Als Caveman hat das Jurymitglied beim Stuttgarter des Jahres, Martin Luding, bereits Zehntausende begeistert. Ihn persönlich fasziniert Selbstlosigkeit.

Stuttgart - Martin Luding lacht gerne – und er bringt andere gerne zum Lachen. Dafür braucht es meist keinen besonderen Anlass. „Ich bin schon immer ein lustiger Vogel, auch im normalen Leben“, sagt der Schauspieler, der seit knapp zwei Jahrzehnten vor Publikum und Kameras steht. Seine Paraderolle: Caveman. Mehr als 2500-mal hat er diese Figur auf der Bühne verkörpert. In Stuttgart hat er das Einpersonenstück aus der Feder von Rob Becker mehr als 800-mal gespielt – vor im Schnitt 500 Zuschauern. Summa summarum: 400 000. Jahrelang waren die Aufführungen im Theaterhaus ausverkauft.

 

Die Entscheidung, Schauspieler zu werden, traf Luding mit Mitte 20. Da war er – nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaften und einem Ausflug in die Entwicklungshilfe – erfolgreich in der Immobilienbranche tätig. Der 1971 in Berlin geborene Wahlstuttgarter kann sich aber durchaus vorstellen, in einer dritten Phase seine Berufslebens nochmals etwas ganz anderes zu machen, zum Beispiel auf Chiropraktiker umzusatteln – „wenn es mit dem Schauspielern nicht mehr klappt“, wie er verschmitzt grinsend anmerkt. Und es sind keine hohlen Worte: „Ich wollte immer Arzt werden, anderen helfen“, sagt Luding. Ein Medizinstudium strebt er aber nicht mehr an. Wegen seiner fortwährenden Begeisterung für Medizin bekam er von einem Freund zum 40. Geburtstag den „Pschyrembel“ geschenkt, das Standard-Nachschlagewerk für Mediziner. Seither spuke die Idee, sich einem medizinischen Beruf zuzuwenden, „wieder verstärkt in meinem Hirn herum“.

Lustig sein um jeden Preis wollte er nie

Die Hilfe für andere ist Luding heute so wichtig wie eh und je – nicht zwingend, aber institutionalisiert. „Ich finde Selbstlosigkeit wichtig, Aufrichtigkeit und Authentizität“, sagt der Schauspieler. Darauf müsse eine Gesellschaft bauen können.

Dass Luding dem lukrativen Immobiliengeschäft mit Mitte 20 den Rücken kehrte, hatte einen einfachen Grund: „Was ich da gemacht habe, hat sich immer öfter falsch angefühlt“, sagt er. Und weil er Familie und Freunde oft prächtig unterhielt und zum Lachen brachte, „wollte ich einfach wissen, ob so was auch geplant und professionell funktioniert“, sagt Luding. Lustig sein um jeden Preis wollte er aber nie.

Esther Schweins, die er 1990 kennengelernte, hat früh sein Talent erkannt. „Der macht in Immobilien, ist aber ein Schauspieler. Er weiß es nur noch nicht“, habe Schweins, mit der er bis heute eng befreundet ist, stets gesagt, wenn sie ihn Dritten vorstellte. Sie sollte recht behalten, hatte früh erkannt, dass Luding mitreißen, berühren und zum Lachen bringen kann. Martin Ludings Eltern waren von der Entscheidung ihres Sohnes, Schauspieler zu werden, keineswegs begeistert. „Ich habe mein Ding aber durchgezogen“, sagt der 47-Jährige zufrieden. Er hat dabei stets einen Rat seines Vaters befolgt: Wenn du wo hinkommst, dann komme vorbereitet. Disziplin und Professionalität, aber auch Respekt und Demut vor allem, was zu tun ist, und vor den anderen Menschen, seien für ihn Schlüssel zum Erfolg gewesen, sagt Luding. Er machte eine professionelle Stimm- und Sprechausbildung und arbeitete kontinuierlich an sich als Darsteller – mit Leidenschaft und Spaß.

