Mit seinem neuen Programm „Ene, mene, muh – wem traust du?“ tritt der preisgekrönte Kabarettist Thomas Schreckenberger aus Gechingen am 21. August im Renitenz-Theater in Stuttgart auf. Sein Spott-Thema ist das Misstrauen, das sich auf immer mehr Lebensfelder ­verbreitet und kaum noch aufzuhalten ist.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart -

 
Herr Schreckenberger, in Ihrem Programm beklagen Sie einen massiven Vertrauensverlust quer durchs Land, der die Politik zwar am härtesten trifft, aber eben nicht nur. Warum sollten wir einem Kabarettisten trauen?
Vielleicht weil ich dann doch nicht so abhängig von Interessensgruppen bin - außer von meiner Frau und den Kindern, die darauf achten, dass ich meine Gagen nicht sinnlos verprasse. Ansonsten ist die Zahl der Lobbyisten, die versuchen, Einfluss auf mein Programm zu nehmen, bisher angenehm gering. Dafür bekomme ich selten Zuwendungen von der Industrie oder Werbeangebote - auch wieder schade.
Können wir den Versprechungen der Bahn zu Stuttgart 21 trauen?
Ich traue ja nicht einmal den Durchsagen am Bahnsteig! Ich denke, Herr Grube wird bald in einer selbigen am Hauptbahnhof verschwinden. Es muss wie ein Unfall aussehen!. Und Ronald Pofalla wird dann neuer Bahnchef. Der kann die Fehlplanungen und Mehrkosten für beendet erklären – der kann so was, hat ja schon bei der NSA-Affäre super funktioniert! Vielleicht kann er auch die defekten Zugtoiletten für beendet erklären, das würde mir persönlich schon reichen.

Jogi Löw wäre ein Kandidat für die Grünen

Ministerpräsident Kretschmann ist der beliebteste Politiker Deutschlands. Jetzt kam heraus, dass er Nebenabsprachen mit der CDU heimlich getroffen hat. Was wird als nächstes bei der Landeskoalition ans Tageslicht kommen?
Sicher gibt es schon eine Geheimabsprache, dass Kretschmann kurz vor der nächsten Wahl zur CDU wechselt. Dann hätten die endlich mal wieder einen richtigen konservativen Spitzenkandidaten und Kretschmann könnte 2021 doch noch mal kandidieren. Er wäre mit dann 73 Jahren für die CDU ja fast noch ein Jungspund – Adenauer hat in dem Alter ja erst richtig angefangen. Nur die Grünen brauchen halt ein neues Zugpferd – aber vielleicht lässt sich ja Jogi Löw breit schlagen, der kommt ja immerhin aus der Ökohauptstadt Freiburg.
Woran erkennen wir, dass uns sogar der eigene Partner belügt?
Man sagt ja, Frauen merken das immer, Männer nie. Mann muss halt die Beziehung frisch halten, damit so was gar nicht erst anfängt. Auch mal was Verrücktes tun. Ich habe mit meiner Frau kürzlich mal eine Runde Strip-Poker gespielt. Allerdings Strip-Poker Ü40 - da fängt man nackt an und wer eine Runde gewinnt, darf was anziehen. Und wer zuerst ganz angezogen ist, der darf Fernseh gucken gehen.
Würde man ohne Lügen überhaupt eine lange Partnerschaft führen können?
Eine gute Frage! Wahrscheinlich nicht - höchstens man hat einen gemeinsamen Baukredit. So was schweißt ja mehr zusammen als alles andere. Was die politische Partnerschaft angeht, so versucht ja gerade Seehofer mit – seiner Meinung nach – ehrlichen Aussagen, Frau Merkel anzugehen. Sie ignoriert das einfach – vielleicht die beste Taktik für eine lang anhaltende Partnerschaft.
Sie haben die „Lüdenscheider Lüsterklemme“ gewonnen. Hört sich anzüglich an. Um was geht es da?
Also auf keinen Fall um anzügliche sauerländische Sexpraktiken mit Strom! Das ist einer der zahlreichen Kleinkunstpreise, die es so gibt: Es gibt Krähen, Pfannen, Schafe und vieles mehr. In diesem Fall ist die Lüsterklemme aber tatsächlich auch ein Lüdenscheider Industrieprodukt. Am liebsten war mir bisher aber der Kleinkunstpreis Baden-Württemberg - klarer Name ohne Schnick-Schnack und gut dotiert. Also ein typisches Produkt aus dem Ländle!
Am 21. August, 19 Uhr, tritt Thomas Schreckenberger im Renitenz-Theater in Stuttgart auf. Karten unter Telefon 0711 / 29 70 75.