Der Waschbär verliert zunehmend die Scheu und rückt immer näher in Wohngebiete vor. So süß er aussieht: viele Menschen sind nicht gut auf ihn zu sprechen. Ein Beispiel aus Auenwald.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Auenwald - Er sieht so süß aus, dass man ihn am liebsten knuddeln möchte. Die schwarz umrandeten Knopfaugen ängstlich aufgerissen sitzt ein von einem Gewitterregen zerzauster kleiner Teddy mit Lakritznase auf einer Stufe vor unserer Haustür in Auenwald im Rems-Murr-Kreis. Schon ein ausgewachsener Waschbär hat einen ordentlichen Niedlichkeitsfaktor, doch die Miniaturausgabe potenziert das noch mal um einiges.

 

Eine invasive Tierart

Dabei ist ein Waschbär an sich alles andere als niedlich. Nicht nur Menschen beschweren sich über den ursprünglich in Nordamerika beheimateten Eindringling, weil er bisweilen das Futter der Haustiere klaut, Dachböden vollkotet oder die Hausisolierung zerstört. Die sogenannte invasive Tierart hat hierzulande in der Fauna kaum Feinde und macht sich auf Kosten manch anderer vom Aussterben bedrohter Arten breit. Die Landesanstalt für Umwelt sieht etwa negative Auswirkungen für die sehr gefährdete Europäische Sumpfschildkröte und die Gelbbauchunke, aber auch für viele seltene Vögel, da der Waschbär Eier von Boden- und Höhlenbrütern geschickt räubert. Auch einem Wildtierbeauftragten aus dem Rems-Murr-Kreis steigt beim Gedanken an den Waschbären der Blutdruck.

Zwar liegt sein Hauptverbreitungsgebiet nach wie vor in Ostdeutschland, doch auch im Südwesten, vor allem in Hohenlohe und auf der Ostalb, ist er schwer auf dem Vormarsch.

In besagtem Auenwalder Garten hat sich der putzige Plagegeist übrigens nicht zum ersten Mal am helllichten Tag gezeigt. Vor zwei Jahren war ein ausgewachsener Artgenosse des kleinen Fellknäuels an fast genau der gleichen Stelle vor der Haustür zu sehen – damals allerdings auf einem Baum, der mittlerweile gefällt werden musste.