Bettina Gerstner schult in einem Junghunde-Kurs in Stuttgart-Sillenbuch Herrchen und Hund. Die Nachfrage nach ihrem Unterricht sei groß, sagt die Trainerin.

Sillenbuch - Jimmy, Schröder und Sydney sind typische Teenager. Nichts als Flausen im Kopf. Zuhören, warten, parieren – und das auch noch alles auf einmal: schwierig. Lieber würde das Trio miteinander spielen und toben. Oder an irgendwas herumkauen. Damit die drei Hunde lernen, wie sie sich in der Öffentlichkeit benehmen müssen, sind sie gemeinsam mit ihren Frauchen im Unterricht von Bettina Gerstner. Die Hundetrainerin aus Heumaden leitet mehrere Gruppen an. Am Samstagnachmittag trifft sich die Junghundegruppe auf dem großen Parkplatz am Ostfilderfriedhof in Sillenbuch.

 

Vor etwa zehn Jahren hat die heute 61-Jährige sich selbstständig gemacht, leitet fünf unterschiedliche Gruppen auf den Fildern und gibt auch Einzelstunden. Zuvor war sie in einem Verein aktiv gewesen und hatte sich über Bücher weitergebildet, bis sie sich bei der Stadt hat zertifizieren lassen. Die Nachfrage am Unterricht sei groß, sagt sie. Zum einen legten Tierheime und Züchter den Hundehaltern die Trainings oder zumindest eine intensive Auseinandersetzung mit dem tierischen Gefährten ans Herz, zum anderen hätten zahlreiche TV-Serien und -Shows einen regelrechten Hype ausgelöst. Zudem, und das befürwortet Bettina Gerstner ausdrücklich, seien die Menschen heutzutage im Umgang mit ihren Haustieren und deren Bedürfnissen sensibler. „Es ist für viele beglückend zu sehen, wie sie mit ihrem Hund zusammenwachsen und zu welchen Leistungen er fähig ist“, sagt sie.

Jimmy hat gerade eine schlechte Phase

Vor dem Glück steht aber die Arbeit. Jimmy, der sechs Monate alte Goldendoodle, hat gerade eine schlechte Phase, sagt die Besitzerin Susanne Schoch und seufzt. Just an diesem Tag hat der Hund den Brillenbügel des Sohnes zerkaut, auch Tapeten stehen neuerdings auf seinem Speiseplan. Die Kursteilnehmer schütten Bettina Gerstner ihr Herz aus und bekommen individuelle Tipps. Sie alle wissen: Hundeerziehung ist schwer. Deswegen sind sie auch im Kurs. „Es ist mein erster Hund. Mir ist es wichtig, grundlegende Sachen mitzukriegen“, sagt Susanne Schoch. Grundkommandos, Sozialisierung, aber auch die Sicherheit haben, für heikle Situationen im Alltag gerüstet zu sein. Carola Reinicke und ihre Tochter Katrin, die mit dem Ridgeback-Rüden Schröder zur Gruppe gehören, nicken. Schröder ist gerade mal sieben Monate alt und mit seinen etwa 38 Kilo schon ein richtiges Kraftpaket, das die zierlichen Frauen ziemlich auf Trab hält. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr. Und viele, die sich einen Hund anschafften, seien nicht darauf gefasst, was dessen Erziehung bedeute, mahnt die Expertin.

Hunde reagieren sehr sensibel auf ihre Herrchen und Frauchen, erklärt Bettina Gerstner. Körpersprache, Tonfall, Atem, wie die Leine gehalten wird, „Dinge, die sich oft unserem Bewusstsein entziehen. Der Hund verbringt einen Großteil damit, uns zu beobachten“. Die Trainerin erinnert die Gruppenteilnehmer immer wieder dran. An diesem Tag stehen unterschiedliche Übungen an. Zunächst sollen die Hunde neben ihren Besitzern hergehen und auf Kommando stoppen, später geht es ums richtige Ein- und Aussteigen beim Auto. Wie lobt und motiviert der Zwei- den Vierbeiner richtig? „Hunde sind sehr schlau. Sie lernen, wo wir konsequent sind – und wo nicht“, gibt Bettina Gerstner den Frauen mit.

Hunde üben sich in Gelassenheit

Auch sie hat einen Junghund dabei, das sieben Monate alte Foxred-Labrador-Mädchen Sydney, das eigentlich Bekannten gehört und mitüben soll. Die eigenen zwei Ridgeback-Rüden sind indes daheim geblieben. Die Unterrichtsphasen wechseln sich ab: Training, kurze Zeitspannen, in denen die Teilnehmer sich austauschen und die Hunde sich wartend in Impulskontrolle und Gelassenheit üben müssen – und Spielphasen, in denen die Hunde Dampf ablassen. Denn die Übungen sind für die Tiere anstrengend, weiß die Trainerin. „Die sind in ihrer Sturm-und-Drang-Zeit. Die sind wie Jugendliche, die vor lauter Kraft nicht laufen können“, sagt Gerstner und lacht.

Daher achtet sie auf homogene Gruppen. Welpen, Junghunde, ausgewachsene Tiere. Außerdem müssen die Hunde in puncto Größe zusammenpassen. „Ein kleiner Hund von vier, fünf Kilo kommt sonst beim Spielen unter die Räder“, erläutert Bettina Gerstner. Rücksicht, das sei sowieso das Zauberwort. Vor allem auch im Umgang mit Passanten. Hundehalter stünden zunehmend unter Beobachtung, „aber wenn man sich manierlich verhält, hat man keine Probleme“.