Schmuck in Gefahr: In Cannes demonstrieren nicht nur Regisseure und Filmstars ihr Können, sondern auch Juwelenräuber.

Cannes - Auf die Schweizer Schmuckschmiede De Grisogono ist Verlass. Wenn sie am Rande des Filmfestivals zu ihrem „Verführung in Cannes“ genannten Galaabend bittet, dann wird auch Verführerisches geboten. Der Schauplatz der Soiree entsprach den hohen Ansprüchen des Hauses. Das Fünf-Sterne-Hotel Eden-Roc in Cap d’Antibes hatte De Grisogono auserkoren, um 700 Gästen vor Augen zu führen, zu welchen Glanzleistungen das in Genf ansässige Unternehmen fähig ist. Paris Hilton brillierte etwa mit einem Diadem auf der makellos glatten Stirn und einem fast bis zum Bauchnabel reichenden Dekolleté. Aber auch Sharon Stone oder Ornella Mutti zogen, mit Edlem Schweizer Herkunft behängt, bewundernde Blicke auf sich.

 

Und so wäre alles zur vollsten Zufriedenheit des Veranstalters verlaufen, hätte er nicht des Verführerischen offenbar zu viel getan. Ein oder mehrere Unbekannte haben dem Reiz der Schönheit jedenfalls nicht widerstehen können und eines der erlesensten Schmuckstücke gestohlen: ein Collier aus geschwärztem rosa Gold, besetzt mit 19 weißen, 19 gelben Diamanten sowie Smaragden, Schätzwert zwei Millionen Euro. Angeblich hing das Kunstwerk nicht am Hals eines Stars, sondern ruhte auf Samt in einer Glasvitrine.

Ein Aufpasst für neun Gäste – immer noch zu wenig

Dabei hatte De Grisogono an der Sicherheit nicht gespart. Insgesamt 80 private Wachmänner und Polizisten hätten während der Soiree nach dem Rechten gesehen, versichert der Schmuckhersteller. Aber wie sich nun zeigt: Ein Aufpasser für neun Gäste war zu wenig. „Die Sicherheitsvorkehrungen haben versagt“, stellte ein Ermittlungsbeamter treffend fest.

Der Schock sitzt offenbar tief. Zwei Tage dauerte es, bis die Öffentlichkeit in der Nacht zum Freitag schließlich erfuhr, was sich am Dienstagabend zugetragen hatte. Trösten kann sich De Grisogono damit, dass er nicht das einzige Opfer ist. Die Konkurrenz hat es ebenfalls getroffen. Die Filmfestspiele von Cannes gehen in diesem Jahr mit einem Diebstahlsfestival einher. Am Freitag vergangener Woche entwendeten Kriminelle, wie berichtet, aus dem Novotel von Cannes Ringe, Armbänder und Colliers des Schweizer Juweliers Chopard im Wert von einer Million Euro. Nach bisherigem Stand der Ermittlungen kundschafteten drei aus Osteuropa stammende Männer den Lebenswandel einer Amerikanerin aus, die den Schmuck auf dem roten Teppich des Filmpalasts ins rechte Licht hätte setzen sollen. Als die Dame das Hotel verließ, drangen die Diebe vom Nachbarraum ins verwaiste Zimmer ein, brachen den im Kleiderschrank installierten Safe aus der Verankerung und nahmen ihn mitsamt der im Innern deponierten Kostbarkeiten mit. Anstatt an Hals eines Hollywoodstars glänzt der Schmuck des offiziellen Festival-Sponsors nun auf Fahndungsfotos.

Aus einer Villa verschwanden Uhren und ein Ferrari

Zu De Grisogonos Leidensgefährten zählen aber auch saudische Filmliebhaber, die sich unweit von Cannes in einer Villa einquartiert haben. Ungebetene Gäste ließen des Nachts Uhren und einen Ferrari im Wert von 430 000 Euro mitgehen. Der Ferrari fand sich später, von einem Verkehrsunfall gezeichnet, in einem Straßengraben. Von den Uhren fehlt jede Spur. Auch hat die Polizei bestätigt, dass noch in derselben Nacht kalifornische Festivalbesucher um Schmuck im Wert von 50 000 Euro erleichtert wurden. Schon wabern Gerüchte, wonach zum Ende des Festivals in diesem Jahr neben der Goldenen Palme erstmals der Goldene Dietrich verliehen werden soll.