Das Kabarett-Duo „Die Lehrer“ hat ein Video über das Homeschooling gedreht: Ulrich Munz und Martin Ruppenthal unterrichten beide an Gymnasien, spielen auch mal in Sibirien – und behalten trotz Online-Unterricht die Nerven.

Böblingen: Carola Stadtmüller (cas)

Böblingen - Als Lehrer stehen der gebürtige Böblinger Ulrich Munz (unterrichtet in Nürtingen) und Martin Ruppenthal aus Ehingen ab Montag wieder online vor ihren Schülern. Als Kabarettistenduo haben sie ein Video produziert, in dem sie die Tücken des digitalen Fernunterrichts mit der schärfsten Waffe bekämpfen: mit Humor.

 

Wie geht es Ihnen denn im Homeoffice, Sie schaffen doch nichts, oder?

Ruppenthal: Genau, deswegen haben wir so viel Zeit und können solche Späße produzieren.

Im Ernst: Sie sind beide auch in der Leitung Ihrer Schulen tätig, beschreiben Sie mal, wie es bei Ihnen läuft.

Ruppenthal: Also typischerweise kommt kurz vor dem Wochenende eine Mail, die aber bereits in der Presse veröffentlicht ist. Darin steht alles Offensichtliche, und das, was wirklich geklärt werden müsste, ist eher vage ausgedrückt.

Das obliegt doch Ihrer Gestaltungsfreiheit als Lehrer!

Ruppenthal: Ja, an genau der Stelle sind wir sehr dankbar für diese Gestaltungsfreiheit – die es ermöglicht zu entscheiden, zwei oder drei Fenster aufzumachen.

Stichwort Lüften: In Ihrem Film haben Sie alles zusammengetragen, was so im Homeschooling passieren kann. Ist das alles so passiert?

Munz: Das ist aus dem Leben gegriffen, absolut. Genau so passiert das. Ständig hat einer sein Mikro nicht an oder der Hund bellt oder das Essen ist fertig.

Das Lustige ist, man ist im wirklichen Leben immer ganz knapp vor der Verzweiflung, wenn diese Dinge wirklich passieren, oder etwa nicht?

Munz: Genau da hilft der Humor, damit es erst gar nicht zur Verzweiflung kommt.

Sie haben als „Die Lehrer“ vor einiger Zeit in Sibirien gespielt, wie kam das?

Ruppenthal: Wir wurden vom Goetheinstitut in die größte Deutsch-Community außerhalb Deutschlands eingeladen zu einem sibirischen Deutschlehrer-Tag. Dort haben wir eine Fortbildung angeboten und abends zur Unterhaltung beigetragen. Wir machen nämlich beides. Also flogen wir übers Wochenende nach Nowosibirsk zu einem Humorworkshop plus Auftritt.

Warum ist das hierzulande keine Pflichtveranstaltung für alle Lehrer?

Ruppenthal: Das fragen alle! Aber Humor ist oft schwer greifbar, ähnlich wie „guter Unterricht“ – was ist das, und wie geht es? Heute muss ja alles evidenzbasiert sein, wie vor zehn Jahren alles evaluiert sein musste. Wie diese Säue auch heißen, die man durchs Dorf treibt, alles muss halt messbar sein!

Munz: Diese Differenz zeigt sich zum Beispiel an unseren Fortbildungen. Die sind immer voll, wurden jetzt aber alle abgesagt mit dem Hinweis, sie seien nicht priorisiert. Als Humortätiger steht man gelegentlich im Verdacht, halt so Spaßmacher zu sein, dabei arbeiten auch Psychiater in der Burnout-Prävention mit Humortechniken. Aber wir sind hartnäckig.

Torben-Alexander und Saskia-Magdalena sind auch scharf auf solche Lehrer!

Ruppenthal: Was braucht ein Lehrer mehr, als einen gewissen Umgang mit unvorhergesehen Ereignissen. Und genau das brauchen wir ja jetzt auch. Jeden Tag kommen neue Dinge, die wir noch nicht hatten. Daran kann man verzweifeln, oder eben in die Hände spucken und lachen.