtnerei für Industriebetriebe anbieten.
Die Zeiten sind unsicher, aber die Fröhlichkeit bricht sich schnell wieder Bahn: „Ich weiß noch nicht, wo es genau hingeht, aber ich will Bauer bleiben.“ Und im Februar geht’s tatsächlich auf eine große Reise. Drei Wochen USA – aber die Hälfte davon ist eine fachliche Lehrfahrt der Landjugend.