Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Popstars sind, so soll es zumindest aussehen, keine unnahbaren Wesen mehr, von denen man vielleicht mal eine Autogrammkarte zugeschickt bekommt. Heute hätte jeder Fan am liebsten ein Selfie mit seinem Star, ein Foto, auf dem Künstler und Fan gemeinsam zu sehen sind. Näher geht es nicht. Heidi Klum präsentiert sich auf den diversen Plattformen ungeschminkt und scheinbar natürlich, David Beckham als Kumpeltyp mit Sohnemann Brooklyn, Drew Barrymore entspannt am Strand – egal ob Model, ehemaliger Fußballer oder Schauspielerin, viele nutzen die modernen Medien, um die Fans an ihrem Leben teilhaben zu lassen. Oder zumindest an dem, was die Öffentlichkeit davon sehen soll.

 

„Solange es Mädchen gibt, wird es Boygroups geben“

Immer soll das Gefühl entstehen: Ich, der Mensch, der da ins Smartphone schaut, bin meinem Star ganz nah. Die negativen Seiten bleiben immer außen vor. Wie Justin Bieber angetrunken in seinem Sportwagen herumfährt, die Nachbarvilla in Los Angeles mit Eiern bewirft wird natürlich nicht von ihm selbst verbreitet. Mit solchen Aktionen schafft er es dennoch immer wieder in die Schlagzeilen. Und seine Musik? Das ist softer Pop, das sind eingängige R-’n’-B-Rap-Songs, in denen Bieber säuselt: „We keep each others company“ – „wir begleiten uns“. Das ist nett und aufbauend für Teenager, die in Massen zu seinen Deutschland-Konzerten von Mittwoch an kommen werden. Die Eltern der „Beliebers“ können da nur den Kopf schütteln: Revolution geht anders.

Aber vielleicht ist es eben genau das: Wie will man sich abgrenzen von den Eltern, die musikalisch ganz anders sozialisiert wurden? Jedenfalls waren die Bieber-Konzerte bereits drei Tage nach der Tour-Ankündigung ausverkauft. „Der Bieber-Hype ist ungebrochen“, sagt Bernd Zerbin von der Agentur FKP Scorpio, die die Deutschland-Konzerte veranstaltet. Der Popstar tritt von Mittwoch an in der Mercedes-Benz-Arena in Berlin, in der Olympiahalle in München, in der Lanxness-Arena in Köln, in der Hamburger Barclaycard-Arena und der Frankfurter Festhalle auf. Alles Lokalitäten, in die mehr als 10 000 Besucher passen.

Lou Pearlman, der Entdecker von Boygroups wie den Backstreet Boys und ’NSync, der im August im Gefängnis starb, sagte einmal: „Solange es Mädchen gibt, wird es Boygroups geben.“ Damit hatte er sicher recht. Denkt man nur an New Kids On The Block, Take That und auch Phänomene wie Tokio Hotel, Echt oder die Kelly Family. Jetzt ist es eben Justin Bieber. Aber auch seine Fans werden irgendwann erwachsen. Und das nächste Phänomen steht schon bereit: Schon mal was von Lisa und Lena gehört? Die 14-jährigen Zwillinge aus der Nähe von Stuttgart sind seit ein paar Monaten auf Instagram und haben dort derzeit 5,4 Millionen Fans. Die Netz-Stars posten da kleine Videos, in denen sie ihre Lippen zu Popsongs bewegen. Könnte auch wieder so ein Phänomen sein. Keine Sorge, das geht auch vorbei.