Der Rohbau von fünf neuen Häftlingshäusern auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt Stammheim ist fertig. Zum Richtfest schaute auch Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) vorbei.

Stuttgart - Auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt Stammheim ist am Freitag Richtfest gefeiert worden. Insgesamt fünf neue Haftgebäude sind im Rohbau fertig gestellt, sie sollen nach der Inbetriebnahme Ende kommenden Jahres Platz für 560 Häftlinge bieten. Die Kosten für die Neubauten liegen bei 52 Millionen Euro, die komplett das Land übernimmt.

 

Ungeachtet des schlichten Zweckbaus, der das in die Jahre gekommene Gefängnis in Stammheim auf einen modernen Stand bringen soll, geriet der stellvertretende Amtsleiter der Landesbehörde Vermögen und Bau, das die Aufsicht über die Arbeiten führt, regelrecht ins Schwärmen: Der verwendete Sichtbeton habe fast „etwas Poetisches“, so Frank Berkenhoff bei der Begrüßung der geladenen Gäste – auch wenn das Richtfest der Haftanstalt „nicht ganz so öffentlichkeitswirksam ist wie die Eröffnung des neuen Einkaufszentrums Milaneo.“

Justizminister: Immer mehr Straftäter psychisch auffällig

Dem baden-württembergischen Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) als Festredner blieb es vorbehalten, den Blick von der Architektur auf’s Wesentliche zu lenken: Die Zellen und Gemeinschaftsräume im Stammheimer Hochhaustrakt, der während der RAF-Zeit in den 1970er Jahren traurige Berühmtheit erlangte, entsprächen nicht mehr den heutigen Anforderungen. „Auch Straftäter haben einen Anspruch auf menschenwürdige Lebensumstände“, sagte Stickelberger. Der Neubau sei ein Beitrag zum behandlungsorientierten Strafvollzug, der die Gefangenen auf das Leben nach der Haft vorbereiten solle. Zugleich macht der Minister aber auch deutlich, dass sich das Klima in den Gefängnissen in den vergangenen Jahren verschärft habe: „Immer mehr Gefangene neigen zu Gewalt gegen Personen, viele sind psychisch auffällig.“ Das Land werde mehr Mittel für die psychische Betreuung der Häftlinge bereitstellen müssen. Stickelberger dankte zugleich den Vollzugsbeamten, deren Arbeit in der Öffentlichkeit nicht immer die gebührende Würdigung erfahre.

Wenn die neuen Zellen bezugsfertig sind, soll der alte Zellentrakt abgerissen werden. Die weiteren Planungen sehen vor, dort ein Justizvollzugskrankenhaus zu errichten, das die Klinik auf dem Hohenasperg im Kreis Ludwigsburg ersetzen soll.