Die junge Designerin Lena Widmann aus Walheim entwickelt elegante, hochwertige Sneaker mit zeitlosem Design. Während bisher vor allem Japaner und Südkoreaner ihre Schuhe mögen, soll nun der deutsche Markt erobert werden.

Walheim - Amsterdam, Berlin, Paris, Tokyo – Walheim. Das kleine Dorf im nördlichen Landkreis Ludwigsburg sticht aus den Stationen heraus, die die Designerin Lena Widmann für ihre Schuh-Kollektion ansteuert. Dabei hat alles hier begonnen: Vor knapp zwei Jahren entwickelte die Walheimerin in ihrer Heimatgemeinde etwas, was der derzeitige Mode-Markt nicht hergibt: elegante, vorne spitz zulaufende Sneaker für Frauen – mit dem beschreibenden Namen „Spitz“.

 

„Ich bin ein modebewusster Mensch“, sagt die Designerin, die ihre kreative Profession mit einem Studium untermauert hat. Für sämtliche Kleidungsstücke habe sie ihre Quellen gefunden – nur bei den Schuhen war sie unzufrieden. Sie war auf der Suche nach einem Schuh, den es so laut Widmann noch gar nicht gab: er sollte elegant sein, auch minimalistisch, hochwertig, aber mit Stil. Zwar gab es unter dem Label „Athleisure“ Schuhe, die sportlichen Schnitt mit der Lässigkeit von Sneakern kombinieren – aber nur für Männer. Der Schnitt eines Tennis-Schuhs aus den 50er-Jahren hat es Widmann schließlich angetan: „Der war vorn spitz und schmal in der Form, ein simpler Twist in der Form – und plötzlich war es ein Frauenschuh“, sagt sie.

Die Materialien stammen alle aus Deutschland – mit einer Ausnahme

Anderthalb Jahre arbeitete sie an den Entwürfen. Hochwertig sollte der Schuh werden, mit den besten Materialien, alle aus Deutschland. Nur beim vegetabil gegerbten Leder macht sie eine Ausnahme: „Die sind die Italiener einfach besser“, sagt sie. So soll der Schuh nicht nur modisch zeitlos wirken, sondern auch eine Weile halten – nachhaltig schwäbisch eben. „Die Welt braucht nicht noch mehr Wegwerfartikel“, sagt die 31-Jährige.

Hilfreich bei der Entwicklung des spitzen Sneakers war die Schuh-Expertise in Widmanns Familie: viele haben beim örtlichen Schuhhersteller Sioux gearbeitet. Ihr kleines Schuhlabel ist aktuell ein Drei-Personen-Betrieb: Widmann, ihr Lebensgefährte, der ebenfalls Designer ist und sich vor allem ums Marketing kümmert, und Widmanns Vater. Produziert wird in einer Schuhmanufaktur in Pirmasens. Wie hoch ihr Umsatz und die Zahl ihrer verkauften Schuhe ist, sagt Widmann nicht. Nur so viel: Ihr Geld verdient sie noch als Designerin bei einer Modefirma in Amsterdam.

Hochwertig und hochpreisig: Ein Paar kostet zwischen 265 und 450 Euro

Die hochwertigen Sneaker haben auch einen stolzen Preis: zwischen 265 und 450 Euro kostet ein Paar. In Japan und Südkorea sollen ihre Sneaker besonders gut ankommen. Doch Widmann ist sich sicher, dass sie auch auf dem deutschen Markt Erfolg haben wird – auch wenn die Deutschen nicht als das modeaffinste Volk gelten. Aber hippe, junge Großstädterinnen oder status- und modebewusste Geschäftsfrauen wären laut Widmann durchaus angetan von dem Schuh. Dieses Jahr hat Widmann zum ersten Mal auf der Fashion Week in Berlin ausgestellt. Und derzeit läuft bis zum 21. Juli ein Pop-up-Verkaufsevent bei Ave Anziehsachen in Stuttgart. Online kann man die Schuhe auch bestellen.

„Als das Produkt auf den Markt kam, haben die Männer sofort neidisch gefragt, ob es den Schuh auch für sie gibt“, sagt Widmann. Das wird ihr nächstes Projekt: spitze Sneaker für Männer. Und danach? „Vielleicht habe ich in fünf Jahren ja keine Lust mehr auf spitze Schuhe und mache dann stumpfe“, sagt sie. Passen würde es: Ihre GmbH heißt „Stumpf & Spitz“.