Es fehle häufig die Bereitschaft, für etwas einzustehen und sich einzubringen

Seine erste Rolle bekam Luding in einem Kurzfilm, einem Schwulendrama, das „in einem stinkenden Club in Prenzlauer Berg“ gedreht wurde. „Das war grauenhaft“, resümiert Luding und gibt zu, ernüchtert gewesen zu sein. Schon kurz darauf stand er aber neben Susanne Schäfer in „36 Stunden Angst“ als deren Ehemann vor der Kamera. „Das ist es“, habe er danach gewusst; die Entscheidung für ein Leben als Schauspieler war gefallen. Die weiteren Filmangebote bestätigten ihn. So war er in einer Folge der Serie „Im Namen des Gesetzes“ zu sehen sowie einmal in der Balko-Reihe und in drei Folgen der Frauenknast-Serie „Hinter Gittern“ oder in „Das Geheimnis meiner Mutter“. Sein Resümee: „Ich war schnell richtig gut im Geschäft.“

2002 kam Esther Schweins auf ihn zu, um ihn für „Caveman“ unter ihrer Regie zu gewinnen. „Ich konnte mir erst nicht vorstellen, wie man die Zuschauer solo mehr als zwei Stunden in den Bann ziehen, also deren Stimmung oben halten kann“, gesteht Luding. Schweins hatte keine Zweifel, dass Luding dies gelingt. „Was du kannst und was nicht, weiß ich besser als du“, habe sie damals gesagt – und sollte erneut recht behalten. Längst feiert Luding nicht nur als Caveman, sondern mit Stücken wie „Auf und davon, nackt über die Alpen!“, „Hi Dad“ oder „Männerabend“ Bühnenerfolge – und ist auch vor der Kamera gefragt.

Gefragt ist Luding jetzt auch als Jurymitglied bei der Wahl zum Stuttgarter des Jahres, der gemeinsamen Benefizaktion der Stuttgarter Versicherungsgruppe und unserer Zeitung. Diese Aufgabe hat er gerne übernommen. Es sei wichtig, einen Blick auf jene Menschen zu werfen, die in der Gesellschaft – im Ehrenamt oder ganz spontan im Alltag – Herausragendes leisten. Nicht nur der Grundsatz, dass die Freiheit des einen da aufhört, wo die Freiheit des anderen anfängt, wird aus Ludings Sicht zu oft missachtet. Auch fehle häufig die Bereitschaft, für etwas einzustehen, sich einzubringen und anderen zur Seite zu stehen. Diese Art des Miteinanders müsse aber gestärkt und auch gewürdigt werden.

Stuttgarter des Jahres – so funktioniert’s

Der Preis Die Stuttgarter Versicherungsgruppe und unsere Zeitung zeichnen ehrenamtlich engagierte Menschen aus. Dazu stiften sie den Preis Stuttgarter des Jahres, der mit insgesamt 30 000 Euro dotiert ist. Gesucht werden zehn Personen, die sich vorbildlich in der Gesellschaft einbringen, charakterstarke Menschen, deren Engagement eine Motivation und ein Ansporn für Dritte sein soll. Die Projekte sollen sich durch Innovation, Nachhaltigkeit und Zukunftsperspektive auszeichnen. Nominiert werden können Einzelpersonen, Schulklassen, Projektgruppen, Verbände, Vereine, Bürgerforen, freie Zusammenschlüsse, Nachbarschaftshilfen, aber keine öffentlichen Institutionen wie zum Beispiel das Rote Kreuz als Ganzes.

Die Jury Fünf weitere Juroren entscheiden neben Martin Luding, welche zehn Kandidaten als Stuttgarter des Jahres den Preis in Höhe von jeweils 3000 Euro erhalten: Astrid M. Fünderich spielt seit dem Jahr 2009 in der Krimi-Serie „Soko Stuttgart“ die Rolle der Ersten Kriminalhauptkommissarin Martina Seifert. Martin Kluck war Stuttgarter des Jahres 2014. Er bekam den Preis, weil er T-Shirts in Afrika produzieren lässt und mit dem Erlös aus dem Verkauf zwei Grundschulen in Tansania unterstützt. Markus Baur war 2007 mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft Weltmeister. Außerdem sitzen der Chefredakteur unsererZeitung, Joachim Dorfs, und Frank Karsten, der Vorstandsvorsitzende der Stuttgarter Versicherungsgruppe, in der Jury.

Die Paten Das Besondere am Stuttgarter des Jahres ist, dass sich die Kandidaten nicht selbst bewerben können, sondern sie müssen von einem Paten vorgeschlagen werden. Wer schon einmal einen Stuttgarter des Jahres vorgeschlagen hat, kann es gern noch einmal probieren. Wenn Sie jemanden kennen, der für Sie ein Stuttgarter des Jahres ist, melden Sie sich bis zum 24. November. Schreiben Sie uns und begründen Sie, warum diese Person den Preis verdient hätte. Vergessen Sie nicht, uns Ihre vollständigen Kontaktdaten zu hinterlassen.

Kontakt Stuttgarter Zeitung, Ralf Gunkel, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart, Internet: www.stuttgarter-des-jahres. de, oder E-Mail an stuttgarter-des-jahres@stz.zgs.de.