Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Das Internet vergisst ja nichts. Noch heute kann man im Netz diese Videos sehen, wie ein kleiner Bub zwischen TuPac- und Bart-Simpson-Poster in seinem Kinderzimmer steht und leidenschaftlich „With You“ von Chris Brown intoniert. Oder wie er mit seiner alleinerziehenden Mutter 2009 zum ersten Mal in einem Fernsehstudio sitzt und die Mama ganz stolz davon erzählt, wie die US-Musiker Usher und Justin Timberlake den kleinen Bieber unter Vertrag nehmen wollten. Justin Bieber lebt den Social-Media-Traum, was früher der Tellerwäscher-zum-Millionär-Weg war, ist heute der Youtuber, der via Internet seine Fangemeinde erreicht. Justin Biebers erster großer Hit hieß „Baby“ – das passte schon ganz gut, auch wenn es natürlich nicht auf sein Babygesicht bezogen war.

 

Bieber hat acht Guinness-Weltrekorde erreicht

Heute ist Justin Bieber kein Bubi mehr, er hat Muskeln und ist tätowiert. Anfang des Jahres war er einmal mehr eines der Gesichter für die Unterwäschekollektion von Calvin Klein. Bieber präsentierte die Schlüpfer natürlich oben ohne – und im Internet wurde diskutiert, ob da beim besten Stück digital nachgeholfen wurde, als ob es nichts Wichtigeres gäbe. Die Fakten sprechen für sich. Bieber hat jüngst acht Guinness-Weltrekorde erreicht: Darunter einen für den am häufigsten gestreamten Song auf dem digitalen Musikdienst Spotify („What Do You Mean“ mit 30 723 708-Mal), das am häufigsten gestreamte Album auf Spotify („Purpose“ mit 205 Millionen Mal), die meisten Follower auf Twitter (inzwischen sind es 97,5 Millionen) und dem am meisten gesehen Youtube-Kanal.

Er hält auch den Rekord für die meisten Instagram-Leichen, wenn es denn solch einen Rekord gäbe: Der 22-Jährige hatte 77 Millionen Follower, wie es in der Internet-Sprache heißt, als er vor wenigen Wochen im August sein Profil überraschend löschte. Er wagte den „Biebxit“, wie das Netz witzelte. Bieber war erbost von den Kommentaren, die er für Fotos mit seiner neuen Freundin Sofia Richie erhielt, der Tochter von Sänger Lionel Richie. Alle Bilder aus dem Netz zu nehmen ist durchaus mutig. Ein florierender Instagram-Account ist bares Geld wert.

Die sozialen Kanäle sind heute Teil des Popgeschäfts und der Inszenierung. Ein Instagram-Kanal ist ein Marketinginstrument wie es früher Plakatkampagnen oder TV-Auftritte waren. Die virtuelle Ebene ist für Popstars wichtig – so wichtig, dass es ohne gar nicht mehr geht. Selbst Brian Wilson von den Beach Boys oder die isländische Künstlerin Björk sind auf Facebook, Instagram und Co. Die sozialen Medien sind der direkte Draht zu den Fans. Eine Präsenz, die ihre eigenen Regeln hat. Der Star oder die Entourage drum herum setzt die Leitlinien: Wie präsentiert man sich in der virtuellen Schaubude? Was gebe ich wo von mir preis? Zeige ich mein Wohnzimmer? Den blanken Hintern? Oder die neue Freundin? Wie inszeniert sich der Popstar als Marke?