Das schwäbische Duo „Dui do on de Sell“ erntet in Renningen Lachsalven.

Kabarett - Auf der Bühne ein großes Plakat: „Figurwunder 14 Tage Challenge“ mit dem Angebot einer täglichen Ration von drei Shakes, zwei Smoothies und fünf Vitaminkapseln, dazu die nötigen strengen Trainingseinheiten. Kein Wunder, dass sich Doris durch das Foto der durchtrainierten Athletin im modischen Powerdress mächtig unter Druck gesetzt fühlt, während Petra den Kampf zwischen Jogging und Bett längst mit einem Kompromiss beendet hat: „I renn’ ens Bett!“

 

Beide sind das schwäbische Kabarett-Duo „Dui do on de Sell“, das am Freitagabend das Publikum in der seit Monaten ausverkauften Renninger Stegwiesenhalle zu Lachsalven hingerissen hat: „Und du lach’sch halt“ heißt ihr neues Programm.

Viel Bühnendekoration brauchen sie nicht: Ein Tisch, zwei Stühle, ein Flipchart und das Fitness-Plakat reichen aus, um mit komödiantischem Witz Szenen aus dem schwäbischen Alltag aufs Korn zu nehmen. Da werden die unermüdlichen Facebook-Nutzer, die ein Bild von ihrem Hamster oder ihr unspektakuläres Mittagessen posten, als „o’zfriedne Langweiler“ karikiert: „Frieher war m’r sauer, wenn oiner dei Tagebuch g’lesa hot – heit isch m’ r sauer, wenn’s koiner liest!“ Dabei ist doch „berühmt sein bei Facebook wie reich sein bei Monopoly“.

Sie träumt von George Clooney

Die beiden können ihre „Schlabber-Gosch“ oifach ned halda. Trotzig kämpfen sie sich durch ihren holprigen Ehealltag, Petra bosselt talentfrei an einem Geburtstagsgedicht für ihren Gerhard zum Sechzigsten, und Doris, die unerbittlich von ihrem Schrittzähler schikaniert wird („noch 10 000 Schritte“), leidet auch noch unter Schlaflosigkeit. Im Übermaß hat sie Tabletten ausprobiert – und siehe da: Sie träumt, dass George Clooney vor ihrer Tür steht. „Und wenn man weniger nimmt“, wendet Petra ein, „dann steht da vielleicht Rainer Calmund“.

Die beiden sind auch selbstironisch: Als ein Bekannter erzählt, seine Ehefrau habe seit drei Monaten nicht mehr mit ihm gesprochen, raten sie zu Dankbarkeit: „So a Weib findesch ned alle Dag!“ Überhaupt scheint für die beiden die Ehe ein Workshop: „Er workt, sie shoppt!“ So richtiges Feuer brennt wohl in ihrem Eheleben nicht mehr. Geräusche aus dem Schlafzimmer stammen „von einem Wadenkrampf“, und Petra fühlt sich geschmeichelt, weil der junge Mann im Mediamarkt kürzlich ihre Postleitzahl wissen wollte. Auch ärgern sie sich über die Krankenkasse, die Viagra bezahlt, Medikamente gegen Augenprobleme aber nicht: „Du sollsch dich fortpflanza, aber nemme sea, mit wem!“

Seit 18 Jahren zusammen auf der Bühne

Im zweiten Teil des Abends fuchtelt Doris mit ihrem zeitgeistigen Handy-Stick herum und posiert mit schrägen Grimassen in alle Himmelsrichtungen. Die Kombination aus flottem Wortwitz und komödiantischer Inszenierung macht das Duo so besonders.

Seit nun 18 Jahren treten Petra Binder und Doris Reichenauer gemeinsam auf, erzählen sie im Gespräch, und touren inzwischen mit vier Programmen durchs Ländle. Angefangen hat alles mit einer Panne: Als bei einem Auftritt Mitwirkende ausgefallen sind, haben sie Schrubber und Putzeimer geschnappt und sind spontan eingesprungen. Nach Auftritten im privaten Kreis füllen sie inzwischen große Hallen und wollen gar nicht gezielt Mundart- Theater machen, sondern reden, „wie m’r halt hier schwätzt“. Ihren Erfolg erklären sie mit „dem hohen Wiedererkennungswert“ ihrer Sketche. Und wovon träumen denn Frauen nun wirklich? „Von Schoklad’, der ned fett macht“ – und natürlich von „Amore mit Motore!“ Oifach sauglatt!