Eine junge Frau wird in einem Hexenkessel verbrüht. Die Schlagzeile schaffte es sogar bis nach Amerika. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass es sich bei dem Vorfall beim Eppinger Nachtumzug um einen Unfall handelte. Aber ist ein 32-jähriger Mann der Verursacher?

Heilbronn - Eine junge Frau wird bei einem Narrenumzug von einer Hexengruppe geschnappt, über einen dampfenden Kessel gehalten und verbrüht sich im heißen Wasser beide Beine. Der Vorfall beim Nachtumzug in Eppingen (Kreis Heilbronn) im Februar sorgte bundesweit für Entsetzen und Unverständnis. Von Montag an muss sich ein 32-jähriges Mitglied der Narrengruppe „Bohbrigga Hexenbroda“ aus dem zur Nachbarstadt Kraichtal gehörenden Teilort Bahnbrücken (Kreis Karlsruhe) vor dem Heilbronner Amtsgericht wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Ihm soll die 18-Jährige entglitten sein, als er sie offenbar zum Spaß über den qualmenden Hexenkessel hielt. Anschließend sei die Frau am Straßenrand abgelegt worden, während die Hexengruppe weiterzog.

 

Ermittlungen gegen 19 Narren

Das Gericht steht vor einer überaus schwierigen Aufgabe. Trotz intensiver Ermittlungen, die sich gegen alle 19 Mitglieder der Hexengruppe richteten, der Sichtung von Bildmaterial, das Umzugsteilnehmer und Zuschauer einsandten, sowie der Vernehmung zahlreicher Zeugen gelang es den Beamten nicht, zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen. Der 32-jährige Angeklagte selbst äußerte sich bisher nicht.

Das Gericht hat 43 Zeugen geladen, darunter die Ermittler, die Begleiter der jungen Frau, Mitglieder der Bohbrigga Hexenbroda und Zuschauer. 43 Zeugen seien für einen solchen Prozess ungewöhnlich viele, räumte ein Gerichtssprecher ein. Es sei nicht sicher, dass der Prozess, wie geplant, mit dem zweiten Prozesstag am Mittwoch abgeschlossen werden könne.

Die Stadt sagt den Nachtumzug ab

Dem Mann drohen bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Die Frau erlitt schwere Verbrühungen an den Beinen. Sie musste mehrere Monate lang in einer Spezialklinik behandelt werden. Vor Gericht tritt sie als Nebenklägerin auf. Der Eppinger Nachtumzug mit zuletzt 80 teilnehmenden Gruppen wird in dieser Fasnetsaison nicht stattfinden. Die Stadt hat die Veranstaltung vor sechs Wochen abgesagt.