Nach der Steinattacke auf der Autobahn bei Heidenheim stellen sich quälende Fragen.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Was geht im Kopf eines Menschen vor, der einen Betonpflasterstein auf eine Autobahnbrücke schleppt, um ihn von dort auf die Fahrbahn zu kippen? Dieser Jemand weiß, dass er damit auf das Leben anderer Menschen zielt. Auf Menschen, die er zuvor nie gesehen hat, nie gesprochen hat, die arglos unterwegs sind. So geschehen in der Nacht zum Sonntag auf der Autobahn 7 bei Heidenheim. Die Folgen des Stein(an)schlags waren für eine junge Familie verheerend: Ihr Auto prallte auf das Hindernis, kam ins Schleudern und überschlug sich. Die sechsjährige Tochter wurde schwer verletzt. Die 25-jährige Mutter kämpft um ihr Leben. Ihr 33-jähriger Mann und der vierjährige Sohn erlitten ebenfalls Verletzungen. Was geht im Kopf des unbekannten Täters jetzt vor? Und in seinem Herzen? Ist es aus Stein?

 

Mitgefühl mit der Familie – das ist der erste Impuls, der sich einstellt, wenn man von der feigen Tat hört. Die Frage nach dem Motiv schließt sich unmittelbar an. Diese Frage ist aus mehreren Gründen quälend. Zum einen, weil solche Fälle immer wieder vorkommen – wenn zum Glück auch nicht oft. Als Autofahrer könnte man also selbst betroffen sein. Die Vorstellung ist ein Albtraum zumal man dieser archaischen Form der Zerstörung schutzlos ausgeliefert ist. Es sei denn, man würde alle Brücken mit Absperrungen versehen. Realistisch ist das nicht.

Quälend ist die Frage nach dem Warum auch deshalb, weil sie letztlich unbeantwortet bleibt. In früheren Gerichtsverfahren gegen Steinewerfer reichten die Erklärungsversuche von Sensationslust bis zu Allmachtsfantasien. Bei manchen Tätern wurde eine psychische Krankheit festgestellt, andere handelten angeblich „einfach so“. Heimtücke aus Langeweile? Menschliche Abgründe finden ihren Ausdruck in der Fallhöhe von Steinen.

jan.sellner@stzn.de