Reportage: Robin Szuttor (szu)

Dem Großereignis ging eine lange Sponsorensuche voraus. Matthias hat ein Dutzend Firmen angerufen, 125 Mails verschickt: „Könnten Sie sich vorstellen, so eine schöne Sache finanziell zu unterstützen?“ Für den Polterabend spendierte eine Ditzinger Firma Maultaschen und Kartoffelsalat. Beim Fotografen, beim Blumengeschäft und auch beim Copyshop hat er Nachlass bekommen. Sogar für die Eheringe, das Brautkleid und die Hochzeitssuite im Hotel gab es Rabatt. Nur beim Anzug war nichts zu machen. Und statt der Gutscheine vom Elektronikmarkt und vom Möbelhaus kamen ebenfalls nur Absagen. „Ich handle leidenschaftlich gern.“

 


„Guckt mal, da ist auch so ein armes Schwein.“ Eine andere Junggesellenmeute hat Matthias entdeckt. Sie sind schon fertig und schenken ihm ihren Bauchladen mit Taillenslip, Seidenrose und Damenbinde.

Am Marktplatz treffen sie einen Junggesellinnenabschied. „Und dann brauche ich noch einen Kuss auf die Wange, das ist Pflicht.“ Und bei ihr ist Pflicht, einen Walzer mit ihr zu tanzen. Die Kumpels intonieren dazu „An der schönen blauen Donau“. Ein paar Nachtschwärmer grölen: „Ausziehn! Ausziehn!“ Ein anderer schreit: „Sammel schon mal für die Scheidung!“

Eine Japanerin. Matthias erklärt. Die junge Frau hört zu, grübelt lange, fängt schließlich an zu kichern und sagt kopfschüttelnd: „Ich schneide nicht.“ Er sagt: „Och bitte.“ Sie ruft: „Nein, ich schneide nicht“, rennt mit der Nagelschere zu ihrer Freundin, die sie ihr aber nicht abnehmen will, daraufhin rennen beide zur dritten, die erbarmt sich und schneidet. „Warum machst du?“ – „Das ist bei uns ein Ritual, wenn man heiratet.“

Schon wieder ein Junggesellinnenabschied. Die Männer sind mittlerweile leicht abgekämpft, die Frauen topfit: „Mensch Jungs, ihr seht ja total begeistert aus.“

Dann wird Matthias erlöst. In einer Kneipe lassen die Männer den Abend dahinplätschern und holen Anlauf fürs Finale mit Halligalli, Hoochie Goochie, Rambazamba in einer Tabledance-Bar. Gegen vier schiebt der Türsteher die Gäste sanft nach draußen: Schluss mit dem Lotterleben.